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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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Statson griff mit zitternder Hand in seine Jackettasche. »Bitte entschuldigen Sie«, sagte er und fuhr sich hektisch mit einem Taschentuch über die Augen.
    Wincover saß für einen Moment fassungslos da. Obwohl er mit diesem Ende hätte rechnen müssen und Statsons Frau nicht kannte, ließ es ihn nicht kalt.
    »Warum hat man von dem Unglück nichts gehört?«
    Statson hustete und hatte seine Stimme wieder etwas unter Kontrolle. »Man wollte negative Auswirkungen auf den Tourismus vermeiden und hat es buchstäblich totgeschwiegen.«
    »Warum ist die Bombe explodiert? Sie sagten doch, Ihre Erfindung hat ausdrücklich einen Rat zur Entschärfung gegeben.«
    »Das hat sie. Basierend auf ihren Parametern war das auch die richtige Entscheidung. Doch leider war mir bei der Konstruktion ein elementarer Denkfehler unterlaufen.«
    Wincover sah Statson fragend an.
    »Karl wollte mich mit meinen eigenen Mitteln schlagen. Daher hatte er die Bombe bewusst anders konzipiert, als es für ihn typisch gewesen wäre – er hatte sich am Ende umentschieden. Ich hätte es besser wissen müssen. Aber ich habe die menschliche Komponente vernachlässigt und meiner Maschine blind vertraut. Einer Maschine, die das Menschliche wegen mir auch nicht kannte. Eine Variable fehlte, und so sortierte die Maschine die letzte Information falsch ein. Man kann sagen, sie sortierte den Tod falsch ein.«
    »Und trotz dieser Katastrophe halten Sie an Ihrer Erfindung fest?«
»Warum nicht?«, sah ihn Statson beinahe erstaunt an. »Es ist doch nur eine Maschine. Ich hatte auf drastische Weise einen Konstruktionsfehler erkannt. Und war daher in der Lage, den Fehler zu beheben. Nun ist die Maschine besser denn je.«
    War Statson so herzlos? Oder war es seine Art, mit dem Verlust fertig zu werden?
    »Im Grunde habe ich nur eine Art Zufallsgenerator hinzugefügt«, erklärte Statson. »Aber das angeblich so rationale Element des menschlichen Denkens lässt sich mit einer irrationalen Komponente sehr gut simulieren. Und das hat einen bittersüßen Geschmack von Ironie.«
    »Wünschen die Herren noch etwas?«, überraschte der auf leisen Sohlen angeschlichene Kellner die beiden.
    »Nein, danke«, sagte Statson. »Wir sind so gut wie fertig.«
    Der Kellner verabschiedete sich und wünschte ihnen einen schönen Abend. Wincover wollte sich dem anschließen. »Es hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben«, sagte er. »Vielen Dank für Ihr Vertrauen, mir diese persönliche Geschichte erzählt zu haben. Selbstverständlich werde ich das Wissen über dieses Unglück für mich behalten!«
    »Oh, das werden Sie! Denn meine Geschichte ist noch nicht ganz zu Ende!«
    »Nicht?«, sagte Wincover überrascht.
    Statson beugte sich vor. »Was glauben Sie, warum ich Ihnen die Geschichte erzählt habe? Weil ich unbedingt einen Zuhörer finden wollte, um den Abend rumzubringen?«
    »Nun ...«, setzte Wincover an und schluckte den Satz herunter, dass er genau dies gedacht hatte. Unruhig fragte er sich, worauf Statson anspielte.
    »Dachten Sie, Sie wären zufällig mein Gesprächspartner an diesem Abend geworden?«, sagte dieser und schüttelte den Kopf. »Ich habe nach Ihnen gesucht. Denn vor genau drei Tagen hat meine Erfindung Ihren Namen ausgespuckt.«
    »Meinen Namen?« Wincover schaute sich um und suchte die Ausgänge ab. Welcher Weg wäre der kürzeste, hier herauszukommen?
    »Es war ursprünglich reiner Zufall. Ein Student wollte über diese Reise berichten und hatte dazu Recherchen und statistische Hochrechnungen angestellt. Er konnte ja nicht ahnen, dass er damit einem Mord auf die Spur kam.«
    »Ich denke, es wird am besten sein, wir beenden das Gespräch hier«, sagte Wincover hart.
    »Wenn Sie vorhaben, als freier Mann auf Ganymed dieses Schiff zu verlassen, wäre es für Sie das Beste sitzenzubleiben«, sagte Statson mit einem nicht minder harten Tonfall. »Sie haben vor zwei Wochen einen Mann auf der Erde umgebracht, und Sie haben von einem Ehepaar dafür eine Stange Geld erhalten.«
    »Das ist doch ...«
    »Bitte machen Sie sich nicht durch sinnloses Leugnen lächerlich. Der Mann, den Sie umgebracht haben, hatte das Kind Ihrer Auftraggeber entführt und getötet. Ihr Mord war Vergeltung.«
    »Sie wollen doch nicht allen Ernstes behaupten, dass Ihre Maschine all diese Dinge für Sie herausgefunden hat?« Wincover grinste spöttisch.
    Statson schüttelte erneut den Kopf. »Natürlich nicht. Aber sie hat Sie mit dem Mordfall in enge Verbindung gebracht.

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