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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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nicht ohnehin ihre Hauptbeschäftigung, seit sie erwachsen war: Verantwortung für andere Leute, für ihre Familie, zu übernehmen? Was sie diesmal tat, war nichts Weltbewegendes, aber vielleicht doch etwas schwieriger. Sie gab Eddie nicht auf. Sie brachte ihm Kaffee aus der Kantine, hatte immer saubere Sachen für ihn dabei, wusch ihm das Gesicht und bürstete seine Haare. Er sagte ihr, sie solle sich verpissen, er sagte, er hasse sie und wünsche, sie wäre tot. Er weinte sich an ihrer Schulter aus, erzählte ihr von Belle und ihrem Verschwinden. Belle war wundervoll, sie war schön, gütig, intelligent, während sie, Asmaan, dumm, hässlicher als eine Schildkröte und phantasielos war und nichts anderes konnte, als sich an ihn zu klammern. Er beharrte darauf, Belle habe ihn ihretwegen verlassen.
    â€žDu Miststück, du hängst doch nur deswegen bei mir herum, weil dich niemand sonst anschaut! Du willst von mir nichts anderes als …“ Er machte eine Geste mit der geballten Faust. „Ich weiß, warum du praktisch jeden Tag Arbeit kriegst, du elende Hure! Weil du den Gewerkschaftsbossen gefällig bist! Du hast kein Schamgefühl! Krieg das in deinen Kopf, ich gehöre Belle, nicht dir, nicht in einer Million Jahren!“ Und im nächsten Moment wurde er noch ausfälliger. „Was machst du noch hier, du Schlampe? Hättest du nur einen Funken Stolz, ein Jota Selbstachtung, würdest du mich endlich zum Teufel schicken! Stattdessen klebst du an mir wie ein Hund und bettelst um mehr!“
    â€žIch hoffe, du fühlst dich besser, Eddie Coutinho, wenigstens für den Augenblick, nachdem du dir das alles von der Seele geredet hast“, erwiderte Asmaan dann ruhig. Sie hatte zu Hause genügend Erfahrungen gesammelt, um zu wissen, dass man alles nur noch schlimmer machte, wenn man sich durch die Undankbarkeit der Menschen, denen man helfen wollte, gekränkt fühlte oder gar zurückschlug. „Denn wenn du heute Nacht wieder zur Besinnung kommst, wirst du es bereuen und dich selber hassen.“
    â€žGeht das nicht in deinen Schädel? Ich hasse nicht mich, ich hasse dich! Und ich bereue nichts, außer dass ich dich nicht schon vor langer Zeit davongejagt habe!“
    Es war schwer zu sagen, was schlimmer war: Eddies Pöbeleien oder sein anschließendes Gewinsel. „Verzeih mir, Asmaan, es tut mir entsetzlich leid! Man sollte mich erschießen! Nein, das wäre zu einfach! Wenn ich du wäre, würde ich mich in Stücke hacken und an die Hunde verfüttern! Weißt du, was passieren wird, wenn ich sterbe? Dann werde ich einfach verfaulen, denn selbst die Maden und die Geier würden nicht im Traum daran denken, in meine Nähe zu kommen! Ich bin keine Gesellschaft für Ratten und Kakerlaken, geschweige denn für Menschen! Du bist die Einzige, die es mit mir aushält! Du bist der einzige echte Freund, den ich je hatte!“
    â€žWas ist mit Ravan?“, erinnerte ihn dann Asmaan.
    â€žEr ist in Ordnung. Aber wie könnte er ein echter Freund sein? Sag ihm bitte nicht, dass ich’s dir erzählt habe, aber er hat meinen Vater umgebracht, weißt du? Also bist du mein einziger wahrer Freund. Und schau, wie ich dich behandle! Hilf mir, Asmaan, hilf mir!“
    â€žIch kann nichts für dich tun, Eddie. Ebenso wenig Belle. Der Einzige, der dir helfen kann, bist du selbst. Doch soweit ich feststellen kann, scheinst du dazu nicht in der Stimmung zu sein.“
    â€žZum Teufel mit dir! Wer braucht dich schon, du blöde …“ Und Eddie setzte zu einer neuen Schimpftirade an. Manchmal verschwanden sie für Stunden, aber keiner von beiden verriet anschließend, wo sie gewesen waren. Doch wenn es Nacht wurde, war Eddie stets wieder zu Hause und benahm sich wohlerzogen. Ravan war sich nicht klar, ob Eddie Angst hatte, seine Mutter zu enttäuschen, oder ob er lediglich nicht zulassen wollte, dass sie die Oberhand gewann.
    Es bedeutete für Ravan eine Erleichterung, dass Asmaan Eddies Betreuung übernommen und ihn selbst aus der Verantwortung entlassen hatte, aber ihm fehlte ihre Gesellschaft. Eddie war nicht nur psychisch instabil, seine Aggressivität erschöpfte sich oft nicht in Worten. Sein eigenes Leid schien ihm einen schier unheimlichen Scharfblick für anderer Leute verwundbare Stellen zu verleihen, doch statt Mitleid zu empfinden, stieß er das Messer geradewegs in sie hinein und sah

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