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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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Zusätzliche Recherchen und weitere Eingaben in der Maschine haben dann meinen aufgeregten Studenten und mich zu Ihrem Geheimnis geführt.«
    »Wollen Sie mich jetzt etwa erpressen?«, fragte Wincover.
    »Nein, ich will Ihnen eine Gelegenheit geben.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie haben nicht das erste Mal getötet. Sie haben sich auf Vergeltungsmorde spezialisiert. Der erste war für Sie persönlich, nachdem man Ihre hochschwangere Frau ermordet hatte. Als die Polizei wegen Ermittlungsfehlern den Täter laufen lassen musste, haben Sie das Heft in die Hand genommen. Ich möchte, dass Sie weitermachen.«
    Wincover sah Statson ungläubig an. »Das ist nicht ihr Ernst. Dafür sind Sie nicht der Typ!«
    »Sagt wer? Ihre Menschenkenntnis? Ich habe Karl einen Massenmord auch nicht zugetraut. Aber man wird nicht gerade ein besserer Mensch, wenn man hilflos miterlebt, wie die eigene Frau getötet wird. Und man droht daran zugrunde zu gehen, wenn man den Täter nicht zur Rechenschaft ziehen kann, weil er sich der Vergeltung entzogen hat. Ich weiß nicht, warum Karl sich mit einer Giftkapsel getötet hat, anstatt von Bord zu fliehen. Vielleicht, weil er gewusst hat, dass ich ihn gejagt hätte. Weil er mir die Genugtuung nicht gönnte, ihn eines Tages doch zu fangen. Nun gut, dann müssen eben andere daran glauben. Nennen Sie es ruhig eine perfide Art, dafür zu sorgen, dass sie nicht umsonst gestorben ist. Aber ich bin nun einmal nicht der Mensch, der mildtätige Stiftungen ins Leben ruft, um ihrem Tod einen Sinn zu geben.«
    Wincover suchte in Statsons Blick die Ironie oder den Sarkasmus, fand aber keinen. Dieser Mann meinte wirklich, was er sagte.
    »Sie lassen mich also gehen?«
    »Ja, aber ich möchte Sie warnen. Man ist Ihnen auf der Spur. Bekanntlich schätzt das Gesetz es nicht, wenn man ihm eigenmächtig die Arbeit abnimmt. An Bord sind zwei Polizisten, die sie bei der Landung festnehmen wollen.«
    »Wer? Woran erkenne ich sie?«
    »Sie waren vorhin hier. Vielleicht sind sie Ihnen aufgefallen. Eine blonde Frau und ein Mann. Sie hat die kühle Geschäftsfrau gespielt, er ihren Verehrer. Er kam vorhin noch einmal zurück, um zu schauen, ob Sie noch hier sind.«
    Wincover fiel es wie Schuppen von den Augen. Das verliebte Paar! Wie dumm war er nur gewesen, nicht Lunte zu riechen. Er drehte sich ruckartig zu dem Sessel um, in den sich der Mann bei seiner Rückkehr vermeintlich angetrunken hatte fallen lassen. Der Sessel war leer. Wieso hatte er die beiden nicht erkannt? Er wurde nachlässig.
    »Ich sehe, sie sind Ihnen aufgefallen«, sagte Statson. »Es war nicht ganz einfach, aber meine Maschine hat mir auch dabei geholfen, die beiden zu entdecken. Das ist alles, was ich für Sie tun kann. Jetzt sind Ihre Fähigkeiten gefragt, wie Sie sich aus dieser Situation herauswinden. Ich bitte Sie nur um eines!«
    »Das wäre?«, fragte Wincover. Seine Gedanken begannen schon zu rotieren, welche Möglichkeiten ihm blieben.
    »Bringen Sie die beiden Polizisten nicht um. Ich möchte nicht für den Tod dieser Menschen verantwortlich sein.«
    »Keine Sorge«, beruhigte ihn Statson. »Polizistenmord ist schon seit jeher kein kluger Schachzug für einen Menschen, der nicht auf allen Planeten dieses Universums von Gesetzeshütern gejagt werden möchte.«
     
    Statson richtete sich im Sessel auf und zog sich das Jacket glatt. »Nun, dann wäre alles gesagt und wir können unserer Wege gehen.« Er streckte Wincover die Hand entgegen. »Es hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Ich hätte mich gerne mit Ihnen über Ihren ungewöhnlichen Beruf unterhalten, aber ich denke, es ist am besten, wenn ich darüber so wenig wie möglich weiß.«
    Wincover ergriff die Hand. Das Händeschütteln war für ihn eine Vertragsbesiegelung unter zwei Ehrenmännern. Dabei sah er sich und seinen Beruf schon lange nicht mehr als Ehrensache. Eher als die Müllabfuhr der Gerechtigkeit. »Auf eine merkwürdige Weise hat es mich auch gefreut«, sagte er. Hoffentlich überlegen Sie es sich nicht noch anders.«
    »Sie wissen, ich bin ein Mensch der Zahlen. Wenn ich zu einem Ergebnis gekommen bin, das meiner Meinung nach stimmt, dann stehe ich dazu!« Der Kellner nickte ihnen von der Theke aus zu und dimmte das Licht. Sie gaben sich einen Ruck. »Wir sollten den Salon durch verschiedene Ausgänge verlassen und nicht mehr miteinander reden«, sagte Statson. Wincover stimmte nickend zu.
    »Leben Sie wohl«, sagte Statson.
    »Leben Sie wohl«,

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