Die Statisten - Roman
Gespräch durch das Mittel der Bewegung war, musste es eine qualitative Veränderung der Dynamik geben. Und eben das war bei âBlack and Whiteâ geschehen.
Eddies Instinkt behielt recht. Drei Wochen, nachdem âApne Dil ki Sunoâ in die Kinos gekommen war, lieà Nagma Rani, die gefragteste Choreographin in der Branche, Akram-bhai wissen, dass sie Ravan und Eddie sprechen wollte. Sie traf sich mit ihnen am nächsten Abend in den Rajkamal Kalamandir Studios. Anders als andere Choreographinnen und Choreographen hielt sie viel davon, ihre Künstler ins Vertrauen zu ziehen und ihnen die Story des Films zu erzählen, damit sie sich eher vorstellen konnten, was von ihnen erwartet wurde. Im Hindi-Filmgeschäft war sie eine Institution. Im Laufe der Jahrzehnte hatte sich die Filmmusik gewandelt, und das Gleiche galt natürlich für den Tanz. Die traditionell singende und tanzende Tavaif war praktisch von der Leinwand verschwunden, und an ihre Stelle waren der Vamp und die Gangsterbraut getreten; die Tanzsequenzen waren gewagter, oder wenn man die Dinge beim Namen nennen will, anzüglicher und schamloser geworden.
Nagma Rani aber hatte jeden Wandel der Mode überlebt. Man hätte die Dame nicht einmal in einer Menschenmenge von siebeneinhalb Millionen übersehen können. Ihr Haar brannte wie ein unlöschbarer Waldbrand. Sie färbte es so knallig mit Henna, dass man es noch auf Meilen Entfernung knistern hörte. Für ihren gesamten Tageszigarettenverbrauch benötigte sie ein einziges Streichholz, am frühen Morgen. Danach setzte eine Kettenreaktion ein: Der verglühende Stummel der vorherigen Zigarette entzündete die folgende. Sie hatte eine knurrige Reibeisenstimme, und ihr Wortschatz konnte mitunter undamenhaft und äuÃerst farbig sein. Ihr Sinn für schrägen Humor, ihre Nüchternheit und ihre Wertvorstellungen hatten etwas beruhigend Altmodisches. In der Branche besaà sie den Ruf einer unbarmherzigen Leuteschinderin. Ihre Philosophie lautete, es sei besser, sich totzuüben, als mit der Erinnerung an eine mittelmäÃige Leistung zu überleben.
Sie wollte Ravan und Eddie für einen Film haben, den Trilok Movies produzierte. Die Studios hatten sieben silver jubilees hintereinander eingestrichen, und âZameen Asmaanâ, wie der neue Film hieÃ, sollte ein noch gröÃerer Blockbuster werden. âZameen Asmaanâ präsentierte gleich zwei männliche Hauptdarsteller, die Superstars Rustom Khan und Kumar Kapoor, die zwei vom Schicksal getrennte Zwillingspaare spielten. Infolgedessen gab es vier Heldinnen. Jeweils ein Zwilling wächst bei einem millionenschweren Ehepaar auf und die beiden anderen bei armen Kleinbauern, die auf den Gütern des GroÃgrundbesitzers Thakur Shivshankar ein wahres Sklavendasein fristen. Dieser ist der neue Typ des modernen indischen Politikers: raffgierig, korrupt und ohne alle Skrupel, wenn es darum geht, jeden, der ihm im Weg steht, zu eliminieren. Als Dreingabe ist er der Boss einer landesweit operierenden Bande von Waffen- und Drogenhändlern. Als die Zwillinge sich nach vielen humorigen Verwechslungen endlich wiederfinden, kommt es zu einer letzten Konfrontation mit Thakur Shivshankar in Form eines â den Höhepunkt des Films bildenden â Tanzwettstreits, der auf Mauritius gedreht werden sollte. Es war das allererste Mal, dass eine Tanzsequenz in dieser Location aufgenommen werden würde.
Der Thakur hat zwei der besten Nachtklubtänzer von GroÃbritannien engagiert, damit sie gegen die Zwillinge antreten. âJetzt ja keine blöden Fragen!â, unterbrach Nagma Rani ihre Erzählung, um etwaigen Witzen vonseiten Ravans oder Eddies zuvorzukommen. âWarum ein Tanzwettstreit? Weil es ein Hindi-Film ist und der Produzent eine richtig rattenscharfe Nummer braucht â und Gott sei Dank, dass es so ist, denn andernfalls säÃe ich auf der StraÃe, und ihr ebenso. Natürlich wissen der Thakur und seine Handlanger nicht, dass sie es mit Zwillingen zu tun haben. Die zwei Einzel-Zwillinge wechseln sich dauernd ab, sodass, während zwei von ihnen gegen die angeheuerten Profis antanzen, die zwei anderen das unterirdische Waffen- und Munitionslager verdrahten können, um es in die Luft zu sprengen. Es heiÃt vier gegen Thakur Shivshankars vierhundert. Dreimal dürft ihr raten, wer den Tanzwettstreit gewinnt. Und ob die Vier den Kampf gegen den
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