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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Kebab, Biryani, Bratfisch, geschmortem Hammel, Reispudding, Halwa oder einer sonstigen Leckerei gütlich zu tun, und erwies Allah Myaan dadurch, dass ich den ganzen Tag faste, einen Gefallen. Ich faste während des Ramadans, weil der Mensch dem Allmächtigen keine größere Ehre erweisen kann, als Seine Gebote zu befolgen und so zu zeigen, wie dankbar er für Seine Freigebigkeit und Seine Barmherzigkeit ist. Als ich endlich ein sicheres Versteck erreicht hatte, fastete ich zwei Wochen und nahm ein dreimonatiges Schweigegelübde auf mich, um mich der ununterbrochenen Kontemplation und dem Gebet hingeben zu können. Ich gelobte, wenn meine Leiden und Prüfungen erst vorüber wären, solange es meine Kräfte zuließen, jedes Jahr meines verbleibenden Lebens die Hadsch nach Mekka zu unternehmen.
    Für meine Feinde bin ich jetzt vom Antlitz der Erde verschwunden, doch sie kennen mich nicht so, wie du mich kennst. Ich habe ein Elefantengedächtnis. Ich habe es nicht eilig zurückzukommen. Das hier ist ein großes Land, und ich beabsichtige, es Stück für Stück in meine Gewalt zu bringen. Wenn die Zeit reif ist, werde ich zurückkehren. Sie werden mir nicht entkommen. Eher könnten sie ihren eigenen Schatten abschütteln als mich. Sei gewiss, dass ich mich ihrer annehmen werde. Wie Allah, Friede sei mit Ihm, vergesse ich keine Beleidigung oder Untat. Doch anders als Er kenne ich keine Vergebung.
    Vergiss nicht, du bist mir noch immer etwas schuldig.
    Khuda hafiz

    Parvati-bai stand noch immer neben Ravan, als er mit der Lektüre des Briefes fertig war.
    â€žWas steht da?“ Ihre Stimme zitterte vor Anspannung.
    â€žWo?“ Ravan stellte sich dumm.
    â€žIm Brief.“
    â€žAch so, den meinst du.“
    â€žJa. Den Brief.“
    â€žWas ist damit?“
    â€žVon wem ist der?“
    â€žVon der Taxifahrergewerkschaft.“
    â€žUnd was sagt er?“
    â€žEs geht darin um technische Angelegenheiten, Maa. Würdest du doch nicht verstehen.“
    Parvati-bai sah ihren Sohn mit neu erwachtem Respekt an. Wenn Ravan einen Brief bekam, und dazu noch einen „technischen“, musste er wirklich eine wichtige Person sein.

    Insgesamt würden Eddie und Ravan in Nagma Ranis Tanzsequenz elf Kostümwechsel haben. Der Dreh war für drei Arbeitstage eingeplant, mindestens zwei Schichten pro Tag, vielleicht auch mehr, weil der Film bereits in sechs Wochen, zum Holi-Fest, landesweit in die Kinos kommen sollte. Um ihre Pässe und Visa würde sich Trilok Movies kümmern.
    Die Tanznummer mit Helen war ein purer Glücksfall gewesen. Diesmal lag die Sache allerdings anders; man wollte sie haben, weil sie gut waren. Und auch in anderer Hinsicht war dies ein Bruch mit der Vergangenheit. Bis dahin war Karjat der äußerste Rand von Ravans Horizont gewesen, und Eddie war noch nie weiter als bis zur Endstation der Western Railway gekommen, um den Fusel für Mrs Fernandes abzuholen. Jetzt fuhren sie zum ersten Mal ins Ausland, ins richtig ausländische Ausland. Im Flugzeug hatte Nagma Rani minutenlang zugeschaut, wie Ravan mit dem Sicherheitsgurt kämpfte, und ihm dann wortlos gezeigt, wie man sich anschnallte. Es war ihm peinlich gewesen, aber sie zuckte nur die Schultern. „Nicht nur mich, bestimmt auch unsere zwei Helden Kumar Kapoor und Rustom Khan hat man irgendwann in die Mysterien des Sichanschnallens einweihen müssen.“ Er fand sie nett.
    Der Set war schon am Strand aufgebaut, und die erste Kostümprobe mit Rustom Khan, Kumar Kapoor und ihren vier Heroinen, Ravan und Eddie und einer Truppe sechzig weiterer Statisten begann nur eine Stunde nach dem Einchecken im Mauritius Grand Hotel. Nachmittags um vier waren zwei Einstellungen bereits im Kasten. Die dritte war kompliziert: Ravan und Eddie befinden sich mitten in einem sehr akrobatischen Tanz mit zwei der Heldinnen. Gerade wenn sie ihre Partnerinnen hoch in die Luft werfen, zoomt die Kamera auf die zwei Superstars, die wie auf Kufen über die hochglanzpolierte Tanzfläche gleiten. In einem heiklen Manöver, das genauestes Timing verlangt, fangen die beiden Helden die Mädchen auf, die in Zeitlupe wie Schneeflocken niederschweben. Die Sequenz musste in einer einzigen flüssigen Bewegung durchgezogen werden, aber es klappte einfach nicht. Die anderen hatten den Dreh inzwischen raus, doch Rustom Khan verpatzte ständig denselben Schritt. Er hatte nicht bloß

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