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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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für unbedarfte Ausländer wie diesen hier.
    Der kleinere Mann, der hinter dem Rothaarigen stand, sagte trocken: »Bist du sicher, dass du mit einem tollwütigen jungen Hund wie diesem reden willst?«
    Macrae nahm seine Hände von Nikolais Schultern und richtete sich auf. »Betrachte ihn mit den Augen des Sehers und frag mich das dann noch einmal!«
    Die Augen des kleineren Mannes verengten sich vorübergehend, dann riss er sie verwundert auf. »Großer Gott, der Junge glüht förmlich vor Macht! Wenn er erwachsen ist, wird er ein vortrefflicher Magier sein.«
    »Sofern er lange genug lebt und die entsprechende Ausbildung erhält«, entgegnete Macrae grimmig. »So wie er aussieht, ist er auf dem besten Wege zu verhungern.«
    »Sprecht nicht von mir, als wäre ich nicht hier, Ihr Flegel!«, fauchte Nikolai.
    »Die Kreatur spricht Englisch«, stellte der kleine Mann voller Erstaunen fest. »Sein Akzent ist grauenhaft, aber er spricht recht fließend.«
    »Nenn ihn nicht ›Kreatur‹!«, versetzte Macrae ärgerlich. »Er ist ein Junge, vermutlich jünger als mein Duncan. Er ist einer von uns, Jasper. Seine Macht fühlt sich anders an als alle, die ich kenne, doch sie ist real und beinhaltet große Möglichkeiten.«
    »Vielleicht hat er afrikanisches Blut«, meinte Jasper. »Es liegt etwas davon in seinem Gesicht und seiner Hautfarbe wie auch in der Aura seiner Macht.«
    Nikolai gewann seine Kraft zurück, aber er war immer noch gefangen zwischen den beiden Männern. Warum wurde das von niemandem bemerkt? Viele Leute gingen nur ein paar Schritte entfernt über den Platz und blickten nicht einmal in ihre Richtung.
    Magier, hatte einer der beiden Männer gesagt. Nikolais Großmutter hatte ihm erklärt, das Wort bedeute Zauberer oder Medizinmann. Diese Männer hatten also offenbar Magie benutzt, um ihn zu stellen und dafür zu sorgen, dass niemand in ihre Richtung blickte. Nikolai schirmte seine Gedanken ab, wie Nona es ihn gelehrt hatte, und duckte sich unter Macraes Arm hindurch, um einen weiteren Fluchtversuch zu unternehmen.
    Doch wieder wurde er von einer starken Hand gepackt. »Sieh dir das an, Jasper! Der Junge verfügt über Barrieren, die stark genug sind, ihn vor der Sicht eines Magiers zu verbergen!«
    »Entweder hat er schon eine Ausbildung genossen, oder er hat die Fähigkeit entwickelt, um zu überleben«, meinte Jasper nachdenklich. »Ich muss zugeben, dass er auch mein Interesse weckt. Aber was kann man mit einem so wilden Jungen wie dem hier anfangen?«
    »Geben wir ihm zunächst einmal etwas zu essen.« Der größere Mann fing Nikolais Blick auf. »Ich bin Macrae von Dunrath, und das ist Jasper Polmarric. Du hast schon immer gewusst, dass du anders bist, nicht wahr, mein Junge?«
    Nikolai ging einen Moment mit sich zurate, ob er lügen sollte, bevor er widerstrebend nickte.
    »Auch wir sind anders«, fuhr Macrae fort. »Auf die gleiche Art wie du. Oder eine vergleichbare zumindest. Es gehört zu unseren Pflichten, anderen unserer Art zu helfen, wenn es nötig ist. Und das Mindeste, was du brauchst, ist eine anständige Mahlzeit. Möchtest du uns Gesellschaft leisten? Wenn du mein Bewusstsein anrührst, wirst du feststellen, dass ich dir nichts Böses will.«
    Nikolai hatte Absichten schon immer gut durchschauen können, und bei Macrae konnte er keine Feindseligkeit spüren, was aber nichts bedeuten musste, da es auch noch andere Arten von Attacken gab. »Ich werde nicht Eure Hure sein!«
    Statt mit Verärgerung zu reagieren, lächelte Macrae ihn an. »Ich habe kein Interesse an schmutzigen kleinen Jungen. Oder höchstens dann, wenn sie dein Potenzial besitzen. Gibt es hier eine Gaststube, wo wir ein gutes Essen bekommen und uns in Ruhe unterhalten können?«
    Nikolai nickte und führte die beiden Männer durch die engen Gassen zu der besten Taverne am Wasser. Sie bot einen großartigen Ausblick auf den Hafen und war ein beliebter Treffpunkt für Schiffsoffiziere und Kaufleute. Natürlich hatte er hier noch nie gegessen, aber manchmal holte er sich Reste an der Hintertür.
    Der Wirt runzelte die Stirn, als er Nikolai hereinkommen sah, doch der offensichtliche Reichtum der Engländer bewahrte ihn vor einem Rauswurf. Jasper blieb am Tresen stehen, um Essen und Getränke zu bestellen, während Macrae Nikolai zu einer stillen Nische im hinteren Teil des Gastraums führte. Nikolai ließ sich nicht gern bevormunden, aber der verlockenden Gerüche wegen nahm er es diesmal klaglos hin. Er hätte vieles

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