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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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hieven. Eddie konnte sich ein verächtliches Lachen gerade noch verkneifen. Sonnenbrillen in diesem dunklen Rattenloch! Und dann wurde ihm siedend heiß bewusst, dass er selbst besser daran getan hätte, eine zu tragen, und zwar von der dunkelsten Sorte. Das wäre die einzige Möglichkeit gewesen, zum Ausdruck zu bringen, dass er inkognito hier war, oder besser noch: unsichtbar. Die zwei Bosse hatten die Kabine erreicht und spähten auf einen dicken Stoß Arbeitsblätter.
    Der Ältere von beiden, der mit dem gelblich-karottenfarbigen Haar, beugte sich vor und maß die Menge mit kühlem Blick, während sein Assistent wieder herunterkam und sich in die rechte Ecke pflanzte. Der Boss rief entweder einen Namen oder zeigte auf jemanden und sagte etwa: „Du da mit dem pissfarbenen Jackett. Nicht du, Blödmann! Bist du farbenblind? Kannst du Gelb nicht von Violett unterscheiden?“ „Tut mir leid, Akram-bhai, tut mir leid!“ Die Leute wanden sich wie Würmer zu Füßen des Big Boss. Alle lachten, aber Akram-bhai hatte keine Zeit für Firlefanz. „Glaubt ihr etwa, ich bin ein Spaßmacher, der Geld dafür kriegt, dass ihr euch amüsiert? Hey, Gelb, willst du da noch länger rumstehen oder bist du so freundlich und verrätst Jalaluddin-bhai deinen Namen?“ Gelb arbeitete sich nach vorne, und der Assistent, Jalaluddin-bhai, notierte den Namen auf einem Blatt Papier.
    Welcher Teufel hatte ihn heute Morgen geritten, fragte sich Eddie, dass er nach Saat Rasta gefahren und durch das Gassengewirr am Dhobi Ghat gestolpert war, Bombays legendärer Touristenattraktion, wo die Wäscher Tausende von Wäschestücken zusammentrugen, die weißen Sachen von den farbigen trennten, erstere in gigantischen Kesseln kochten und auf den Rest so lange einprügelten und droschen, bis von Dreck und Wäsche nichts mehr übrig war, um dann das Resultat auf Hunderten von Wäscheleinen aufzuhängen? Selbst da hätte er noch kehrtmachen können, doch wie jemand, der in sein Verderben rennen will, war er weitergegangen, bis er dieses Schwarze Loch von Kalkutta erreicht hatte, wo die Statisten angeheuert wurden.
    â€žDu da an der Tür, schläfst du oder bist du tot?“, quatschte ihn Akram-bhai an. „Jalaluddin, yeh chikna kaun hai? Bahut sharma raha hain ladki jaisa.“
    Jetzt ruhten alle Augen auf Eddie. Wie konnte es dieser Akram-bhai wagen, ihn als „chikna“ zu bezeichnen? Er war keine Schwuchtel, und er war auch nicht so schüchtern wie ein Mädchen! Er hatte hier einfach nichts verloren, das war alles. Er war ein Schauspieler, kein Statist!
    â€žNaya lavanda hai, Sahab, ein richtiger Grünschnabel. Er hat sich gerade erst bei uns eingeschrieben. In ein paar Tagen ist der Tuntenlack ab.“
    â€žOy chikna, geh rüber zu Jalaluddin-bhai, dann wollen wir sehen, wie du dich vor der Kamera machst!“ Welch eine Erleichterung, die Entscheidung abgenommen zu bekommen! Jetzt blieb Eddie nichts anderes übrig, als sich gehorsam Jalaluddins Schar von Auserwählten anzuschließen.

    Eddie wusste gar nicht mehr, wie lange er auf diesen einen Augenblick, auf seinen ersten Auftritt vor der Kamera, hingearbeitet hatte, aber in seinem Bauch war ein Loch, eine Grube, größer als die in der Statistengewerkschaft, größer als der Tansa-See, der Bombay mit Trinkwasser versorgte. Außer ihm waren noch zweiundzwanzig andere Jung-Künstler und sieben Frauen von ihrer jeweiligen Gewerkschaft da. Ein paar Männer hatten versucht, ein Gespräch anzufangen, aber er hatte sich unnahbar gegeben, damit sie nicht merkten, dass er einen gottverdammten Heidenbammel hatte und, wenn es nur irgendwie möglich gewesen wäre, er sie angefleht hätte, einen Rettungswagen zu rufen, der ihn nach Hause schaffen würde.
    Der erste Regieassistent stellte sich vor die Gruppe. „Zuerst skizziere ich euch die Handlung. Nicht die ganze Geschichte, nur diese bestimmte Szene. Seid ihr bereit?“ Er schwieg, bis alle Ja gesagt hatten.
    â€žEs schüttet wie beim Jüngsten Gericht, und der Held, Sanjeev Kumar, klettert mit der Heldin, Hema Malini, in den Armen, nur an ein paar Lianen geklammert, eine steile Felswand hinunter. Es ist dunkel und windig, das Wasser strömt nur so herunter. Der Held rutscht und schlittert und hängt zwischen Leben und Tod. Schnitt auf den Schurken und seine Ganovenbande, die von oben auf das

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