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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Worte sie verwendete, und wie schön sie über Kunst und den schöpferischen Geist sprach! Er hatte bis dahin gedacht, nur Leute in Hindi-Filmen könnten so leidenschaftlich sprechen, nur Leute wie Nargis, Dilip Kumar oder Raj Kapoor. Aber Sita war real, und sie war besser als jede Schauspielerin in irgendeinem Film. Sie war wirklich seine Seelengefährtin. Sie hatte in die Tiefen seines Herzens geblickt und dessen Geheimnisse erschaut. Sie teilten dieselben Ideen und Ideale. Wie lange schon, wie viele Jahre hegte er den Traum, die Hindu-Hochzeitsszene durch Einbeziehung einer Sängerin zu revolutionieren! Er dachte an Eddies Freundin und daran, wie gern er sie in seiner Band gehabt hätte. Aber das war ja nicht möglich, denn sie war die Sängerin der Bandra Bombshells.
    â€žDenk das Undenkbare! Stell dir das Unvorstellbare vor!“, hatte er sich gesagt, als er plante, eine eigene Band zu gründen. Doch so sehr er sich auch bemühte, es gelang ihm nicht, sich eine Brass Band mit einer Frau vorzustellen. Die Kühnheit, die Verwegenheit, die erlesene delikate Vorstellung, eine Frau in seiner Band zu haben! Dass irgendjemand, selbst ein Mann, in einer Hindu-Hochzeitsband sang, war schlicht undenkbar. Ravan hatte keine Vorstellung davon, was Belle – oder sonst eine Sängerin – so machte. Stellte sie sich einfach so auf die Bühne, oder stand sie in einem abgetrennten Abteil, einer Art zenana ? Was sang sie? Rasteten die Männer aus und verschlug es den Frauen den Atem? Er hatte Belle nur ein paar Mal im Stockwerk über ihnen singen hören; offenbar lud Eddie sie nur selten zu sich ein. Sie hatte eine unglaubliche Stimme. Sie war roh und unausgebildet, aber kein Mikro konnte ihr das Wasser reichen. Sie war wie eine Sturzflut, die einem die Füße wegzog und auf die Wildwasserfahrt seines Lebens entführte. Aber Belle wusste sie auch zu bändigen und in ein weiches, anschmiegsames, körperumschmeichelndes Flüstern zu verwandeln, das einem in die Nackenhaare hauchte und über den Rücken strich, das sich einem um das Geschlecht schlängelte, über die ganze Haut schlitterte und einen ohnmächtig in Bann hielt.
    Und hier war jetzt Sita und sprach seine Gedanken aus. Er spürte in seinen Eingeweiden, in seinem Herzen und in diesem Ding zwischen seinen Beinen, das ihm in dieser Nacht so viel Vergnügen verschafft hatte, dass dies der Beginn einer wunderbaren Zukunft war, der Beginn eines Goldenen Zeitalters. Er würde beiden Herren Patil, Senior wie Junior, erklären, dass er ihnen nicht gestatten wollte, nicht gestatten konnte, ein so großes Talent wie das ihrer Tochter bzw. Schwester zu unterdrücken. Ob es ihnen passte oder nicht: Er würde sie mit sich fortnehmen. Er würde Sita zum Singing Star machen.
    â€žWarum brennen wir nicht gleich jetzt zusammen durch?
    Weshalb sollen wir uns mit deinem Vater und deinem Bruder herumstreiten? Wir sind verschieden. Sie werden nie verstehen, wie der Geist eines Künstlers funktioniert!“
    â€žIch laufe nicht mit eingekniffenem Schwanz davon!“, deklamierte Sita. „Ich habe den Mut meiner Überzeugungen, und ich werde für sie einstehen! Wirst du ein Feigling sein? Oder ein wahrer Künstler?“
    Was konnte man da noch sagen? Sie hatte es besser gesagt, als jeder andere es gekonnt hätte. Sie hatte die Alternativen klar ausgesprochen, so klar wie Tag und Nacht. Er hatte einen kurzen – aber nur sehr kurzen – Rückfall gehabt. Einen Augenblick, in dem Mr Patils tödlicher Spazierstock vor seinem geistigen Auge aufgeblitzt war. Das hatte ihm zu denken gegeben, aber mit Sita an seiner Seite würde er nicht nur Mr Patil und seinem Sohn Gajanan die Stirn bieten, sondern auch … ach, was auch immer!
    Jetzt stimmte Sita das Duett aus „Badshah“ an: „Aa niile gagan tale pyar hum kare.“ Er fiel mit Hemant Kumars Stimme ein, und sie sangen Song um Song um Song.
    â€žZieh deine Jacke und Mütze wieder an, Ravan! Ich möchte mich noch einmal in dich verlieben!“
    Ravan sprang auf und zog seine Uniform an. Er wollte gerade seine Jacke zuknöpfen, als sie sagte: „Nein, lass sie offen. Stell dich ans Fenster, ins Mondlicht.“
    Was hatte sie vor? Er wollte nichts anderes als wieder ins Bett springen, bevor die Sonne aufging und die Leute aufwachten. Sie fing an zu stöhnen: „Oooooooh, ooooooooooh!“
    Was war los? Was

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