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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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mächtigen Großgrundbesitzer überleben.
    Ihr seid die professionellen Tänzer, die der Thakur engagiert. Die Tanzsequenz ist lang, neun Minuten, um genau zu sein, und sie besteht aus mehreren komplexen Abschnitten. Die Proben beginnen morgen früh um neun, nicht zwei Minuten nach neun. Filme werden Szene für Szene zusammengeschnitten. Aber das ist nicht meine Arbeitsweise. Sobald euch die Struktur des Tanzes klar ist, drehen wir jeden Abschnitt der Nummer in einem durch. Um elf gehen wir zur Kostümschneiderei, damit sie eure Maße nehmen, und dann erfahrt ihr, wann die Anproben sind.“

    Als Ravan an dem Abend heimkam, reichte ihm Parvati-bai ein Kuvert.
    â€žWas ist das?“, fragte er, als er es zögernd entgegennahm.
    â€žWoher soll ich das wissen? Du bist derjenige, der zur Schule gegangen ist!“
    â€žWer hat das gebracht?“
    â€žEs lag im vorderen Zimmer auf dem Fußboden.“
    Was es auch war, es verhieß nichts Gutes. Ravan musterte es argwöhnisch, drehte es immer wieder herum, als könnte er den Inhalt erkennen, ohne es öffnen zu müssen. Vorn stand sein Name darauf, aber ohne Nachname.
    â€žWillst du das nicht aufmachen? Dein Vater hat gesagt, da stünde dein Name drauf.“
    Ungeschickt riss er den Umschlag auf. Das Blatt darin war dreimal gefaltet. Parvati-bai wich ihm nicht von der Seite.
    â€žWas steht da drin?“
    â€žIch hab keine Ahnung. Warum bist du so neugierig?“
    â€žWeil heute ein ganz besonderer Tag ist. Wir haben noch nie einen Brief bekommen. Vielleicht bieten sie dir eine Rolle in einem Film an!“
    Ravan faltete den Brief auseinander und las ihn schweigend. Er war in Hindi geschrieben, in einer Handschrift, so klar und sauber wie seinerzeit die der älteren Lehrer in Ravans Schule. Jedes Schriftzeichen des devanagari -Alphabets war wie ein vollkommen geschliffener schwarzer Diamant, makellos und rein, das „m“ jedes Mal mit vollkommenen rechten Winkeln gezeichnet, die „i“ zart und fein und die Bogen der langen „i“ wie vollkommene Halbkreise gezogen. Aber es gab noch weitere Indizien, die das Alter des Schreibers verrieten – oder vielleicht der Lehrer, die ihn in seiner Kindheit unterrichtet hatten. Statt mit den neumodischen Punkten, die das Hindi vom Englischen übernommen hatte, schlossen die Sätze mit den traditionellen senkrechten Balken. Das Hindi selbst wies eine überdurchschnittlich starke Urdu-Komponente auf, und Ravan stolperte immer wieder über eine ungewohnte Vokabel oder Wendung.

    Salam alaikum.
    Ich bin blind gewesen. Ich vermochte nicht, das Offenkundige zu sehen. Ich habe dir nicht vertraut, obwohl du der Mensch warst, den Allah, Friede sei mit Ihm, entsandt hatte, damit er mir durch eine Situation half, die mein Ende hätte bedeuten können. Ich hätte es gleich erkennen müssen. Keine irdische Macht konnte dir etwas anhaben, weil der Allmächtige dich beschützte. Ich erinnere mich an jenen ersten Tag, an dem du mit dieser besonderen Lieferung im Kofferraum deines Taxis fuhrst. Ich dachte, du tätest alles in deiner Macht Stehende, um gefasst zu werden. Ich erkannte nicht, dass Allah mich eines wissen ließ: Solange du da warst, würde alles gut sein und würde ich nichts zu befürchten haben. Ich konnte nicht glauben, dass die Polizei, obwohl du wie ein Verrückter gefahren warst und viele tödliche Unfälle hättest verursachen können, anstatt dir den Führerschein auf Lebenszeit abzunehmen und dich ins Gefängnis zu stecken, dich tatsächlich ins Krankenhaus begleitete und dich dann laufen ließ. Am nächsten Tag noch einmal das Gleiche, aber noch immer erkannte ich das Offensichtliche nicht: dass du mein Glücksbringer bist.
    Erst als du mich vor meinen eigenen Adjutanten gerettet hast, ging mir auf, dass Allah, Friede sei mit Ihm, mir etwas zu sagen versuchte. Wärst du an dem Morgen in Colaba nicht zu meiner Rettung gekommen, hätte ich den Rest meines Lebens hinter Gitter verbracht. Ich weiß, dass Allah jeden meiner Schritte begleitet. Seit ich erwachsen bin, ist kein einziger Tag verstrichen, an dem ich nicht fünfmal am Tag Namaz verrichtet oder während des Ramadans nicht das strengste Fasten beachtet hätte. Keine Speise, kein Wasser. Ich gestattete mir nicht einmal, meinen eigenen Speichel zu schlucken. Und wenn die Nacht hereinbrach, habe ich es von jeher abgelehnt, mich an

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