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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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„Und wenn das immer noch nicht reicht“, hier versagte Eddies Stimme fast, und er konnte kaum weiterreden, „wird er mir das Genick brechen, und die Polizei wird meine Leiche im Mahim Creek finden.“
    Pieta gab den Kampf auf und wischte sich wortlos die Tränen ab, die ihr über die Wangen rannen. „Weiß Mama Bescheid?“, fragte sie endlich.
    â€žIch dachte, es wär dir lieber, wenn ich’s ihr nicht erzähle.“
    â€žWie könntest du ihr das verschweigen? Wo soll das Geld denn deiner Meinung nach herkommen?“
    â€žIch will sie nicht beunruhigen. Sie kriegt einen Anfall.“
    â€žWürdest du das nicht auch, wenn dein Sohn siebzehntausend Rupien Schulden machen würde?“
    â€žDa ich keine Söhne produziert habe, während du grad nicht hingeguckt hast, kann ich dir auch nicht sagen, was ich tun würde. Ihm die Gurgel durchschneiden vermutlich.“ Das konnte sich Eddie nicht verkneifen. „Aber könnten wir vielleicht beim Thema bleiben? Warum ersparen wir es Mama nicht einfach, sich tierisch aufzuregen, und du gibst mir stattdessen das Geld?“
    â€žIch kauf mir nicht einmal ein Lotterielos, weil ich die eine Rupie für Notfälle sparen will. Und du verspielst siebzehntausend, von denen dir nicht ein einziger Paisa gehört?“
    â€žNa, dann hast du ja einen Notgroschen.“
    â€žDas war nur bildlich gesprochen, damit du kapierst, wie sparsam ich mit Geld umgehe!“
    Seltsam, wie jedes Gespräch, das er mit seiner Schwester führte, aus dem Gleis geriet! Er hatte genug.
    â€žWärst du sehr enttäuscht, wenn du erfahren würdest, dass ich doch nicht in Schwierigkeiten stecke?“
    Jetzt war sie verdutzt und verwirrt und dann wurde sie wütend, sehr wütend. „Mensch, Eddie, wirst du denn niemals erwachsen?“
    Verdammt, er hatte seine Karten nicht richtig ausgespielt. Immer ließ er sich von seinen eigenen Blödsinnsgeschichten mitreißen. Manchmal war er überzeugt, niemals Feinde zu benötigen, da konnte er immer auf sich selbst zählen.
    â€žDas werde ich.“ Er klang zerknirscht. „Wenn du mir das Geld gibst.“
    â€žSiebzehntausend?“
    â€žFünftausend, das ist alles.“
    â€žWofür willst du es?“
    â€žIch gehe nach Amerika.“
    â€žAmerika? Was willst du denn dort?“
    â€žEine Rockband gründen. Und zum Film gehen. Wir werden ‚Rock Around the Clock 2‘ machen.“
    Warum hatte er bloß die Klappe aufgemacht? Nie konnte er etwas für sich behalten, am allerwenigsten ein Geheimnis. Jetzt würde sie ihn nur noch verspotten und entmutigen.
    â€žDu bildest dir wirklich ein, die Bandra Bombshells werden in Amerika Erfolg haben, wenn du es nicht mal hier schaffst? Und außerdem kennst du dort niemand!“
    Es war beinahe unheimlich, wie Pieta es schaffte, Eddie selbst mit einer simplen Frage im Innersten zu treffen. Lag es an der Wortwahl, fragte er sich, oder am Ton? Oder an dem, was unausgesprochen blieb? Oder an der drückenden Last der vielen Jahre, die sie gemeinsam verlebt hatten? Er konnte sich – zumindest, wenn er in einer solchen Gemütsverfassung war – beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie zu einer harmlosen Bemerkung fähig wäre. Sie war eine Hexe, sie konnte alles mit einem Fluch belegen. Es ging sie einen Dreck an, dass die Bombshells ohne eine bescheidene Unterstützung vonseiten seiner Mutter nicht überlebt hätten. Aber diese Frechheit würde er ihr nicht durchgehen lassen.
    â€žWas weißt denn du schon von den Bombshells? Wir bekommen mehr Anfragen, als wir bewältigen können! Außerdem werde ich kaum so blöd sein, meine amerikanische Gruppe ‚The Bandra Bombshells‘ zu nennen! Den Namen meiner neuen Rockband werde ich erst verraten, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Und wenn du wissen willst, warum wir hier nicht zum größten Namen der ganzen Musikindustrie geworden sind, dann schau dich nur um!“ Er hatte das Gefühl, genau das richtige Quantum Verachtung in seine Stimme gelegt zu haben. „Was erwartest du – das ist Indien! Das Einzige, was die hier hören wollen, sind Songs aus diesen erbärmlichen Hindi-Filmen! In Amerika wird es anders sein. Wir sprechen dieselbe Musik, nur darauf kommt’s an. Die Beatles, die Doors, Jefferson Airplane – jeder, der wirklich Talent hat, kann es dort

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