Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
Vom Netzwerk:
alle paar Minuten steigen.“
    â€žWir reden darüber, sobald Anant vermählt ist“, sagte Ravan betreten.
    Mr Tamhane ließ sich nicht beschwichtigen. „Du hast vor all diesen Leuten meine Integrität in Frage gestellt. Ich werde keine weitere Demütigung dulden. Sag mir einfach, wie viel.“
    Ravan wand und krümmte sich, aber Tamhane blieb eisern. „Wie viel?“
    â€žNormalerweise berechnen wir für einen ganzen Tag Musik zweihundert Rupien, aber über den endgültigen Betrag können wir uns nach dem Hochzeitsritual einigen.“
    â€žNein, das kann ich nicht akzeptieren. Ich werde es nicht hinnehmen, dass du die ganze Zeit ein Schwert über mein Haupt hältst. Frau – hört hier jemand zu? –, gib diesem Mann achtzig Rupien, ja, die ganze Summe im Voraus.“
    Wie waren aus zweihundert plötzlich achtzig geworden? „Nein, nein, Mr Tamhane, wie ich schon sagte, das regeln wir später.“
    â€žFrau, gib diesem Mann sein Geld! Wie oft muss ich mich noch wiederholen?“
    â€žDas reicht. Kränken Sie den Jungen nicht.“ Mrs Tamhane erschien wie aufs Stichwort und versuchte, ihren Gatten zu beschwichtigen. „Er ist jung und nicht so reif wie unser Anant. Er hat einen Fehler gemacht, und es tut ihm leid. Ravan, sag dass es dir leid tut, bitte. Du hast meinem Mann das Herz gebrochen. Ausgerechnet du! Wir hätten Hunderte anderer Bands engagieren können. Aber mein Mann hat ein so weiches Herz. Er hatte Mitleid mit dir, weil niemand deine Band haben will. Jeder sagt, dass die Cum September, Go September grauenvoll spielt, aber er wollte dir eine weitere Chance geben. Aber du warst ja schon immer ein undankbarer Junge, Ravan Pawar. Sag ihm und allen Anwesenden, dass es dir leid tut, sonst wirst du mir und meinem Kind Anant und seiner frisch Angetrauten diesen schönen Tag verderben!“
    Ravan begriff nicht, warum er sich eigentlich entschuldigen sollte. Er hatte den Verdacht, dass alles eine abgekartete Sache zwischen Mr Tamhane und seiner Frau war. Er hatte lediglich das verlangt, was ihm und seiner Band zustand, und jetzt sollte er sich bei Mr Tamhane entschuldigen!
    â€žEs tut mir leid“, jammerte er.
    â€žLauter. Sag: ‚Es tut mir sehr leid‘. Sag es schon“, beharrte Mrs Tamhane.
    Vor seinen eigenen Männern und vor allen Gästen? Eher hätte er sich die Kehle aufgeschlitzt. „Es … es tut mir leid.“
    â€žNun, wenn du darauf bestehst, Frau. Obwohl ich den Mann am liebsten auszahlen würde, damit endlich Schluss ist mit diesem ganzen Gerede von Geld.“

    Mittlerweile war es halb ein Uhr nachts, und die Hochzeitsgäste waren längst heimgegangen, ebenso der Rest der Band. Nur Ravan wartete noch immer im Hochzeitssaal auf Mr Tamhane, damit dieser die Zahlung leistete. Er hatte schon einige Male ins Hinterzimmer geschaut. Anant saß an einem Tisch, riss Umschläge auf und notierte, neben den Namen der entsprechenden Familie, den darin enthaltenen Betrag in ein eigens dafür vorgesehenes liniertes Heft. Das Geld, das die Braut geschenkt bekommen hatte, wurde hinten im Heft eingetragen. Wenn zukünftig der Sohn oder die Tochter einer bestimmten Familie heirateten, würden die Tamhanes einige Rechnungen anstellen müssen: die zu Anants Hochzeit eingegangene Summe durch die Anzahl der in der betreffenden Familie vorhandenen Kinder dividieren, den resultierenden Betrag in einen Umschlag stecken und diesen dem frischgebackenen Paar aushändigen. Inflationsrate oder auf den ursprünglichen Betrag angefallene Zinsen würden allerdings nicht berücksichtigt werden.
    Nicht alle Geschenke waren in Bargeld, und die Eltern Tamhane trugen die Gaben eifrig in ein gesondertes Heft ein. Bislang hatten sie neun Tischlampen, dreizehn Füllfederhalter, fünf Limonadensets mit geblümten Karaffen und entsprechenden Gläsern, elf Stielvasen und drei perlmuttfarben lackierte Plastik-Fotorahmen notiert. Eines Tages würden sich die Sachen alle als Hochzeitsgaben einsetzen lassen. „Was ist der Sinn von solchen unüberlegten Geschenken“, fragte Mr Tamhane seinen Sohn, als sei er dafür verantwortlich, „wenn sie sich nicht durch drei, fünf oder neun teilen und weiter verschenken lassen?“
    â€žMachen Sie sich keine Gedanken darüber, Dada. Morgen früh gehe ich als Erstes mit der Aufstellung in einen Geschenkeladen und erkundige mich, was

Weitere Kostenlose Bücher