Die Staufer und ihre Zeit
entfaltenden Geldwirtschaft.
Meist profitierten die Herrscher vom zeitgemäßen Ausbau ihrer Lande beträchtlich; die bedeutende, stets wachsende Zahl von Untertanen vergrößerte ihre Handlungsmöglichkeiten, ihren Einfluss und ihr Ansehen. Freilich erforderte die Administration ihrer Territorien, da die Verhältnisse dort ständig komplizierter wurden, nun weit mehr Aufmerksamkeit als früher. Ohne ein vom Hof gelenktes, sachkundig und effizient arbeitendes Verwaltungspersonal war sie nicht mehr zu denken.
Angesichts der intensiven fürstlichen Bemühungen um den Einsatz moderner Methoden der Landeserschließung, angesichts der beachtlichen Erfolge, die etwa Heinrich der Löwe in seinem Herzogtum Sachsen auf diesem Felde erzielte, war für die staufischen Herrscher eine offensive Territorialpolitik die unerlässliche Voraussetzung dafür, dass sie ihren kaiserlichen Vorrang vor den Reichsfürsten zu wahren vermochten. Und diese Bedingungen erfüllten sie.
Ganz besonders energisch und erfolgreich widmete sich Barbarossa der Vergrößerung des ihm unmittelbar unterstehenden Territoriums und seiner planvollen, effektiven Verwaltung durch Fachleute aus der Reichsministerialität. Deren
Spitzenkräfte leisteten ihm und seinen Nachfolgern zudem auch bei der Administration des Reiches wertvolle Dienste. Die gezielt geförderten Königs- und künftigen Reichsstädte wurden, wie etwa die noch erhaltene Steuerliste von 1241 zeigt, bald zu einer wesentlichen Einnahmequelle der Staufer. Es gehört deshalb zu den wichtigsten Leistungen Friedrichs II. während seiner deutschen Jahre bis 1220, dass er das im Thronstreit stark geschmälerte Reichsgut wieder ziemlich vollständig der Krone zurückgewann.
Bereits die nach der Königswahl übliche feierliche Krönung und Salbung der Herrscher in Aachen durch den Kölner Erzbischof wies unmissverständlich auf die besondere Gottesnähe, die sie in ihrem hohen Amt auszeichnete. Die Kaiserwürde, die nach Barbarossa auch Heinrich VI. und Friedrich II. vom Papst empfingen, bestätigte und steigerte diese Sonderstellung noch. Der Akt zu Rom bezeugte den einzigartigen Rang des über die anderen Monarchen Europas Erhöhten – sie machte ihn zum vornehmsten Verteidiger von Kirche und Christenheit an der Seite des Papstes. Diese außerordentliche Autorität stärkte sein Gewicht gegenüber den Fürsten des Reichs, insbesondere den geistlichen. In der Tat fand etwa Barbarossa bei den deutschen Bischöfen meist zuverlässige Unterstützung. Allerdings führte die dominante innerkirchliche Stellung des Papstes dazu, dass im Falle eines Konflikts zwischen ihm und dem Kaiser, dessen Rückhalt bei den Bischöfen bald zu bröckeln begann.
Die Krönung des Kaisers bestätigte seine schon mit der Königswahl beanspruchte Herrscherstellung im ganzen Imperium. Das hohe Amt ermöglichte Kontakte zu den Mächtigen vieler anderer Länder und erleichterte nicht zuletzt die Realisierung vorteilhafter Heiratsprojekte.
Das Einvernehmen mit dem Papst brachte zweifellos Vorteile, nicht nur hinsichtlich seines Einflusses auf die Bischöfe.
In dem schweren Konflikt mit seinem rebellischen Sohn Heinrich beispielsweise erhielt Friedrich II. Schützenhilfe vom Papst, der den Kirchenbann über Heinrich verhängte.
Indessen beobachteten die Päpste misstrauisch jede Festigung der staufischen Kaisermacht in Oberitalien. Mit deren zusätzlicher Präsenz in Süditalien sah sich der Kirchenstaat bald eingeschnürt, Papst und Kirche fürchteten den völligen Verlust der Freiheit. Dies schien umso wahrscheinlicher, je mehr die Stauferkaiser jenen demütigen Gehorsam empfindlich vermissen ließen, zu dem sie gegenüber dem Papst als dem Stellvertreter Christi, so dessen feste Überzeugung, vor allen anderen Herrschern verpflichtet waren. Es machte die Sache nicht besser, dass Friedrich II. mit gelehrten Argumenten darlegte, die weltliche Gewalt sei eine den sündigen Menschen unentbehrliche, zu ihrer Rettung von Gott eingesetzte und nur Gott verantwortliche Institution.
Am Ende mobilisierte Innozenz IV. alle geistlichen und weltlichen Mittel zur Vernichtung Friedrichs II. und der Staufer. Überraschend entschied des Kaisers unerwarteter Tod den bis dahin durchaus offenen Kampf und ließ den Papst an sein Ziel gelangen. Das zeigt noch einmal, auf welch schmalem Grat sich die staufischen Herrscher bewegten – und doch über ein Jahrhundert zu behaupten verstanden.
ZAUBEREI AUS PALERMO
In den Werkstätten des
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