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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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möchte, daß du eine Schürze voll Wildblumen für die Tische holst«, sagte Johanna. »Megan, du und ich werden weißes Leinen auf die Tische legen und die Schneidebretter rauswerfen.«
    »Die Halle sieht sehr ordentlich aus, nicht wahr?« bemerkte Megan.
    Johanna bejahte. Und sie roch auch sauber. Der Duft von Pinien mischte sich mit dem Geruch der sauberen Binsen auf dem Boden. Die Halle war groß genug, um mindestens fünfzig Krieger vertragen zu können, doch sie war nur spärlich möbliert. Das fiel ihr erst jetzt auf, als zwei Soldaten zwei Stühle mit hoher Lehne herunterschleppten.
    »Wo wollt Ihr die Dinger hinstellen?« verlangte Megan zu wissen.
    »Vor die Feuerstelle«, antwortete einer der Männer. »Wir befolgen nur die Befehle unseres Clansherrn.«
    Megan runzelte die Stirn. Sie breitete das Leintuch auf einem der Tische aus und beugte sich darüber, um es glattzustreichen. »Ich würde zu gerne wissen …«
    Johanna unterbrach sie. Sie nahm das andere Ende des Tischtuchs und zog es über die andere Tischkante. »Er will, daß ich am Feuer sitze«, erklärte sie. Dann stieß sie einen Seufzer aus. Die beiden Männer trugen inzwischen die Stühle durch den Raum, und Dumfries begann zu knurren. Die Männer waren jung, und beide hatten offensichtlich Angst vor dem Hund. Sie änderten ihre Richtung, um einen großen Bogen um ihn zu machen.
    Johanna konnte ihre Furcht nur zu gut nachempfinden. Sie überlegte einen Moment, ob sie den beiden erzählen sollte, Dumfries würde ihnen nichts tun, besann sich dann aber. Es wäre ihnen bestimmt peinlich, wenn jemand ihr Unbehagen bemerkte. Also tat sie, als sei sie mit dem Tischtuch zu beschäftigt, um irgend etwas bemerkt zu haben.
    Die Stühle wurden im rechten Winkel zueinander vor das Feuer gestellt. Die Männer verbeugten sich vor ihrer Herrin, und nachdem sie ihren Dank ausgesprochen hatte, eilten sie aus der Halle.
    Die schwarzgepolsterten Stühle wirkten plump. Johanna entdeckte jetzt, daß einer mit dem Maclaurin-Plaid, der andere mit dem der MacBains bedeckt war.
    »Herr im Himmel, soll ich jetzt täglich die Stühle wechseln, wie ich es mit den Plaids mache?«
    »Wie beliebt, Herrin?« Megan hielt in ihrer Aufgabe inne, den Stapel Schneidebretter auf den Tisch zu stellen. »Ich habe nicht ganz verstanden, was Ihr gesagt habt.«
    »Ich habe nur in mich hineingemurmelt«, erklärte Johanna, nahm Megan die Hälfte des Stapels ab und ging zum anderen Tisch hinüber.
    »War es nicht sehr rücksichtsvoll von Eurem Mann, an Eure Bequemlichkeit zu denken? So vielbeschäftigt wie er ist, hat er dennoch daran gedacht, Stühle für Euch hereinbringen zu lassen.«
    »Ja, wirklich«, stimmte Johanna hastig zu, denn daß Megan dachte, sie wüßte die Fürsorge ihres Mannes nicht zu schätzen, war das letzte, was sie wollte. »Ich denke, ich werde heute abend an meinem Wandteppich arbeiten. Das wird ihm sicher gefallen.«
    »Ihr seid eine gute Frau. Ihr wollt Eurem Mann gefallen.«
    »Nay, Megan, ich bin keine sehr gute Frau.«
    »Aber natürlich seid ihr das«, widersprach Megan.
    Gabriel trat gerade rechtzeitig ein, um die Bemerkung der Maclaurin-Frau zu hören. Er zögerte auf der obersten Stufe und wartete darauf, daß seine Frau ihn bemerkte. Die jedoch war damit beschäftigt, die Bretter auf die einzelnen Plätze am Tisch zu verteilen.
    »Eine gute Frau ist unterwürfig.«
    »Und ist das etwa schlecht?« fragte Megan.
    »Es scheint nicht recht zu mir zu passen«, sagte Johanna, wobei sie versuchte, das schmerzvolle Thema als möglichst unbedeutend darzustellen.
    »Für mich wirkt Ihr aber höchst ergeben«, bemerkte Megan. »Ich habe noch nie gesehen, daß Ihr irgend jemandem widersprecht, am wenigsten Eurem Gatten.«
    Johanna nickte. »Ich habe versucht, seine Befehle zu befolgen, weil sich herausgestellt hat, daß er auf meine Gefühle Rücksicht nimmt. Es wird ihm gefallen, daß ich am Feuer sitze und Handarbeiten mache, und da mir die Arbeit Spaß macht, werde ich seinem Wunsch entsprechen.«
    »Das ist nett von dir, Frau.«
    Bei Gabriels ironisch klingender Bemerkung schoß Johanna herum und errötete heftig vor Verlegenheit. Sie fühlte sich, als hätte man sie gerade beim Begehen einer Sünde erwischt.
    »Ich meinte es nicht respektlos, M’lord.«
    »Das habe ich auch nicht so aufgefaßt.«
    Sie starrte ihn eine Weile an, während sie seine Gedanken zu erraten versuchte. Aber sein Gesichtsausdruck verriet ihr nicht, ob er amüsiert oder verärgert

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