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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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gelandet.
    Johanna entschuldigte sich. Sie ging hinauf, holte ihren halbfertigen Wandteppich, Nadel und Faden und kehrte in die große Halle zurück. Dort setzte sie sich auf einen der beiden Stühle am Feuer und begann zu arbeiten.
    Sie hatte gerade den ersten Nadelstich ausgeführt, als sie auch schon gestört wurde.
    »Ihr sitzt auf dem MacBain-Stuhl, M’lady«, bemerkte Keith. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und stand dicht vor Johanna. Drei andere Maclaurin-Soldaten standen hinter ihrem Befehlshaber und nahmen ihr das Licht. Alle wirkten ausgesprochen irritiert über ihr neuerliches Fehlverhalten.
    Sie stieß einen Seufzer aus. »Es ist also wichtig, wo ich sitze, stimmt’s, Keith?«
    »Aye, M’lady. Ihr tragt heute das Maclaurin-Plaid, also solltet ihr auch auf dem Maclaurin-Polster sitzen.«
    Die drei Soldaten, die hinter ihrem Anführer standen, nickten zustimmend.
    Sie wußte nicht, ob sie die mürrisch dreinblickenden Soldaten auslachen oder anbrüllen sollte. Ein Raunen lief durch das Grüppchen, während sie darauf warteten, daß Johanna sich umsetzte.
    »Laßt sie doch sitzen, wo sie will«, dröhnte die Stimme eines MacBain-Soldaten herüber.
    Johanna fand die ganze Szene ausgesprochen albern. Sie schielte um die Soldaten herum zu ihrem Mann, von dem sie sich einen kleinen Wink erwartete. Gabriel beobachtete sie zwar, zeigte aber keinerlei erkennbare Reaktion auf das, was sich abspielte. Er wollte ihr offenbar die Entscheidung allein überlassen. ’
    Sie beschloß, es den Maclaurins recht zu machen. Schließlich war es immer noch Donnerstag. »Vielen Dank für den Hinweis, Keith. Und für Eure Geduld mit mir.«
    Sie versuchte, ihre Stimme ernst klingen zu lassen. Dennoch schaffte sie es nicht ganz, ihre innerliche Belustigung zu verbergen. Die Männer traten zurück, als sie aufstand. Einer beugte sich sogar vor, um ihren Nähbeutel für sie aufzunehmen.
    Johanna wanderte zur anderen Seite der Feuerstelle und setzte sich auf den Maclaurin-Stuhl. Sie sortierte ihre Röcke, nahm dann wieder ihre Stickerei auf und arbeitete weiter.
    Sie hielt den Kopf über den Stickrahmen gebeugt und tat so, als würde sie sich in ihre Arbeit vertiefen, denn die Maclaurins beobachteten sie immer noch. Endlich vernahm sie verschiedentliches Grunzen, von dem sie annahm, daß es einfache Laute der Anerkennung waren, und mußte sich auf die Unterlippe beißen, um nicht zu lachen.
    Vater MacKechnie blieb den ganzen Abend an Gabriels Seite. Er informierte den Clansherrn über die neuesten Ereignisse in den anderen Clans. Johanna fand das Gespräch faszinierend, ging es doch um Fehden. Ihr kam es vor, als wäre jeder Clan in den Highlands in irgendeine Art Streit verwickelt. Die Gründe, die der Priester für die verschiedenen Antipathien angab, erschienen ihr noch erstaunlicher. Unfaßbar, aber die leichteste Andeutung einer Beleidigung konnte die Temperamente schon zum Brodeln bringen. Ein Nieser schien auszureichen, um eine Schlacht zu entfesseln.
    »Die Highlander kämpfen gerne, nicht war, Vater?« Johanna sah nicht einmal von ihrer Arbeit auf, als sie die Frage hinüberrief.
    Vater MacKechnie wartete, bis die Maclaurin-Soldaten nacheinander die Halle verlassen hatten, ehe er ihr antwortete. Johanna war froh, daß die Männer gingen. Sie benahmen sich so laut und polternd, daß es schwierig war, eine Unterhaltung zu führen, wenn man nicht jedes Wort brüllen wollte.
    Und so war es auch plötzlich herrlich ruhig, als sie fort waren. Keiner von ihnen hatte sich vor seiner Herrin verbeugt. Johanna versuchte, sich nicht verletzt zu fühlen, da sie wenigstens ihrem Mann das Wenige an Respekt erwiesen hatten.
    Sie wiederholte ihre Frage an den Priester. »Aye, sie kämpfen gerne«, antwortete Vater MacKechnie.
    »Wie kommt das? Was denkt Ihr?«
    »Es wird als ehrenvoll angesehen«, erklärte er.
    Johanna verpatzte den Stich, runzelte die Stirn und machte sich daran, den Fehler zu korrigieren. Sie heftete ihre Augen auf die Arbeit, während sie ihren Mann fragte, ob er dem Geistlichen zustimmen würde.
    »Aye, es ist ehrenhaft«, sagte Gabriel.
    Sie fand die Ansicht der Männer albern. »Sich die Köpfe einzuhauen wird als ehrenvoll betrachtet? Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wieso, M’lord.«
    Gabriel grinste. Johannas Wortwahl in Verbindung mit dem aufgebrachten Tonfall ihrer Stimme amüsierte ihn.
    »Der Kampf erlaubt es dem Highlander, die Talente unter Beweis zu stellen, auf die er am meisten

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