Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
Vom Netzwerk:
Verpflichtung fürs Leben? Eddie stellte mit Erstaunen fest, dass Belle und er die Rollen getauscht hatten. Eigentlich war sie doch vernünftig, pragmatisch und klug, während er der impulsive, unbeständige, hirnlose und unrealistische Part war. Früher war sie es gewesen, die darauf hinwies, dass das Leben ohne Verpflichtung dem Partner gegenüber nur eine Folge von One-Night-Stands wäre. Es konnte nicht sein, dass sie nun vorschlug, einer von ihnen beiden solle diesen Weg einschlagen.
    Dann gab es noch einen heimtückischen Gedanken, den er, so sehr er sich auch bemühte, einfach nicht loswurde. Versuchte Belle vielleicht, ihm eine Lektion zu erteilen?
    Eddie hatte unzählige Fragen, aber die einzige Person, die sie hätte beantworten können, stand nicht mehr zur Verfügung. Er schrieb Belle mehrere Briefe, doch alle kamen mit dem Stempelaufdruck „Empfänger unbekannt“ zurück. Schließlich konnte er sich nicht länger beherrschen und überredete Pieta dazu, Belles Ex-Hauswirtin anzurufen.
    â€žBilden Sie sich vielleicht ein, ich hätte nichts Besseres zu tun, als die Übersicht über frühere Mieter zu behalten?“, sagte eine zänkische Stimme am anderen Ende der Leitung. „Warum fragen Sie nicht Scotland Yard?“
    â€žWas hat sie gesagt?“, fragte Eddie ungeduldig.
    â€žSie weiß es nicht.“
    â€žSie hat weit mehr als das gesagt!“
    â€žSie ist einfach eine einsame alte Frau, die sich nach Gesellschaft sehnt, es aber nicht zugeben will.“

26
    Die meisten Leute, die damals Mrs Fernandes’ Auntie-Kneipe frequentierten, hatten nur eines im Sinn. Sie wollten vergessen, sich Scheuklappen anlegen, Erinnerungen entrinnen und ihren Schmerz betäuben. Eddie hatte damals nichts als Verachtung für sie übrig. Sie wurden entweder weinerlich, entsetzlich sentimental und wollten jedem um den Hals fallen, oder sie wurden aggressiv und streitlustig, manchmal richtig gewalttätig. So oder so waren sie unerträglich. Jetzt hatte auch er den Wunsch, sich um die Besinnung zu saufen, sich in eine Wanne mit 50-prozentigem Fusel zu legen, der all seine Sorgen ertränken würde.
    Er griff zur Flasche, sobald er morgens aus dem Haus ging. Spätestens wenn er das Studio erreichte, hatte die Übelkeit eingesetzt, und ihm lief alles wieder aus dem Hals raus. Das entmutigte ihn keineswegs. Es war, als trinke er aus Pflichtbewusstsein, als gehorche er einem allerhöchsten Befehl, sich selbst zu zerstören. Füll dich ab, übergib dich, sauf das widerliche Zeug und kotz. Der Zyklus von Wirkung und Gegenwirkung setzte sich den ganzen Tag fort und hörte erst auf, wenn er nur noch wenige Meter von CWD -Chawl Nr. 17 entfernt war. Dann wankte er zum städtischen Gemeinschaftshahn, bückte sich, steckte einen Finger in den Hals und gab jeden in ihm verbliebenen Tropfen Alkohol von sich. Das dauerte zwischen fünf und fünfzehn Minuten, dann hielt er den Kopf unter den Wasserstrahl. Wenn es unten gerade mal wieder kein Wasser gab, holte Ravan einen Eimer voll von zu Hause und gab ihn seinem Freund. Wortlos nahm Eddie ihn entgegen, und nachdem er sich gesäubert hatte, richtete er sich mit letzter Kraft auf und stieg die fünf Treppen hinauf. Er schaffte es nicht immer, das Gleichgewicht zu halten, und begann dann, wie ein Kreisel, der den Schwung verliert, hin und her zu trudeln, aber wenn Ravan versuchte, ihn zu stützen, stieß Eddie ihn wütend weg. Das Komische war: Spätestens wenn er seine Etage erreichte, ging er gerade wie eine Eins, und kein Mensch hätte vermutet, dass er den ganzen Tag lang getrunken hatte.
    Aber das Schweigen aus Übersee dauerte an, ebenso wie der Schmerz in ihm. Er saß in einer selbstgebauten Falle. Die Affäre mit Sapna-ji hatte ihm deutlich gemacht, dass die Verbindung mit Belle keine Selbstverständlichkeit war. Er hatte seine Lektion gelernt und ein Treuegelübde abgelegt. Was er leider nicht berücksichtigt hatte, war die Möglichkeit, von ihr verlassen zu werden. Jetzt entdeckte er, dass es im Leben Schlimmeres gab, als sitzengelassen zu werden. Sie hatte ihn, ohne ein Wort zu sagen, ausgesperrt und er sah keine Möglichkeit, auch nur zu erfahren, ob sie überhaupt noch am Leben war.

    Eddie war völlig zusammengebrochen, und Asmaan empfand es als ihre Pflicht, die Trümmer aufzusammeln und nach Möglichkeit wieder zu kitten. War das

Weitere Kostenlose Bücher