Die Statisten - Roman
hinterher.â
âSagâs mir zuerst.â
Eddie versuchte, keine Miene zu verziehen. âIrgendwann ⦠bald.â
âNein, oh nein! Ich weià genau, was âirgendwannâ bedeutet.â
âDas ist mein Ernst, Belle! Ehrlich!â Er hätte ihr alles versprochen, einschlieÃlich einer Hochzeit am folgenden Tag, solange sie ihm erlaubte, die verbotene Sache zu machen. Er umfasste ihre Taille. Sie lieà den Kopf in den Nacken fallen und glitt tiefer und tiefer, bis sie auf dem Bett lag. Es war ihre Art, ihm zu sagen, dass er mit ihr machen konnte, was er wollte. Wie leicht es doch war, sie reinzulegen! Eddie lachte laut los.
âDas hast du nicht ernst gemeint, stimmtâs? Was du vom Heiraten gesagt hast?â
âIch möchte einfach mit dir schlafen, das ist alles.â
Diesmal protestierte sie nicht. Sie legte sich auf den Bauch, die Ellenbogen auf der Matratze, das Kinn in die hohle Hand gestützt. Sie erwartete ihn. Er betrachtete die Linie ihres Körpers. Sie zog sich von ihren Zehen und FüÃen, die über die Bettkante hingen, zu den sanften, aber festen Erhebungen ihrer Pobacken hin, um dann von der Taille zu den Schultern steil aufzusteigen und weiter zum fein ziselierten Kopf. Er war von ihrer Schönheit seltsam berührt. Er zog gerade seine Hose aus, als er den Kummer und die Enttäuschung in ihren Augen sah. Sie musste ihn wirklich lieben, um sich so über Jesu ausdrückliche Wünsche hinwegzusetzen. Er hatte sich danach gesehnt, von der Anspannung, die sich im Laufe des Abends in ihm aufgebaut hatte, erlöst zu werden. Doch jetzt war es ihm nicht mehr wichtig, ob er in sie eindringen konnte oder nicht. Solange sie ihm die Absolution ihrer Hände erteilte.
3
Es hatte lange gedauert, aber Ravan hatte es geschafft, den ersten Meilenstein seiner Karriere zu erreichen. Er hatte seine eigene Band. Der nächste Meilenstein bestand darin, Schauspieler zu werden, ein Matinee-Idol, ein Superstar. Geduld. Wenn man wusste, was man vom Leben wollte, und so vernünftig war, nichts zu überstürzen, würde sich alles von selbst ergeben. Alles zu seiner Zeit. Wenn er also schon einen Umweg machen und Taxifahrer werden musste, um sein Doppelziel zu erreichen, würde er es eben tun. Er war willens und bereit, alle erforderlichen Opfer zu bringen und Kompromisse zu machen, um dorthin zu gelangen.
Er hatte sehr gründlich darüber nachgedacht, was für eine Art von Band er genau haben wollte. Sie würde eine radikale Abkehr von der Vergangenheit darstellen. Er würde dafür sorgen, dass sie nichts, aber auch rein gar nichts mit der New India Brass Band, bei der er seine Lehrzeit absolviert hatte, gemein haben würde. Selbstredend würde sie einen anderen Namen führen, einen in den Annalen der Hochzeitskapellmusik gänzlich unerhörten und nie dagewesenen Namen, der die Geburt eines neuen Sterns am musikalischen Firmament verkünden würde, eines Sterns, dessen Gravitation so gewaltig war, dass jeder andere in seine Umlaufbahn geraten würde. Ja, sie würde eigene MaÃstäbe setzen und Wesen und Wirkung der indischen Musik von Grund auf verändern.
Die Cum September Jai Bharat Band. Wer käme schon auf einen so prachtvollen, so ungewöhnlichen, so entzückend bezaubernden Namen? Mit einem einzigen Sprung hatte Ravan die Kluft zwischen Ost und West überwunden und der Welt verkündet, dass die Musik eine Universalsprache ist, die keine engstirnigen, chauvinistischen Unterscheidungen kennt. Die ersten zwei Wörter im Namen seiner Band waren der Titel eines Films mit Rock Hudson und Gina Lollobrigida, den er im Metro gesehen hatte: eine romantische Komödie, in die sich ganz Bombay verliebt hatte. Der Titelsong hatte ihn völlig umgehauen, und in dem Moment hatte Ravan gewusst, dass seine Band danach benannt werden würde. Doch ein unmissverständlicher Bruch mit den typischen, altbackenen, überholten Namen hinduistischer Hochzeitskapellen war nur der erste Schritt.
Er beabsichtigte, alles aufzupolieren: die musikalische Philosophie der Gruppe, ihren Sound und Stil. Zuallererst würden diese vergreisten, der Zeit â und übrigens auch dem Takt und den Tönen â hoffnungslos hinterherhinkenden Mitglieder der New India Brass in den Ruhestand versetzt werden müssen. Navare, das musste Ravan immerhin zugeben, verstand was von seinem Geschäft, aber es gab keine
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