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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Aststümpfen.
    Er hatte das sichere Gefühl, von jemandem beobachtet zu werden. Er beugte sich noch ein bisschen weiter vor. Wäre natürlich typisch für ihn, die falsche Stelle auszusuchen. Diese Augen bildete er sich natürlich nur ein. Aber besser auf Nummer sicher gehen, als beim Pissen beäugt zu werden. Er begann, sich zentimeterweise im Entengang auf einen Tamarindenbaum zuzubewegen. Was für einen Lärm sein Schlauch veranstaltete! Er sollte zur Feuerwehr gehen. Da wäre nie wieder ein Hydrant erforderlich. Einfach nur Ravan auf die Brandstelle ausrichten, und der Indische Ozean würde sich über selbige ergießen. Konzentrier dich, Ravan, linker Fuß vor, ganz langsam, dann rechter Fuß vor, du bist schon fast unter dem Tamarindenbaum. Oh nein, oh nein nein nein! Da stand sie, direkt hinter dem Baum, und starrte ihn voll ehrfürchtiger Bewunderung an. Ravan hörte auf zu watscheln. Verdammt, das darf nicht wahr sein! Er stand auf, noch immer die Westküste des Subkontinents bewässernd.
    Er versuchte, die Hose hochzuziehen. Sie klebte ihm an den Beinen fest. Er hätte sie zerreißen müssen, um sie hochzukriegen; er wäre mehr als bereit dazu gewesen, aber das verflixte Ding rührte sich trotzdem nicht von der Stelle. Er wollte den Schwall abstellen, den Hahn zudrehen, die ganze Hydraulik in die Luft sprengen, aber er schien null Kontrolle über seine Körperfunktionen zu haben.
    â€žLass dir Zeit“, sagte sie. „Nie was Angefangenes mitten drin abbrechen.“
    Er stand kurz davor, in Tränen der Scham auszubrechen. Er schloss die Augen. Sein Gesicht glühte, seine Ohren brannten, und er wusste, er würde sich nie wieder in Karjat blicken lassen können.
    â€žIch hab seit meiner Kindheit eine Schwäche für Bandvalas. Wenn ich eure bestickten Uniformen sehe, eure Goldquasten, eure roten Jacken und schicken Mützen, da setzt bei mir was aus, mein Herz macht ba-dumm, ba-dumm, ich krieg keine Luft mehr und fühl mich ganz schwach. Hier, fühl mal, wie es klopft!“
    Sie nahm Ravans Hand und steckte sie sich in die choli . „Da, spürst du nicht, wie es stampft, wie der Motor von einem unserer Lastwagen?“
    Ravan spürte gar nichts, mit Sicherheit nicht Sitas Herz – wie hatte sie gesagt? – ba-dumm, ba-dumm. Er war jenseits von Spüren und Fühlen. Dies war das erste Mal, dass er eine Frau berührte. Sie war ein herzloses Stück, diese Sita! Hatte sie eine Ahnung, was sie mit ihren Spielchen bei seinem Herzen anrichtete? Es hämmerte heftig gegen seine Rippen, als versuchte es, aus seinem Körper auszubrechen. Tornados, Taifune und Tsunamis schleuderten es hin und her. Gleichzeitig ereigneten sich Erdbeben und Kataklysmen darin. Lass meine Hand los, lass mich los, und dennoch schien seine Hand an ihren sanft aufund abwogenden Brüsten festzukleben. Er fühlte sich wie der ausgebrannte Baum, verkohlt und entlaubt. Er hätte schon längst tot sein müssen; vielleicht war er auch schon gestorben, denn er hätte nicht mehr sagen können, ob er gerade Höllenqualen ausstand oder die süßeste Verzückung erlebte.
    Er versuchte, seine Hand wegzuziehen, aber sie lächelte und ließ nicht los.
    â€žWie findest du meinen BH ?“
    â€ž BH ?“
    â€žIch hab meinem Vater gesagt, ich heirate nur, wenn ich bei der Hochzeit einen Spitzen- BH tragen darf. Sonst mach ich nicht mit, und wenn er mich umbringt. Er hat vorn ein Elastikband und hinten Haken. Und Schaumstoffpolster.“ Sita streifte sich den pallu ihres Saris von der Schulter und knöpfte ihr Leibchen auf, um ihm die Polsterung zu zeigen.
    Es war ein wahrhaft wundersamer Anblick, dieses Ding namens „ BH “! Seine Mutter trug immer etwas Selbstgemachtes, das sie auf ihrer Nähmaschine nähte. Oh, die erlesene Schönheit der rosa spitzenbesetzten Körbchen, die die schwellenden Rundungen ihrer Brüste bargen! Der BH gab ebenso viel preis, wie er verhüllte. Der Gedanke daran, was sich dahinter verbarg, raubte ihm abermals die Sinne. Er schloss die Augen. Sitas Busen wogte hinter seinen Lidern.
    â€žWozu brauchst du Schaumstoffpolster, wenn du die zwei schönsten Turteltäubchen der ganzen Welt hast?“
    â€žOh, mein Bandleader, mit deiner unbesonnenen Poesie hast du mein Herz auf ewig geraubt! Meena Kumari, Nargis, Madhubala tragen die auch, ob auf der Leinwand oder privat.

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