Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
Vom Netzwerk:
genau. Ein Fahrgast hat heute erwähnt, dass die dort drüben Lastwagenfahrer suchen.“
    â€žWie viel würde das Ticket kosten?“
    â€žEs geht nicht nur um das Ticket, Maa. Ich werde auch einen Reisepass brauchen, und den Vermittler werde ich auch noch bezahlen müssen.“
    â€žUnd wo soll das Geld dafür herkommen?“
    â€žVon dem, was du von meinem Lohn gespart hast. Außerdem werde ich mir, wenn du nichts dagegen hast, etwas von dir leihen. Sobald ich dort anfange, etwas zu verdienen, zahle ich alles zurück. Mit Zinsen. Versprochen.“
    â€žWie lange wirst du fortbleiben?“
    â€žMaa, ich glaube nicht, dass ich jemals hier wegkommen werde. Das sind einfach nur Tagträume.“
    Das brachte Parvati zum Schweigen. Aber sie wusste, dass ihr Sohn sich mit irgendetwas quälte und es vor ihr geheim hielt. Einige Wochen später, als Shankar-rao gerade runtergegangen war, um die Zeitung zu kaufen und im Jai Bholenath Tea House eine Tasse Tee zu trinken, setzte sie sich neben Ravan aufs Bett.
    â€žIch hab nachgedacht, Ravan, ich bin nicht die richtige Gesellschaft für dich. Du liebst die Musik, und du singst so gut. Und ich? Ich hab überhaupt kein Gehör. Ein Sieb kann besser Wasser halten als ich einen Ton. Du bist ein Künstler, du möchtest Filmschauspieler werden; ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen Film gesehen habe. Und wenn ich mal einen sehe, ertrage ich es nicht, mit anzusehen, wie die Leute leiden und niemand ihnen hilft, und dumm, wie ich bin, glaube ich, dass das alles wirklich ist, und fang an zu weinen.“
    Ravan hatte seine Mutter noch nie so viel am Stück reden hören. Aber andererseits, mit wem sollte sie schon reden? Ihre Töpfe und Pfannen wären gesprächiger und unterhaltsamer als dieser Mann, der sein Vater war. Freundinnen hatte sie keine, weil sie nie die Zeit gehabt hatte, welche zu finden. Und was ihn selbst betraf, so hatte er keine Ahnung, worüber Söhne und Mütter reden könnten, außer ob er mittags was gegessen hatte und ob er Sachen zum Waschen hatte. Einen Moment lang fragte er sich, ob sie ihm damit zu verstehen gab, dass er sie mit ins Kino nehmen sollte. Aber seine Mutter war zu derlei Listen gar nicht fähig. Wenn sie was zu sagen hatte, dann sagte sie es auch, ganz unverblümt. Worauf wollte sie also hinaus?
    â€žDu brauchst einen intelligenten Menschen, jemanden, der dich und deine Kunst versteht. Was du brauchst, ist eine Partnerin, eine Seelengefährtin.“
    â€žSo jemanden von der Sorte, die du gefunden hast, wie meinen Vater, deinen Mann?“ Ravan konnte sich diese Spitze nicht verkneifen.
    Parvati-bai lächelte. „Nein. Jemand, der einfühlsam ist und dich versteht.“
    â€žIch geh bei Gelegenheit zur nächsten Straßenecke, vielleicht zum Victoria Terminus, und schau mich nach was Passendem um.“
    â€žWas hältst du davon, mein Sohn?“ Sie ließ sich von Ravans Witzeleien nicht beirren. „Ich könnte mich allmählich auf die Suche nach einer Braut für dich machen.“
    â€žIch werde mit dir vorliebnehmen müssen, Maa. Du bist die Einzige, die ich mir von meinem Taxifahrerlohn leisten kann.“
    â€žAls ob Taxifahrer nicht heiraten würden!“
    â€žKomm schon, Maa, wo würden wir wohnen?“
    â€žDein Vater und ich könnten in die Küche umziehen.“
    â€žWer immer es ist, sie kann noch ein paar Jahre warten.“
    â€žIch mein es ernst, Ravan. Ich finde eine hübsche Braut für dich. Nicht so eine wie ich, sondern eine nette junge Frau.“
    â€žFischst du nach Komplimenten, Maa?“
    â€žHör auf, ständig das Thema zu wechseln!“
    â€žIch hab schon eine gefunden.“
    Parvati-bai warf die Hände in die Höhe. „Hörst du endlich mit deinen Ausweichmanövern auf? Ich sage: Es ist höchste Zeit, dass ich mir eine Schwiegertochter zulege!“
    â€žSie ist gebildet. Sie ist hübsch – finde ich jedenfalls.“
    â€žSchluss mit den Scherzen, Ravan!“
    â€žUnd sie will mich nicht haben. Nie im Leben. Weder in diesem noch in sonst einem.“
    Etwas in Ravans Ton verriet Parvati-bai, dass der Tenor der Unterhaltung sich verändert hatte; dass es diese Frau war, die ihrem Sohn Qualen bereitete.
    â€žSag mir, wer sie ist. Manchmal erreichen Mütter, was Söhne nicht zustande bringen.“
    Ravan lachte. „Klar,

Weitere Kostenlose Bücher