Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
hatte sie sowohl Leila als auch Calum liebgewonnen.
    Tatsächlich war sie aber von ihrem eigenen Verhalten überrascht. In der Vergangenheit hatte sie gelernt, keine Zuneigung zu jemandem zu fassen, denn das brachte nur Sorgen mit sich, und ihr erster Ehemann hatte noch ein Druckmittel in der Hand, das er gegen sie verwenden konnte. Ihre Sympathien für Personen aus der Dienerschaft hatten diese in Gefahr gebracht.
    Chelsea war Johannas erste Lektion gewesen. Sie war die Küchenmagd gewesen, im selben Alter wie Johanna, und hatte ein ausgesprochen freundliches Wesen. Raulf wußte, daß Johanna gerne in der Küche half, und sie hatte ihm gegenüber einmal erwähnt, wie sehr sie Chelsea mochte, weil sie so einen agilen Verstand hatte und Spaß an allem finden konnte.
    Eines Tages hatte Chelsea ein Ei zerbrochen. Der Koch berichtete Raulf von dem Verlust, und Raulf brach Chelsea am Nachmittag ein Bein. Bischof Hallwick hatte die Strafe angeordnet, denn er fand sie für solch eine Unachtsamkeit angemessen.
    Doch hier war natürlich alles anders. Sie durfte Freunde haben, ohne sich über deren Sicherheit Sorgen machen zu müssen.
    Vater MacKechnie gesellte sich zum Essen zu ihnen. Er wirkte von seiner Reise in das Tiefland und wieder zurück erschöpft, hatte jedoch Massen von Neuigkeiten über die Ereignisse in England zu berichten.
    Die Soldaten sprachen alle auf einmal, und so war es schwierig, die Worte des Priesters zu verstehen.
    »Papst Innozenz wird König John ganz sicher exkommunizieren«, berichtete Vater MacKechnie lautstark, damit man ihn auch bestimmt hörte. »Dann wird das Land unter den Kirchenbann gelegt.«
    »Was hat er denn getan, um so eine harte Bestrafung zu verdienen?« fragte Johanna.
    »John war entschlossen, einen Mann aus seinen Reihen als Erzbischof von Canterbury einzusetzen. Unser Papst wollte diese Insubordination nicht zulassen. Er ernannte, soweit ich gehört habe, jemanden, der in England unbekannt ist. John war wütend über diese Ernennung und gab Befehl, diesen Mann nicht nach England hineinzulassen.«
    Einer der Maclaurin-Soldaten machte eine kurze Bemerkung, die die anderen urkomisch fanden. Johanna mußte warten, daß das Gejohle, das vom anderen Tisch herüberschwappte, abebbte, ehe sie fragen konnte.
    »Was wird denn geschehen, wenn das Land mit einem Interdikt belegt wird?«
    »Natürlich werden die Untertanen darunter zu leiden haben. Die meisten Priester werden aus England fliehen müssen. Es wird keine Messen geben, keine Beichten angehört, keine Ehe geschlossen werden. Die einzigen Sakramente, die Papst Innozenz erlauben wird, sind Taufen für unschuldige Neugeborene und Letzte Ölungen für Sterbende, vorausgesetzt, die Familie kann rechtzeitig einen Priester finden, der diese Dinge vornimmt. Das ist eine schreckliche Sache, Lady Johanna, aber der König scheint sich darüber keine großen Sorgen zu machen.«
    »Wahrscheinlich wird er die Kirchen plündern, damit er einen Ausgleich findet«, spekulierte Gabriel. Johanna stimmte zu.
    Vater MacKechnie war von dieser Möglichkeit entsetzt. »Dann wird er in der Hölle brennen«, murmelte er.
    »Seine Seele ist bereits verloren, Vater.«
    »Das könnt Ihr nicht sicher wissen, Kind.«
    Johanna senkte ihren Blick. »Nein, das kann ich nicht.«
    Vater MacKechnie wandte sich einem anderen Thema zu. »Prinz Arthur ist tot«, verkündete er. »Manche glauben sogar, daß er vor vier Jahren zu Ostern gestorben ist.«
    Vater MacKechnie hielt einen Moment inne. »Es geht das Gerücht um, daß er ermordet wurde.«
    Gabriel beobachtete Johanna genau. Und er bemerkte sofort, daß ihre Gesichtsfarbe so weiß wie Milch geworden war.
    »Das ist wahrscheinlich«, sagte Calum.
    »Ja, aber die Frage, die die Barone quält, ist …«
    »Wer es getan hat«, half Calum aus.
    »Genau«, stimmte der Priester zu.
    »Was wird denn allgemein vermutet?« fragte Gabriel.
    »Die meisten glauben, daß König John ihn hat ermorden lassen. Natürlich streitet er jegliches Wissen über das Schicksal seines Neffen ab.«
    »Der König ist jedenfalls der einzige, der ein starkes Motiv hat«, bemerkte Calum.
    »Vielleicht«, sagte der Priester.
    »Einen Toast auf die Arbeit des Tages.«
    Der Ruf kam von Keith. Die Maclaurin-Soldaten standen alle auf und erhoben ihre Kelche. Die MacBains taten es ihnen nach. Sie trafen sich zwischen den Tischen, stießen ihre Kelche gegeneinander und kippten hinunter, was noch übrig war. Das meiste des Inhalts war auf dem Boden

Weitere Kostenlose Bücher