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Die Statisten - Roman

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Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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trug? Und der in Sachen Gage nicht mehr zu bieten hatte als das Versprechen, sie zu bezahlen, sobald die Gruppe ihren Durchbruch haben würde?
    Doch heute war der entscheidende Tag. Es hieß jetzt oder nie. Es hieß alles oder nichts, ent- oder weder.
    Es war der Tag, an dem sich entscheiden würde, ob die Cum September Jai Bharat Band Bombay, möglicherweise den Staat Maharashtra, ja, wer weiß, vielleicht sogar den ganzen Subkontinent im Sturm erobern würde. Oder ob Ravan Pawar und seine Band in einer der Sackgassen der riesigen Metropole auf Nimmerwiedersehen oder -hören verschwinden würden.
    Gajanan Patil war mit seinem eigenen Vauxhall den ganzen Weg von Karjat, also wenigstens sechzig oder siebzig Meilen, runtergefahren, um die Cum September Band für die im folgenden Monat stattfindende Hochzeit seiner Schwester zu engagieren. Ravan hatte bislang von niemandem je einen Vorschuss bekommen, aber das war kein Grund, nicht einen zu verlangen.
    â€žWie viel Vorschuss würden Sie zahlen, damit es eine feste Abmachung ist?“
    Mr Gajanan Patil hatte nicht vor, die Frage einer Antwort zu würdigen. „Ein Fahrzeug wird euch am 21. des Monats abholen. Ihr werdet über Nacht bleiben. Wir werden für Kost und Logis sorgen, und nach dem letzten Stück für die bidai , wenn meine Schwester und ihr Mann zum Haus des Bräutigams aufbrechen, werdet ihr den Betrag von zweihundertfünfzig Rupien erhalten.“
    Ravan hatte sich mit Sicherheit verhört. „Was war die Summe, die Sie erwähnten, mein Herr?“, fragte er Mr Patil, der ein weißes Hemd und eine weiße khadi- Hose trug, die im Sonnenlicht wie ein Spiegel glänzte. „Zweihundertfünfzig Rupien“, wiederholte Gajanan Patil sein Angebot. „Wenn dir das nicht passt, kann ich ja gehen …“ Mr Patil war offensichtlich kein Mann von vielen Worten.
    Nicht passt? Ich bitte um Vergebung, Mr Gajanan vom jungfräulich reinen Beinkleid, von „passen“ kann gar keine Rede sein. Ich könnte mich reinlegen! Ich könnte Sie vor Dankbarkeit links und rechts abküssen und Sie so fest in die Arme schließen, dass Ihnen die Luft ausgeht! Ich werde jeden Abend mit dem Zug nach Karjat rausfahren und Ihnen ein Schlaflied singen, wenn Sie nicht einschlafen können. Die erste Langspielplatte, die ich aufnehme, werde ich Ihnen widmen. Und Sie würden mir eine ganz besondere Gefälligkeit erweisen, wenn Sie mich zu meinem letzten Auftraggeber begleiten würden, der zu mir sagte, wenn ich je einen Hundert-Rupien-Schein zu Gesicht oder in die Finger bekäme, würde er für mich die Hose runterlassen, und ihn davon in Kenntnis setzen könnten, wie viel genau Sie mir für die professionellen Dienste meiner Band zu zahlen gedenken.
    Das Geschäft stand.
    Das einzige Problem war, dass es keine Cum September Jai Bharat Band mehr gab. Ravan Pawars Quartett hatte gerade das Zeitliche gesegnet. Die drei anderen Musiker hatten ihn im Stich gelassen. Anstatt sich von ihm feuern zu lassen, hatten sie ihn gefeuert. Gebrodelt hatte es in der Combo schon geraume Zeit, aber Ravan hatte nicht erwartet, dass ihm die Sache schon so bald ins Gesicht spritzen würde. Sein Alter war gegen ihn, sagte er sich. Er war nicht nur unreif, er sah auch so unerfahren aus, wie er jung war. Wäre er nur imstande, die Regie zu übernehmen, weltgewandt und diplomatisch zu sein und sich nicht in die Karten schauen zu lassen! Er sehnte sich danach, undurchsichtig zu sein und ein mürrisches Gesicht machen zu können, die Lippe verdrießlich zu schürzen und seine Gegner durch seine Autorität zur Unterwerfung zu bringen; eine Augenbraue hochzuziehen und die Menschen erzittern zu lassen. Doch heute am Zahltag, am Einunddreißigsten des Monats und ganze sieben Tage nach dem letzten Hochzeitsauftritt, der die unmittelbare Ursache – oder besser gesagt, die dürftige Ausrede – für das Ableben der Kapelle gewesen war, gab es nur einen, der Mühe hatte, den Tatterich zu unterdrücken, und das war Ravan selbst.

    Sie hatten sich gegen ihn zusammengerottet, seine eigenen Angestellten, die Mitglieder seiner eigenen Band, und er ließ ihnen das einfach durchgehen. Anstatt ihnen zu sagen: „Das war’s, ihr seid die schlechtesten Musikanten der Welt“, bettelte er sie an, ihn nicht sitzenzulassen. Kanhaiyyalal bekam kaum die Füße hoch, doch Navare war schon an der

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