Die Statisten - Roman
Hochzeitsmaschinerie zu sein.
Die Mahlzeit, die man ihnen vorsetzte, umfasste drei Gemüsegerichte, einen Salat, Chutney, zweierlei Pickles, Reis, Chapatis und dal . Es gab zwei Desserts, chirothas und Kanhaiyyalals LieblingssüÃspeise: bundi laddus . Von allem gab es einen Nachschlag, auch von den Laddus. Und das war nicht einmal das eigentliche Hochzeitsessen. Oh, hätte er nur Mr Tamhane Senior auf den Knien den ganzen Weg von Bombay bis hierher schleifen können, damit er sah, welches Festmahl ihnen hier bereitet wurde.
Hinter dem Haus war eine provisorische Freiluftküche aufgebaut worden. Sechs Köche und ein Chef hatten alle Hände voll zu tun, das Hochzeitsmahl vorzubereiten. Aber was Ravan am meisten beeindruckte, waren die Autos der Familie, ein Citroën, ein Jeep und ein Dodge. Ravan warf Navare einen verächtlichen Blick zu. Na, du KlugscheiÃer? Sieht das wie das Ende aus? Und wie war das mit dem Bräutigam, der im Müllwagen angefahren wird? Ravan hatte gerade erfahren, dass die Familie der Braut für den Bräutigam einen brandneuen Ambassador gekauft hatte.
Die Cum September Band war jetzt mit den einheimischen Musikern in einen Kampf auf Leben und Tod verstrickt. Es war eine Schlacht zwischen der GroÃ- und der Kleinstadt, zwischen der Avantgarde und den Konservativen, zwischen der Zukunft und der Vergangenheit. Das Ensemble aus Karjat bestand aus drei Musikern, die Sanai, Trommel und Harmonium spielten. Sie wussten, dass die Ehre der Ortsansässigen auf dem Spiel stand. Bei dem Wettstreit gab es keine Platzregeln. Da die zwei Gruppen weder die gleichen Instrumente noch die gleiche Art von Musik spielten, schien die Grundidee darin zu bestehen, den Gegner nach Möglichkeit zu übertönen.
Dann zerstreute sich die Menge. Eine Gruppe junger Frauen kam herangeschlendert und blieb vor der Cum September Band stehen. Ravan erkannte das Mädchen vom Obergeschossfenster wieder. Sie sah ihm offen ins Gesicht, klopfte mit dem Fuà im Takt der Musik und tat so, als wüsste sie rein gar nichts vom Tamarinden-Zwischenfall. So absurd es auch war, aber es fiel Ravan schwer, ihr in die Augen zu sehen. Sie war offensichtlich die Anführerin der jungen Frauen, die, die Arme umeinander geschlungen, dastanden, kicherten, lachten und versuchten, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Es war ein böiger Wind aufgekommen. Er wirbelte Staubfahnen auf, sammelte verstreute Papierfetzen, Federn und Blätter und trieb sie trudelnd durch den Shamiyana. Er zerrte an den Stangen und blähte die Leinwanddecke des Zeltes wie ein gigantisches Segel auf. In der Ferne rief eine Frauenstimme: âSita! Oh Sita!â Die Mädchen schienen das besonders lustig zu finden und drängten sich noch enger um ihre Anführerin. Der Wind blies Ravan etwas Scharfes ins rechte Auge, das ausgiebig zu tränen begann. Er legte seine Schlägel nicht aus der Hand, aber es brachte ihn etwas aus dem Takt. Würde die Heimmannschaft den Sieg davontragen?
âSchhhhh!â, zischte das Tamarindenmädchen dem Sanai-Spieler zu. âIch krieg schon keine Luft mehr wegen dem fürchterlichen Lärm, den ihr veranstaltet. Mein Vater hat diese Band aus Bombay geholt, und ihr habt keinem erlaubt, den Leuten auch nur eine Minute lang ungestört zuzuhören. Schluss mit dem Gedudel, aber sofort!â
Und sie hörten tatsächlich auf, wenngleich der Sanai-Spieler Einwände machte. âUns hat man auch engagiert! Ihr Vater hat uns verpflichtet, damit wir ohne Unterbrechung spielen!â
âDas war gerade keine Bitte, das war ein Befehl. Oder soll ich dir dieses Dudeldings auf dem Schädel zerschlagen?â
Mittlerweile hatte Ravan das Sandkorn aus seinem Auge bekommen. Dieses Mädchen/Frau/Was-auch-immer war ein Gottesgeschenk. Die andere Gruppe hatte bereits angefangen, ihn zu zermürben. Er stimmte âAja zaraâ an. Er hatte die Bandra Bombshells denselben Song in Eddies Wohnung proben hören, nur dass Belle den Hindi-Text durch einen englischen ersetzt hatte, etwas wie âCherry pink and apple blossom didadadaâ. Nicht übel, hatte er gedacht, inzwischen bedient sich der Westen also bei indischen Songschreibern, irre. Ravan reicherte das Stück mit so überbordender Energie an, dass es wie eine Rakete abhob und dann am Himmel Loopings drehte und Purzelbäume schlug. Es war eine verrückte Achterbahnfahrt über eine Welle von
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