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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Metapher für das Leben. Aber es ist gleichzeitig auch eine großartige Liebesgeschichte. Stell dir nur Brando und Schneider zusammen vor!“
    â€žIch weiß nicht, wer diese Schneider ist. Ist der Film hier gelaufen? Der Titel kommt mir nicht bekannt vor.“
    â€žDie Tanzsequenzen, ganz zu schweigen von den Sexszenen, waren unseren Zensoren einfach zu heiß. Aber das ist auch der Grund, warum Sapna-ji und ihr Mann, die den Film gemeinsam produzieren, mich für die Rolle haben wollen.“
    â€žIch hatte keine Ahnung, dass Brando gut tanzen kann. Spielt Sapna-ji auch mit?“
    â€žDarauf kannst du wetten! Wer im Hindi-Film könnte diese Rolle sonst bewältigen? Ich treffe mich gleich mit ihr zu einer Besprechung in ihrem Haus in Pali Hill.“
    â€žSo spät?“
    â€žVon welchem Planeten kommst du eigentlich, Ravan?“ Eddie konnte kaum glauben, dass Ravan so unbeleckt war. „In der Hindi-Filmindustrie wird alles Geschäftliche, das richtige Business, grundsätzlich nach neun Uhr abends abgewickelt.“
    â€žWoher sollte ich das wissen? Alles Gute, Eddie. Ich werde am allerersten Tag, in der allerersten Vorstellung im Kino sein. Ich kann es nicht erwarten, den Film zu sehen!“

    Assalam alaikum,
    Glücksbringer.
    Wie entsetzlich dieses Exil ist! Ich bin am Ende der Welt, fern von zu Haus. Die Temperatur sinkt nicht unter fünfzig Grad, und meine Haut ist ebenso ausgedörrt und rissig wie dieses unfruchtbare Land. Ich sehne mich nach der Zivilisation. Ich lechze nach kultivierter Unterhaltung und Gesellschaft. Ich sehne mich danach, einen Film in
    einem dieser eleganten Kinos wie dem Metro oder Regal zu sehen, anstatt mir einen alten Streifen anschauen zu müssen, der alle zweieinhalb Minuten reißt. Jedes Mal, wenn der Projektor seinen Geist aufgibt, muss man ihm gut zureden und ihn streicheln und per Hand wieder anwerfen.
    Ich vermisse meine Stadt, obwohl ich nicht in ihr geboren wurde. Das ist das Wunderbare an Bombay. Anfangs ist man davon überzeugt, Bombay sei ein brutaler Ort, ja, die unmenschlichste Stadt im ganzen Land. Die Wahrheit aber ist, dass diese Stadt am Meer den Charakter der Menschen auf die Probe stellt. Sie wartet und beobachtet einen. Sie will herausfinden, ob man den Mumm, die Geduld und die Kraft hat, hart zu werden und nicht zu jammern; ob man bereit ist, das Gute mit dem Bösen zu nehmen; aber vor allen Dingen, ob man fähig ist, sich zu verändern und sich neu zu erfinden. Übersteht man jedoch diese Feuerprobe unbeschadet, dann nimmt diese Stadt einen nicht nur mit offenen Armen auf und legt einem ihre Schätze zu Füßen, sie bietet einem auch jede Gelegenheit, zu ihrem Herrn zu werden. Wie leicht könnte man vergessen, dass ich in einem Mittelding zwischen Dorf und Kleinstadt zur Welt gekommen bin, wo es kein Kino gab und wohin sich keine Theatertruppe je verirrte. Mein Vater war Lehrer. Arithmetik, Algebra und Geometrie, das waren seine Fächer. Er war ein gestrenger Zuchtmeister von der alten Schule, dessen unerschütterlicher Grundsatz „Wer mit der Rute spart, verzieht das Kind“ lautete. Er rationalisierte seine sadistische Ader mit dem Argument, die einzige Sprache, die Kinder verstehen, seien körperliche Strafen. Es war für ihn eine Frage des Prinzips, zwischen seinen Schutzbefohlenen im Klassenzimmer und den eigenen Kindern keinen Unterschied zu machen. Als ältester Sohn war ich der Auserwählte; damit meine ich, auserwählt als sein Lieblingsopfer.
    Ich war in der neunten Klasse, als ich entschied, dass es reicht, und von zu Hause ausriss und in der Stadt landete, die schließlich meine Adoptivheimat werden sollte. Zunächst arbeitete ich als Kuli im Großmarkt von Byculla. Es war echte Knochenarbeit, diese schweren Säcke zu schleppen, und kein großer Fortschritt gegenüber meinem Elternhaus, da ich jedes Mal, wenn ich einen Sack Zwiebeln fallen ließ oder dabei erwischt wurde, wie ich eine Tomate aus dem Lager aß, einen Tritt in den Hintern oder eine Tracht Prügel bekam.
    Aber dank meinem Vater war ich gut in Rechnen, und schon nach wenigen Jahren führte ich meinem Chef die Bücher. Es war eine wertvolle Lehrzeit. Ich lernte, dass es immer zweierlei Bücher gibt: die für das Finanzamt und die, die den eigentlichen Sachverhalt widerspiegeln. Da ich es nicht erwarten konnte, vom bloßen Buchhalter zum selbstständigen Geschäftsmann

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