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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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er gleitet. Er ist extrem schnell und wendig, und sein Plan ist, Bharat auf Augenhöhe mit ihm selbst herunterzustutzen, indem er ihm die Beine absäbelt. Und ist er erst einmal niedergestreckt, hoch über ihm zu stehen und ihm mit seinem überlangen Schwert das Herz herauszuschneiden und es auf die Spitze des nationalen Fahnenmasts im Roten Fort von Delhi zu spießen. Zunächst ist er Bharat gegenüber eindeutig im Vorteil. Der Entscheidungskampf spielt sich auf der langen Dachterrasse eines noch im Bau befindlichen Hochhauses ab. Bonzai rollt sich zu einer winzigen kompakten Kugel zusammen und erreicht dabei eine solche Geschwindigkeit, dass er dem Kugelhagel, den der Held auf ihn abfeuert, unversehrt entkommt. Er nimmt Kurven wie ein kreischender Rennwagen und versucht, Bharat mit seinem Schwert die Beine abzuhacken. Bharat weicht zwar jedes Mal dem Hieb aus, doch nicht ohne schwere Blessuren davonzutragen. Seine Beine sind zerfleischt und bluten. Bharat kann sich kaum noch aufrecht halten und weiß, dass er erledigt ist. Bonzai zieht an dieser Stelle nicht die übliche Hindi-Filmschurken-Nummer ab und lacht melodramatisch. Stattdessen sagt er leise, aber deutlich: „Sprich ein Gebet, mein Freund. Geh und erzähl deinem Gott, dass Satan manchmal nicht nur den besseren Text, sondern auch die besseren Karten bekommt. Jetzt gehören alle drei Welten mir!“
    Bharat versucht, ein letztes Mal aufzustehen. Seine Beine zittern, und er wankt, als Bonzai wie ein flammender Meteor auf ihn zugeschossen kommt. Bharat schließt die Augen und bricht zusammen. Das ist das Ende; für die Menschheit besteht keine Hoffnung mehr. Doch gerade, als Bonzai ihm den Todesstoß versetzen will, öffnet Bharat sein rechtes Auge einen winzigen Spalt, orientiert sich kurz, ergreift den Speer, der neben ihm am Boden liegt, und hält ihn über seinen Kopf direkt in die Flugbahn des Schurken. Es erklingt ein schrilles, durchdringendes Geräusch, der Speer wird Bharat durch die Wucht des Zusammenstoßes aus der Hand gerissen und schlägt weit hinter ihm auf.
    Bharat stemmt sich langsam hoch. Er taumelt, er ist zerschlagen und verwundet, er schleppt sich die Terrasse entlang dorthin, wo der Speer liegt. Endlich erreicht er ihn und hebt ihn in die Höhe. Bonzai steckt darauf wie ein Schwein am Spieß, den Mund zu einem Schrei aufgerissen. Bharat klopft sich den Staub von den Kleidern, verzieht das Gesicht vor Erschöpfung und sagt: „Ich glaube, ich bleibe doch lieber bei Gott. Was meinst du, Bonzai?“

    â€žWie kommt es, dass unsere Namen nirgendwo auftauchen?“ Der Entscheidungskampf war ein triumphaler Erfolg. Doch am Tag nach der Premiere fand ein nicht minder erbitterter Showdown zwischen Eddie, Ravan und ClickClick statt. „Nicht mal im Abspann? Wir sind noch immer nicht bezahlt worden, weder als Directors des letzten Kampfes noch als die Stuntmen, die ihn durchführen. Pappu Raghavan ist der Einzige, der als Fight Director namentlich genannt wird. Und selbstredend wurden wir nicht mal zur Premiere eingeladen und mussten die Karten für die reguläre Vorstellung aus eigener Tasche bezahlen!“
    â€žEs tut mir leid. Das lag nicht in meinen Händen.“
    â€žUnd was können wir uns dafür kaufen, dass es Ihnen leid tut? Wir wollen im Vor- und im Nachspann als die Fight Directors des letzten Kampfes genannt werden!“
    â€žBei zehn von den elf Kampfsequenzen hat Pappu Raghavan Regie geführt. Also kam sein Name rein.“
    â€žAber wir haben die alles entscheidende Szene gemacht, die letzte!“
    ClickClick zuckte die Achseln. „Was erwartet ihr von mir? Die Sache ist gelaufen.“
    â€žWas soll das heißen, die Sache ist gelaufen?“, schnauzte Eddie ClickClick an. „Sie sind zu uns gekommen und haben gesagt, die letzte Sequenz, so wie Pappu sie gedreht hatte, würde nicht hinhauen! Sie haben uns um Hilfe gebeten! Wir waren gerade aus dem Krankenhaus entlassen, und Sie wissen, dass wir noch nicht einmal mit der Physiotherapie angefangen hatten. Und trotzdem haben wir geliefert. Nicht nur das, auch die paar Dialogzeilen in dieser Sequenz stammen von uns. Fast jeder, der den Film gesehen hat, kann sie auswendig. Und ,Bharat‘ fährt im ganzen Land karrenweise Knete ein! Wir haben unseren Teil getan. Wie wär’s, wenn Sie jetzt den Ihren täten?“
    â€žNur dass eines klar ist – ihr habt mir keinen

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