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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Arbeit, Calum. Du hast genug Zeit vertrödelt. Leila, du bleibst hier. Ich will mit dir reden, bevor du gehst.«
    Die Grobheit in der Stimme ihres Mannes erstaunte Johanna. Offensichtlich war er wütend auf Calum, und etwas davon bezog sich auch auf Leila. Die Maclaurin-Frau machte ein unglückliches Gesicht. Johannas Herz flog ihr zu. Sie wollte sie beschützen. Sie beschloß, daß sie zuerst herausfinden mußte, was Leila getan hatte, um den Clansherrn zu verärgern.
    »Ich habe Calum eben gesagt, er dürfte nichts Schweres heben, M’lord.«
    »Er wird an der Mauer arbeiten.«
    »Du meinst … er soll Steine schleppen?« fragte sie entsetzt.
    »Genau.«
    »Das kann er nicht.«
    »Er wird es können.«
    Sie nahm eine Blume und stopfte sie in die Vase, ohne darauf zu achten, was sie tat. Sie war vollends damit beschäftigt, ihren Ehemann anzublitzen.
    Aber vielleicht bin ich ungerecht, dachte sie. Ihr Mann wußte einfach nicht, wie schwer Calums Wunde war. »Der Schnitt ist sehr tief, M’lord. Er sollte gar nicht arbeiten.«
    »Es kümmert mich nicht, wenn er seinen Arm verliert, Weib. Er wird arbeiten.«
    »Dann reißen die Nähte auf.«
    »Meinetwegen soll er die Steine mit einer Hand oder einem Fuß bewegen. Leila?«
    »Ja, Clansherr MacBain?«
    »Du wirst meine Soldaten nicht ablenken, wenn sie zu tun haben, ist das klar?«
    Tränen schimmerten in ihren Augen. »Ja, Clansherr MacBain. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Das hoffe ich. Du kannst jetzt gehen.«
    Leila knickste hastig und wandte sich zum Gehen. »Soll ich morgen zurückkommen und Euch helfen, Herrin?«
    Johanna wollte gerade ja sagen, doch Gabriel kam ihr zuvor. »Das ist nicht nötig. Eine der MacBain-Frauen wird deine Aufgaben übernehmen.«
    Leila rannte aus der Halle. Johanna war wütend. Sie rammte eine weitere Blume in die Vase und sah Gabriel kopfschüttelnd an.
    »Du hast ihr sehr wehgetan, Gabriel.«
    »Ihre Gefühle werden sie nicht umbringen«, fauchte er.
    »Was soll denn das heißen?«
    »Komm, Dumfries. Wir gehen raus.«
    Johanna stopfte die restlichen Blumen in die Vase und hastete auf die andere Seite, um ihrem Mann den Weg zu versperren. Sie stand nur einen Fuß entfernt von ihm.
    MacBain betrachtete sie. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und den Kopf zurückgeworfen, um ihm in die Augen sehen zu können. Im Augenblick benahm sich seine Frau nicht gerade schüchtern. Ein Feuer glomm in ihren Augen, und Gabriel gefiel das aufmüpfige Gehabe seiner Frau so gut, daß er am liebsten gegrinst hätte.
    Statt dessen runzelte er die Stirn. »Stellst du etwa meine Beweggründe in Frage?«
    »Ich glaube, genau das tue ich.«
    »Das ist dir nicht erlaubt.«
    Sie änderte die Strategie. »Meine Meinung zu sagen, ist mir aber erlaubt. Und meine Meinung ist, daß du Leila mit deiner Kritik ziemlich verletzt hast.«
    »Sie wird’s überleben«, schnappte er.
    Es war nicht leicht, aber sie wich nicht vor seinem zornigen Blick zurück. »Eine gute Frau würde das Thema wahrscheinlich fallenlassen«, flüsterte sie.
    »Wahrscheinlich.«
    Sie stieß einen Seufzer aus. »Dann bin ich vermutlich keine sehr gute Frau, Gabriel. Ich möchte nämlich trotzdem wissen, was Leila getan hat, daß du so wütend auf sie bist.«
    »Sie hat verdammt noch mal fast einen meiner Soldaten getötet.«
    »Tatsächlich?«
    »Aye, tatsächlich.«
    »Aber doch bestimmt nicht absichtlich«, warf sie ein.
    Er beugte sich zu ihr, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von ihrem entfernt war. »Calum ist selbst schuld. Er scheint sich deine Krankheit eingefangen zu haben. Er hat nicht aufgepaßt, was er tat.«
    Sie straffte ihre Schultern. »Spielst du auf die kleine Begebenheit an, als ich versehentlich in eure Übungsstunde geplatzt bin?«
    »Exakt.«
    »Es zeugt von schlechten Manieren, mich daran zu erinnern«, verkündete sie.
    Er wirkte nicht so, als würde ihn das kümmern. »Am Leben zu bleiben ist wichtiger, als auf verletzte Gefühle Rücksicht zu nehmen«, murmelte er.
    »Das ist wahr«, lenkte sie ein.
    Dumfries unterbrach sie durch ein lautes Bellen. Gabriel drehte sich um, rief seinen Hund und ging, ohne seine Frau noch eines Blickes zu würdigen.
    Johanna dachte den Rest des Nachmittags über das Gespräch nach. Sie wußte, sie hätte sich vermutlich nicht in die Entscheidungen ihres Mannes, die seine Clansmitglieder betrafen, einmischen dürfen. Aber sie hatte sich einfach nicht beherrschen können. In den wenigen Monaten, die sie verheiratet war,

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