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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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endgültig, zu verlassen. Ich befürchtete schon, das war’s für mich in der Branche. Der Fight war bereits im Kasten, und ihn neu zu drehen würde nur die Kosten in die Höhe treiben. Aber es gab noch ein schwerwiegenderes Problem. Der Kinostart war schon bekannt gegeben worden. Ich hatte meine Klappe zu weit aufgerissen, aber offenbar kam ManiyarSir doch ins Grübeln.
    Am nächsten Tag ließ er mich holen. ‚Hast du was Besseres auf Lager, Coppola? Einen Tiger eines Fights, wie du das nennst?‘, fragte er mich sarkastisch. Und ich sagte Ja, ich habe zwei Leute, die echte Tiger sind. Ich habe ihm die Fotos gezeigt, die ich während eures Unterrichts aufgenommen hatte, und ein paar von Ravan und Asmaans Bruder am Tag des echten Kampfes. Und dann von dem Kampf zwischen euch beiden und Yaqubs Gang. ‚Jeder Kampfsportlehrer kann so was‘, unterbrach er mich. ‚Die Frage ist: Können die auch die ganze zwölfminütige Sequenz choreographieren und ausführen?‘
    Ich verspreche euch nichts; es ist nur ein Schuss ins Blaue. Ein unverbindliches Angebot. Er hat den Kampf schon. Eure einzige Chance ist, ihn davon zu überzeugen, dass eure Konzeption und Ausführung um so viel besser sind, dass ihm nichts anderes übrig bleibt als nachzudrehen.“
    â€žKönnen wir Pappu Raghavans Finale sehen?“
    â€žDas dürfte sich machen lassen, Ravan.“
    â€žBis wann will er es haben?“, fragte Eddie.
    â€žAch, vorgestern reicht völlig.“
    â€žWir sind körperlich völlig aus der Form, das wissen Sie. Unsere Muskeln sind steif. Schauen Sie sich Ravan an, er hinkt immer noch. Und wir haben beide Narben im Gesicht. Wir werden mindestens einen Monat brauchen, um wieder ein bisschen in Form zu kommen.“
    â€žDie Gesichter spielen keine Rolle. Ihr werdet ohnehin nie in Nahaufnahme gezeigt. Zwei Wochen, länger wird ManiyarSir nicht warten. Pappu hat für den ganzen Dreh eine Woche bekommen. Wenn er mit eurer Arbeit zufrieden ist, bekommt ihr zwei Tage.“

    Sie sahen sich den Endkampf zwischen Bharat und Bonzai ein Dutzend Mal an, aber sie konnten nicht genau ausmachen, was darin schiefgelaufen war. Pappu Raghavan war nicht auf den Kopf gefallen. Er mochte einer von der alten Schule sein, aber er beherrschte sein Geschäft. Die Kampfsequenz war professionell konzipiert, sehr diszipliniert und straff ausgeführt. Aber irgendetwas fehlte. Sie schauten sie sich immer und immer wieder an. Sie machten sich jeder für sich an die Arbeit und komponierten den Kampf vom Standpunkt ihrer jeweiligen Kampfkunst aus; sie versuchten es mit einer Mischung aus beiden, probierten einen Freistil-Approach aus, angereichert mit einer Prise Kickboxen und dem Affenzirkus und Schmierentheater, das in Bombay als Wrestling verkauft wurde, aber aus irgendeinem Grund wurde daraus kein Ganzes. Das Endergebnis sah dilettantisch und zerfahren aus. Da bekamen sie nun die Chance ihres Lebens, und sie hatten einfach nichts zu bieten.
    Wenn sie überhaupt durchhielten, dann nur deswegen, weil sie morgens und abends jeweils eine Stunde unter den Händen ayurvedischer Masseure verbrachten, die ihre Muskeln, Knochen und inneren Organe kräftig durch die Mangel drehten. Es war unheimlich, wie sie anschließend immer das Gefühl hatten, ihre zerschlagenen Körper seien zu starren Holzbalken, ihre Gehirne dafür zu Brei geworden. Zusätzlich trainierten sie täglich vier Stunden.
    Am Tag bevor sie ManiyarSir ihre Version vorführen sollten, trafen sie ClickClick und sagten ihm, es tue ihnen leid, aber es haue einfach nicht hin.
    Er setzte dazu an, etwas zu sagen, überlegte es sich dann jedoch anders. Er versuchte es noch drei Mal, so als könnte sein Zorn es nicht erwarten, ausgespien zu werden. Aus unerklärlichen Gründen aber schaffte er es nicht.
    â€žGeht nach Haus“, sagte er leise, und seine Worte taten umso mehr weh, als sie völlig hoffnungslos klangen. „Ihr seid Statisten, und ihr werdet immer Statisten bleiben. Was mich angeht, ist meine Laufbahn beim Film zu Ende. ManiyarSir ist ein nachtragender Mensch, der eine Beleidigung sein Leben lang nicht vergisst.“
    â€žWar nur ein Scherz!“, sagte Ravan. „Eddie hat eine Bombenidee in der Hinterhand. Wir sehen uns morgen im Famous Studio, eine Stunde vor der Präsentation für ManiyarSir.“
    Eddie lächelte bedeutungsvoll.
    â€žWas zum Teufel

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