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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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war das eben?“, fragte Eddie, sobald sie allein waren. „Bist du vollkommen übergeschnappt? Ich soll eine Idee haben? Mein Kopf ist leer wie eine Rumbarassel ohne ein einziges Steinchen darin!“
    â€žDu weißt, wie die meisten Leute über uns reden; sie haben nichts als Verachtung für uns übrig. Selbst die anderen Statisten sehen auf uns herab. Sie sehen uns, und es ist, als schauten sie in den Spiegel. Tatsache ist, wir haben kein Selbstwertgefühl. Aber ClickClick hat etwas Besonderes in uns gesehen. Er glaubte, wir könnten ihm noch nützlich sein, und deswegen sprach er mit ManiyarSir. Er war verletzt, weil er sich von uns im Stich gelassen fühlte.“
    â€žMag sein, dass du recht hast, aber was ändert das an unserer Lage? Wir sind so weit wie gestern oder vor einer Woche. Nämlich bei null.“
    â€žIch werde den Gedanken nicht los, dass wir die Sache falsch angehen. Wir haben uns irgendwie festgefahren. Und mit ‚festgefahren‘ meine ich, dass wir versuchen sollten, das Problem von außen zu lösen.“
    â€žWas soll das heißen, ‚von außen‘?“
    â€žAls ob wir versuchen würden, ein Rätsel zu lösen. Aber das ist keins. Es ist ein Kampf auf Leben und Tod. Ich weiß, ich rede wirres Zeug, aber wir tun das Gleiche, was jeder Fight Director tut. Der Böse ist immer gleich. Er ist eben einfach der Schurke, er ändert sich nie. Er ist böse, einfach nur böse.“
    â€žAlso worauf willst du hinaus? Dass wir Bonzai gewinnen lassen? Dafür sind wir nicht angeheuert worden, und es ist mit Sicherheit auch nicht das, was das Publikum sehen will.“
    â€žIch weiß. Der Böse muss verlieren, aber jetzt überleg mal: Was, wenn er nicht so eindeutig negativ besetzt wäre? Was, wenn eine Veränderung erfolgte und das Publikum feststellen würde, dass es zumindest eine Spur von Mitgefühl mit dem Schurken empfindet?“
    â€žIch glaube, ich weiß, worauf du hinaus willst. Wir gehen mit Bonzai die ganze Zeit wie mit einem Problem um, aber wir betrachten ihn keinen Augenblick als einen Menschen. Wir müssen uns in ihn hineinversetzen. Du und ich sind vielleicht der Meinung, dass er einfach eine Schraube locker hat, aber darauf kommt es nicht an. Bonzai ist überzeugt, dass ihm ein schreckliches Unrecht widerfahren ist, und das ist das Entscheidende! Deswegen ist er der fleischgewordene Hass. Er will abrechnen. Nicht mit dir und mir und dem Rest der Menschheit. Er will mit Gott abrechnen.“
    â€žJa, das ist es!“, sagte Ravan aufgeregt. „Bonzai will sich an der ganzen Welt dafür rächen, dass er als Zwerg geboren wurde. Selbst wenn Gott versuchen sollte, ihn dadurch zu entschädigen, dass er auch den Rest der Menschheit in Zwerge verwandelte, wäre er nicht glücklich. Befriedigen würde es ihn nur, der einzige Riese in einer Welt von Zwergen zu sein!“
    â€žUnsere Regisseure und Fight Directors vergessen es immer“, sagte Eddie, als sie im Zug waren. „Der Held kann nur dann ein wirklicher Held sein, wenn sein Gegner ihm ebenbürtig ist. Wenn er nicht nur ein, zwei Tricks drauf hat, sondern die Fähigkeit besitzt, den Helden zu überraschen und möglicherweise sogar zu besiegen.“ Eddie hielt kurz inne, als versuchte er, einen Gedanken zu Ende zu führen. „Ich hab eine Idee. Mach du den Bharat, und ich bin Bonzai. Was immer du tust, werde ich zu übertreffen versuchen, was hältst du davon?“
    Sie wussten, dass sie jetzt auf der richtigen Spur waren, gingen schnurstracks zur Sandarena in der Sportanlage der Sabha und fingen an, die Strategie der zwei Protagonisten zu improvisieren und sich, während die Sequenz nach und nach Gestalt annahm, Notizen zu machen. Was immer sie sich zurechtlegten, würde schlicht ausfallen müssen, denn für Special Effects reichte die Zeit nicht mehr. Die Kamera würde keinen von beiden je frontal in Nahaufnahme zeigen, und Eddies Einstellungen würden mit einer besonderen Vorsatzlinse gedreht werden, die ihn in einen Zwerg verwandelten. Sie arbeiteten die ganze Nacht; sie konstruierten jede Aktion als einen Dialog zwischen dem Helden und dem Schurken und choreographierten anschließend die gesamte Sequenz auf die Sekunde genau.
    Bonzais geringe Körpergröße betrachteten sie nicht als Nachteil; im Gegenteil, sie verwandelten sie in seine tödlichste Waffe. Er krabbelt und

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