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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Wovon redete sie da? Sie hatte etwas Bösartiges und Übelwollendes an sich. Eines wusste er mit Sicherheit: Er mochte nicht verstanden haben, was genau sie meinte, aber es klang schlimm, richtig schlimm.
    â€žSie können Ihr verdammtes Geld behalten!“ Ravan streckte die Hand aus, um Tamhane das Geld zurückzugeben.
    â€žMit Vergnügen.“ Die Banknoten waren schon fast in der Hand des Justizangestellten, als es Ravan dämmerte, dass dieser Mann sein Bravourstück gar nicht zu würdigen wissen und er sein Geld niemals wiedersehen würde. Er zog die Hand schnell zurück.
    â€žPassen Sie nur auf!“, brüllte Ravan dem sich schon entfernenden Tamhane hinterher, in der Hoffnung, die Lautstärke seiner Stimme würde bewirken, dass er seinen eigenen Worten Glauben schenkte. „Ich werde ein Star! Ein Held! Die Leute werden vor meinem Haus Schlange stehen! Ich werde Tausende pro Tag verdienen!“
    Tamhane drehte sich um und lachte verächtlich. „Solltest du je einen Hundert-Rupien-Schein in die Finger bekommen, ruf mich. Dann lasse ich die Hose für dich runter.“
    â€žWir werden nur die großen Auftritte annehmen. Hotels, Premieren, Prominentenpartys.“ Ravan kam allmählich ins Schwimmen und wusste nicht so recht, was Tamhane Senior am meisten beeindrucken würde. „Ich werde ein Kinoheld! Keine verdammten billigen Hochzeiten mehr!“
    Diesmal machte sich Tamhane nicht die Mühe, Ravan zu widersprechen. Er wischte sich mit dem Saum seines Hemdes über das Gesicht und ging weiter den langen Saal entlang, bis Ravan ihn nicht mehr sehen konnte.

    Die indische Brass Band
    Ein wenig bekanntes Eckchen des Empire, das nicht nur überlebt hat, sondern nach wie vor blüht und gedeiht.

    Ohne die Begegnung mit Europa hätte Indien nie den Katholizismus oder die protestantische Konfession eingeführt, und Englisch wäre – wohl oder übel – nie zur inoffiziellen Lingua franca des Subkontinents geworden. Wäre die Herrschaft der Briten nicht gewesen, hätten die zwei klassischen indischen Musikstile, der nordindische und der karnatische , nie die Violine adaptiert und sich zu eigen gemacht. Und Brass Bands gäbe es auch nicht. Wo wären da Ravan und seine Kompagnons von der Cum September Band geblieben? Oder Eddie und seine Bandra Bombshells? Oder noch wichtiger – wo bliebe die indische Filmmusik ohne westliche Musikinstrumente?
    Es ist ein pikantes Paradox, dass die britische East India Company als Handelsgesellschaft nach Indien kam, zum Schutz ihrer wirtschaftlichen Interessen nach und nach Forts errichtete und Privatmilizen rekrutierte, um irgendwann festzustellen, dass sie – oh Wunder – zu einer Kolonialverwaltung geworden war. Schließlich übernahm Ihre Majestät die unmittelbare Herrschaft über den Subkontinent. Sowohl die britisch-indische Armee als auch die Polizeitruppe besaß eigene Musikkapellen mit vollem westlichem Instrumentarium. Das Herzstück der Streitkräfte und ebenso der Kapellen bildeten natürlich Sepoys . Die ehemals souveränen, jetzt zu bloßen Vasallen herabgestuften Rajas, Navabs und Maharajas des indischen Subkontinents ahmten ihre Herren nach und legten sich ebenfalls Kapellen mit abendländischen Instrumenten und Kostümen zu. Die indische Hochzeitsband ließ sich davon zu den exotischen und knalligen Uniformen inspirieren, die mit ihrer Überladenheit die eines Generals oder Feldmarschalls noch in den Schatten stellt.
    In den ersten Jahrzehnten der Kolonialzeit war eine der bei den Briten beliebtesten Formen der Unterhaltung die Musik der Militärkapellen. Es war unmöglich, den Geburtstag der Queen zu feiern, Klub-Bälle zu veranstalten, Gouverneursbesuche in verschiedenen Teilen des Landes zu organisieren, ohne eine Militär- oder Polizeikapelle, die dem Ereignis erst den richtigen Pepp verlieh. Später wurde der Musikpavillon zum wichtigsten Zentrum der Stadt, wo sich die britische Gesellschaft nach gemächlichem Abendspaziergang einfand, um der Orchestermusik zu lauschen. Die Kolonialherren räumten den Subkontinent zwar 1947, aber die Tradition der Brass Band ist in den indischen Streitkräften, der Polizeitruppe und größeren Stadtgemeinden lebendiger denn je.
    Niemand kennt das genaue Datum, der allgemeine Konsens scheint jedoch dahin zu gehen, dass die ersten Brass Bands in Indien – deren Besetzung Dudelsack,

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