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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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zu meinem Freund. Und es wäre ja möglich, nur rein theoretisch, dass der liebe Gott ein Quäntchen mächtiger ist als dein Bhai.“
    Dieses Gespräch um zwei Ecken zwischen Yaqub, Eddie und Ravan hatte einen unerwarteten Nebeneffekt. Niemand, mit Sicherheit nicht Yaqub, hatte zwischen den zwei Statisten vermittelt, es war kein Waffenstillstand erklärt worden und die beiden hatten keinen Augenblick Zeit gehabt, die Friedenspfeife zu rauchen. Trotzdem verließen Eddie und Ravan, nachdem für den Tag abgedreht war, Rajkamal Kalamandir und machten sich auf den Heimweg ohne eine Spur von Spannungen oder Feindseligkeit, die noch am Morgen zwischen ihnen geherrscht hatten.

    â€žDas sind sie! Schnappt sie euch! Lasst sie nicht entkommen!“, brüllte Yaqub von der anderen Straßenseite aus, wo er Wache gehalten hatte. Da waren sieben Männer mit Stöcken und Eisenstangen, Asmaans Bruder nicht mitgerechnet. Ein Blick auf sie, und Ravan und Eddie wussten, dass pure, unverfälschte Feigheit das Gebot der Stunde war. Ohne sich anzuschauen, nahmen sie die Beine in die Hand. Zu spät. Sie kamen keine zwanzig Meter weit. Der Ausgang stand nicht einen Augenblick in Zweifel. Das war kein Kung-Fu-Streifen aus Hongkong, kein Ketchup-Splatter-Hindi-Film, keine James-Bond-Phantasie. Ravan und Eddie wurden getreten, geschlagen, geprügelt, vertrimmt und verdroschen, aber sie gingen keineswegs untätig in den Untergang.
    Sie hatten noch nie zusammen trainiert, aber sie waren geübte Spieler und jeder auf seinem jeweiligen Gebiet so gut, dass sie sich intuitiv verständigten. Sie verwandelten sich in wirbelnde Tornados, sie zogen sich in sich zusammen, um sogleich wie Schweizer Offiziersmesser mit neunzehn tödlichen Werkzeugen auseinanderzuschnellen. Sie führten einen Tanz auf, der jahrhundertelang choreographiert, aber niemals geprobt worden war. Sie kämpften um ihr Leben.
    Der erste Regieassistent des Films, ClickClick Kapil, der an der Bushaltestelle vor dem Mehboob Studio gewartet hatte, rannte zum Polizeiposten an der Ecke, aber das war gar nicht nötig. Fünf von den Feinden lagen bereits auf den Brettern, und das Gleiche galt für Eddie und Ravan. Doch wenigstens waren sie an diesem Abend zu dem geworden, wonach sie sich all die Jahre gesehnt hatten. Sie waren Helden, und zwar keine der Leinwand, sondern echte, die für die gute Sache kämpften.
    â€žGenug herumgespielt!“, brüllte Yaqub seinen Leuten zu. „Macht endlich Schluss mit den Scheißkerlen!“
    Es ergab wenig Sinn, zwei so gut wie tote Männer noch zu töten, aber die Messer waren gezückt, und Ravan und Eddie blieb nicht mal die Zeit, ein letztes Gebet zu sprechen, als abrupt ein schwarzer Dodge bremste und ein bulliger Mann in schimmerndem grünem Hemd, schwarzer Hose und Sonnenbrille ausstieg.
    â€žWas tun Sie denn hier, Chhote Bhai-sahab?“, fragte Yaqub erschrocken.
    â€žWas glaubst du, was du hier tust, Yaqub?“, konterte der Mann mit der Sonnenbrille. „Salmaan hat mir gesagt, du hättest sieben unserer Männer für eine private Racheaktion mitgenommen. Du verdammter Schwachkopf! Hast du mich um Erlaubnis gefragt, bevor du beschlossen hast, ein Held zu sein und diesem Pawar eine Lektion zu erteilen? Hast du überhaupt eine Ahnung, wer er ist?“ Chhote-bhai, wer immer er sein mochte, legte eine Kunstpause ein, um die Spannung, die sich aufgebaut hatte, noch um einen Dreh höherzuschrauben. „Er ist Bade-bhais Glücksbringer!“
    â€žSie machen Witze, ja?“ Yaqub lachte theatralisch.
    â€žArschloch, seh ich so aus, als würde ich Witze machen?“
    â€žWoher hätte ich das denn wissen sollen, Boss?“ Yaqubs Großspurigkeit war restlos verflogen.
    â€žVon dir wird nicht erwartet, dass du irgendetwas weißt, du dummer Dreckskerl! Deshalb bin ich dein Boss! Damit ich dir genau sage, was du zu tun und was du zu lassen hast!“ Eine Polizeisirene unterbrach Chhote-bhai. „Verfrachte deine Männer in Taxis und verschwinde, bevor die Polizei hier ist! Wenn du erwischt wirst, bist du auf dich gestellt.“
    Der Mann stieg rasch in seinen Dodge, und der Wagen brauste davon.

24
    Als Pieta das Krankenhaus erreichte, war es fast zehn. Jemand, der sich ClickClick nannte, war kurz vor acht Uhr abends zum Chawl gekommen und hatte die Familie informiert, Eddie und Ravan seien in eine Schlägerei geraten und ins

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