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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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der Erkenntnis bringen würde, dass es keinen anderen Weg gab, das Mädchen von nebenan oder vom nächsten Kontinent rumzukriegen, als seinen Stil nachzuahmen.
    Für die Rajkamal Kalamandir Studios hatte sich Eddie entschieden, weil V. Shantaram heute hier anfing, seinen neuen Film zu drehen. Jener V. Shantaram, der Mitbegründer der legendären Prabhat Studios, die einige der bedeutendsten Filme der Dreißigerjahre, wie „Tukaram“ und „Aadmi“, produziert hatten. Bei Rajkamal, der Filmgesellschaft, mit der er sich schließlich selbstständig machte, war sein größter Erfolg „Jhanak Jhanak Payal Baje“ gewesen. Mit Sandhya, V. Shantarams Geliebten, Muse und späteren Ehefrau, in der weiblichen Hauptrolle wurde „ JJPB “ einer der ersten indischen Technicolor-Filme überhaupt und lief in keinem geringeren Lichtspieltheater als dem Metro fünfzig Wochen vor ausverkauftem Haus. Das „V“ vor seinem Namen war tatsächlich der Anfangsbuchstabe seines Nachnamens Vankudre. Doch eine seiner ersten medienwirksamen Maßnahmen hatte darin bestanden, „Shantaram“ zu seinem Vor- und Nachnamen zu machen. Dennoch wäre es unvorstellbar, geradezu blasphemisch gewesen, vom großen alten Mann lediglich als von „Shantaram“ zu sprechen, ohne dem Namen das ehrerbietige „Bapu“ anzuhängen.
    Es gab eine Zeit, da Eddie der Meinung war, V. Shantaram sei für einige der schauderhaftesten Filme der Fünfziger und Sechziger verantwortlich, wie etwa „Stree“ und „Navrang“, doch neuerdings hatte er seine diesbezügliche Haltung geändert, und das mit gutem Grund. Um jeden erfolgreichen Produzenten und Regisseur kreisten zahllose Anekdoten. V. Shantaram war schon so lange im Geschäft, dass selbst seine Kabelträger, Hilfsbeleuchter und Security-Leute wenigstens ein bis zwei Dutzend unvergessliche Geschichten über ihn auf Lager hatten.
    Außer seinem unbestreitbaren Talent war seine Sparsamkeit, wenn es um die Bezahlung von Schauspielern, Kameraleuten, Music Directors und anderen Mitarbeitern ging, längst fester Bestandteil der Hindi-Film-Legenden. Doch die Anekdote, die allen Schauspielaspiranten am meisten zu Herzen ging, handelte von Jeetendra, dem Tanzstar mit dem Hüfte wackelnden, kreisenden und rollenden Hintern und Kugellagern anstelle der Füße, einem Schauspieler von himmelschreiender Mittelmäßigkeit, dessen Filme von Rechts wegen schon am allerersten Tag gefloppt haben müssten, aber unweigerlich die Kinokassen sprengten. Die apokryphe Geschichte lautete, dass, als ein gewisser Ravi Kapoor einmal die Rajkamal Studios aufsuchte, um Kostümschmuck abzuliefern, V. Shantaram auf ihn aufmerksam wurde und ihm eine aberwitzige Frage stellte: „Was hieltest du davon, deinen Job als Lieferjunge hinzuschmeißen und stattdessen Schauspieler zu werden?“ Ravi Kapoor änderte seinen Namen in Jeetendra. Der Rest ist Geschichte. Seit jenem Tag wartete jeder Möchtegern-Schauspieler vor den Rajkamal Studios darauf, dass V. Shantaram in seinem Wagen vorfuhr, ihn bemerkte, jene berühmte Frage wiederholte und ihm einen neuen Namen verlieh.
    Es gab ein ungeschriebenes Gesetz, das jeder, der hoffnungsvoll vor den Filmstudios herumlungerte, befolgte. Manche Dinge tat man einfach nicht. Kapiert? Setz das in Großbuchstaben. Unterstreiche die Worte. Ätze sie in deine Seele. Schreib sie in deinen Gen-Code ein. Ab und an kam es vor, dass einer von Eddies angehenden Kollegen, mitunter sogar ein Freund, ausstieg, verschwand, sich in Luft auflöste. Niemand bemerkte dessen Abwesenheit. Beziehungsweise jeder tat so, und jeder wusste, wohin er gegangen war, aber unter ihnen galt die unausgesprochene Übereinkunft, dass derlei Ereignisse nicht erwähnt oder zur Kenntnis genommen wurden. Über Misserfolg zu reden oder auch nur daran zu denken, kam einem Verbrechen gleich. Stattdessen erzählte und käute man unaufhörlich die Erfolgsstorys von Megastars wie Jeetendra wieder, insbesondere aber jener, die aus dem Schattenreich zurückgekehrt waren, wie Amitabh Bachchan, der so verzweifelt gewesen war, dass er die Rolle des Schurken in „Parwana“ angenommen und dann mit „Zanjeer“ das Comeback des Jahrhunderts hingelegt hatte.
    Die Liste der Dinge, die man nicht tat, war nicht lang, aber das wichtigste Verbot betraf den Namen eines bestimmten

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