Die Statisten - Roman
zurückgibt, desto besser. Leichter gesagt als getan, denn wann gilt eine Schuld, die nicht in Zahlen zu bemessen ist, als abgegolten? Und wie errechnet man die Zinsen? Vor diesem Dilemma stehe ich, seit ich hierhergekommen bin.
Als ich ohne jede Vorbereitung und praktisch ohne Geldmittel an diesen gottverlassenen Ort floh, forderte ich früher geleistete Gefälligkeiten ein. Ich hatte jemandem vor langer Zeit geholfen, jemandem, den man in Ermangelung eines besseren Terminus als einen ehemaligen Banditen oder StraÃenräuber bezeichnen könnte. Es war nichts Besonderes; offen gesagt, nur eine Kleinigkeit. Jetzt ist genau dieser Mann dabei, sich zu einem feinen Herrn zu entwickeln. Er ist noch immer in derselben Branche tätig, aber er hat inzwischen erheblich mehr Macht und Einfluss. Er genieÃt die Unterstützung zweier wichtiger Abgeordneter, eines Vater-Sohn-Gespanns. Die beiden haben den Ruf, zu den saubersten Mitgliedern des hohen Hauses zu gehören. Was daran liegt, dass mein gegenwärtiger Gastgeber die ganze Drecksarbeit für sie erledigt. Solange er ihre Interessen wahrnimmt, ihre Rivalen in Schach hält und bei Bedarf aus dem Weg räumt und natürlich dafür sorgt, dass das Stimmvieh sie wählt, werden Staatsanwaltschaft und Polizei ihn nicht behelligen.
Er hat mir Asyl und Schutz gewährt. Ja, mehr noch, er hat mir eine neue Chance gegeben. Ich stehe tief in seiner Schuld.
Die Zeiten ändern sich, und auch mein Gastgeber träumt davon, zu expandieren und in die Politik zu gehen. Er würde gern ehrbar werden. Aber alte Gewohnheiten sind schwer abzulegen, und er schafft es nicht, sich von seinen früheren Methoden zu verabschieden. Einer der gröÃten Bundesstaaten steht nach Einbruch der Dunkelheit ganz unter seiner Kontrolle â und neuerdings oft auch bei Tage. Aber er hat keine Ahnung, wie man in den gehobenen Leistungssektor aufsteigt oder seine Angebotspalette erweitert. Das kommt mir sehr gelegen. Ich kann seine Unternehmen modernisieren und mich so für seine Gefälligkeit revanchieren. Seit ich hier bin, habe ich alle Hände voll zu tun â weit mehr, als es in Bombay der Fall war: Ich organisiere seine Interessen und Aktivitäten, seine Finanzen und Männer. Ich habe alle Arbeitsabläufe systematisiert und nach und nach das Chaos gebändigt, das aufgrund seines planlosen Geschäftsgebarens in all seinen Unternehmungen herrschte. Ob duâs glaubst oder nicht â ich habe ihm sogar beigebracht, wenn er in Delhi zu tun hat, reine weiÃe handgewebte Khadi zu tragen. Er sieht nicht schlecht aus, er ist nur furchtbar unbeholfen und gehemmt, genauso wie ich es in meinen jungen Jahren gewesen sein muss.
Wie du siehst, Glücksbringer, versuche auch ich, wie du, meine Schulden auf Raten abzuzahlen. Doch während ich meinem Freund Gefälligkeiten erweise, lasse ich keineswegs meine eigenen Interessen aus den Augen. Einer seiner unschätzbaren Vorzüge ist die Tatsache, dass er ein paar Leute von ganz oben in der Tasche hat, besonders im Zentrum. Ohne mich aufzudrängen, bemühe ich mich, Kontakte zu ihnen und zu hohen Amtsträgern zu knüpfen. Es ist mir immer eine Freude, ihnen Gefälligkeiten erweisen zu können. Dies hat keinen anderen Grund als meine mir angeborene GroÃzügigkeit. Gleichzeitig kann man nie wissen, wann man selbst etwas brauchen wird. Langsam, mit kleinen Schritten, arbeite ich darauf hin, zu meiner ersten Geliebten zurückzukehren, der Stadt, in der du lebst.
Khuda hafiz
P.S. Vergiss nicht, dass du mir noch immer etwas schuldest
âIch hätte einen Vorschlag für euchâ, sagte ClickClick Kapil zu Ravan und Eddie, als die beiden endlich aus dem Krankenhaus entlassen wurden. âIch habe mit dem Regisseur gesprochen, ManiyarSir. Ich habe ihm gesagt, dass der Endkampf zwischen Bharat und dem Schurken, Bonzai, einfach nicht hinhaut. Er hat keinen Saft, keine Kraft, keine Glanzlichter. Er ist so zahm wie ein Lamm, statt ein Tiger eines Fights zu sein. Während das die groÃe Entscheidungsschlacht zwischen Gut und Böse sein soll, wie die zwischen Ram und Ravan (nicht persönlich gemeint, Ravan), ist Pappu Raghavans Sequenz nichts als eine Kindergartenprügelei. âDa will mir so ein hirnloser Regieassistent also erzählen, wie man einen Film drehtâ, sagte ManiyarSir zu mir. Er war stinksauer und forderte mich auf, den Set sofort, und zwar
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