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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Ravan nun möglicherweise auf die falsche Fährte locken würde. Doch während Tamhane ihm diesen Unsinn auftischte von wegen, er sei Anant Tamhanes bester Freund, hatte Ravan an nichts anderes gedacht. Es gab nur einen einzigen Menschen, der widerwärtiger war als Tamhane Senior. Das war sein Sohn Anant. Zu behaupten, dass niemand in den CWD -Chawls den beiden einen guten Tag gesagt hätte, war eine maßlose Untertreibung; nicht einen Tropfen Wasser hätte man ihnen angeboten, selbst wenn sie am Verdursten gewesen wären.
    Tamhane hatte ein ordentliches Tempo vorgelegt, und Ravan musste laufen, um ihn einzuholen.
    â€žMr Tamhane, noch eine Minute, bitte!“
    â€žWas ist denn noch?“, fragte Mr Tamhane brüsk. „Ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Ich habe keine Zeit für Geplauder.“
    â€žWie steht es mit dem …“ – Ravan hatte immer Schwierigkeiten mit dem Wort – „… Geld? Darüber haben wir uns noch nicht unterhalten.“
    â€žDeshalb bist mir nachgelaufen? Ist das alles, woran du denken kannst? Geld? Was ist Geld schon unter Freunden? Ravan Pawar, ich werde dir ein Geheimnis anvertrauen: Geld ist im Totenreich kein gesetzliches Zahlungsmittel. Du kannst es nicht mitnehmen. Hihi! Wie findest du das?“
    â€žIch will es auch nicht, wenn ich tot bin!“, protestierte Ravan. „Ich will es …“
    â€žGut, mehr wollte ich nicht hören.“
    Das mochte dem Justizangestellten genügen, Ravan jedoch kaum. Er musste Tamhane auf einen konkreten Betrag festnageln, er wusste, wie gerissen er war. Die Mitglieder der Cum September hielten ständig eine geladene Pistole an einen unaussprechlichen Teil seines Körpers, dass er sich wie ein Eunuch fühlte. Sie stießen den stählernen Lauf zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit in ihn und erinnerten ihn daran, was für ein nichtsnutziger Bandleader er war und seit wie vielen Tagen, Wochen und Monaten er sie nicht bezahlt hatte. Sie hatten ein ausgezeichnetes Gefühl für Timing und drohten stets dann zu kündigen, wenn Ravan gerade das Zeichen zum Aufspielen gab, und wussten auch anschließend die Veranstaltung alle Naselang zu unterbrechen.
    â€žUnsere Gage für einen Doppelauftritt, das heißt, wenn wir sowohl am Morgen wie am Abend spielen, beträgt …“ – hier stockte Ravan, um die nötige Zeit zu gewinnen, den Betrag aufzublähen – „zweihundert Rupien.“
    Kaum waren die Worte ausgesprochen, begriff Ravan, dass er einen großen Fehler gemacht hatte.
    â€žKlar, was immer ihr normalerweise auch kriegt! Aber ich frage mich, warum ich das Gefühl habe, dass ihr so gut wie gar keine Aufträge bekommt. Ah ja, das muss daran liegen, dass ihr so wählerisch seid und nur auf den Hochzeiten von Maharadschas und großen Filmstars auftretet. Hihi. Richtig?“
    Ravan hatte sein Blatt überreizt. Er hielt es für das Beste, das Thema an diesem Tag nicht weiterzuverfolgen.
    Doch am Morgen der Hochzeit schnitt er es bei Mr Tamhane noch einmal an.
    â€žWir müssen uns über die Höhe der Gage einigen, damit es anschließend keine Missverständnisse gibt.“
    â€žDu willst jetzt Geld, um 7.37 Uhr, noch ehe das Hochzeitsritual vollzogen worden ist? Hör dir diesen Mann an, Anants Mutter!“ Mr Tamhanes Aufforderung war jedoch weniger an seine Frau gerichtet als an die im Saal versammelten Gäste, die die Geldgier und Frechheit dieses schamlosen jungen Mannes, der ihn erpresste, bezeugen sollten. Seltsamerweise, aber vielleicht war es auch ganz natürlich, war nicht ein Mensch aus den CWD -Chawls zu sehen. „Der beste Freund unseres Sohnes, Ravan Pawar, hält mir eine Waffe an den Kopf. Er will nicht spielen, seine Band weigert sich kategorisch zu spielen, es sei denn, wir zahlen ihre Gage im Voraus. Was ist aus dieser Welt geworden!“
    Alle drehten sich um und starrten den Erpresser an.
    â€žDas habe ich nicht gesagt, Mr Tamhane.“ Ravan fummelte an einem Knopf seiner Jacke herum und bekam gerade mal ein Flüstern heraus. „Habe ich nicht“, wiederholte er weinerlich. „Ich habe lediglich zu bedenken gegeben, dass es besser ist, Geldangelegenheiten im Voraus zu klären, als anschließend Raum für Unstimmigkeiten zu lassen.“
    â€žWie viel willst du? Sprich es nur aus, ja, sag uns, wievielwievielwieviel. Andernfalls werden deine Forderungen

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