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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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ein bisschen seltsam, aber Eddies Schwester war diejenige, der seine Abreise am meisten nahezugehen schien. Sie, die normalerweise zurückhaltend war, klebte heute wie eine Klette an Eddie und griff zu seiner tödlichen Beschämung gelegentlich, wenn auch flüchtig, nach seiner Hand. Großmutter hatte wie gewohnt ihren eigenen Kopf. Sie ließ sich vom überheblichen Gehabe ihrer Tochter nicht beeinflussen, erkundigte sich nach Belles Eltern und fragte Belle dann zu Violets Entsetzen, ob sie beabsichtige, ihrem Enkel nach Dubai zu folgen.
    â€žNur, wenn Sie mitkommen, Oma.“
    â€žSie wollen doch keinen Knochen im Kebab haben, meine Liebe! Drei sind einer zu viel.“
    Violet war alles andere als entzückt. „Eddie, worauf wartest du? Der Schalter für Dubai hat schon vor einer Weile geöffnet!“
    Eddie stellte sich in die Schlange; Pieta trug ihm eines seiner Gepäckstücke hinterher.
    â€žUnglücksvogel, Unglücksvogel!“, hörte sie ihren Bruder lästern. „Werd ich dich denn niemals los? Musst du mir überall nachschleichen?“
    â€žEddie“, sagte Pieta leise, „er war vor uns da.“ Ravan wagte es nicht, Pieta anzusehen, aus Angst, sie an jenen entsetzlichen Abend zu erinnern, an dem er, statt im Taxi zu warten, darauf hätte bestehen sollen, sie zu begleiten.
    â€žJa, und? Warum muss er mir immer vorauslaufen wie ein Unglücksbringer?“
    Eddie hätte sich wegen Ravans Anwesenheit keine Sorgen zu machen brauchen. Die Angestellten hinter dem Air-India-Schalter flüsterten aufgeregt miteinander, dann wurde ein Polizeibeamter herbeigerufen, der Ravan abführte. Ravans Mutter – wie kam es, dass weder er noch Pieta sie bislang bemerkt hatten? – sah verstört aus und fragte ihren Sohn immer wieder, was denn los sei und warum man ihn abführe, während sie versuchte, mit dem forschen Schritt des Polizisten mitzuhalten. Pieta spielte mit dem Gedanken, zu ihr hinüberzugehen und ihr zu sagen, dass ein Missverständnis vorliegen musste, dass es sich rasch aufklären und alles gut werden würde, aber sie war sicher, dass ihre Mutter sie und Eddie scharf im Auge behielt, besonders jetzt, wo Ravan von der Polizei abgeführt wurde. Sie hätte es Pieta nie verziehen, wenn sie den beiden auch nur zugelächelt hätte – und Eddie ebenso wenig. Außerdem, wie hätte sie sich anmaßen können, Ravans Mutter beruhigen zu dürfen, wenn sie nicht die leiseste Ahnung hatte, worum es eigentlich ging?
    â€žDer Nächste, bitte! Hinter Ihnen warten weitere Reisende“, sagte die Dame am Air-India-Schalter ungeduldig. „Haben Sie sich jetzt entschieden, wer von Ihnen beiden fliegt?“
    â€žIch“, sagte Eddie ein bisschen eingeschüchtert.
    Pieta zog sich zurück. Zehn Minuten vergingen, und Eddie stand noch immer vor dem Schalter für die Dubai-Flüge. Drei weitere Air-India-Mitarbeiter hatten sich zu ihrer Kollegin gesellt und diskutierten im Flüsterton. Und dann führte einer von ihnen Eddie weg. Eddie sah zu seinen Angehörigen und Belle hinüber und zuckte die Achseln, als wasche er seine Hände in Unschuld.

    â€žWillkommen, willkommen!“ Ein Polizeibeamter begrüßte Eddie, nachdem er sich dessen Reisepass angesehen hatte. „Du produzierst also in Heimarbeit Einreisevisa für Dubai? Heute Dubai, morgen die USA , Großbritannien, Frankreich, Brasilien, ja? Wo zum Teufel hast du dieses wunderhübsche Visum gekriegt?“
    â€žIm Konsulat.“ Eddie warf Ravan einen angewiderten Blick zu. Da war der Kerl schon wieder, nirgends war man vor ihm sicher!
    â€žHe, Arschloch, vergiss nicht, dass du mit der Polizei redest! Hier sagst du die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Andernfalls hast du gleich eine Bambusstange im Mastdarm. Wo hast du dieses Visum her?“
    â€žJamnadas hat es mir vom Konsulat besorgt. Was ist daran auszusetzen?“
    â€žAh, Jamnadas, du Glückspilz, hier treffen wir uns wieder! Welch ein großes Herz du hast, jungen Menschen Hoffnung, eine berufliche Laufbahn, die Chance auf ein neues Leben zu schenken!“
    â€žWas ist daran auszusetzen?“, fragte Eddie hochmütig. Ravan schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln, als seien sie Leidensgenossen. Doch Eddie wollte nichts davon wissen. Echtes Geld hatte den Besitzer gewechselt, und sein Visum war echt wie sonst was. „Ich habe ihn bar

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