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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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grübelte sie über die Technik hinter diesem Wunderwerk. Anhand der im Vorfeld veröffentlichten Skizzen, baute sie in theoretischen Schritten daran mit. Die Forschung an der neuen, eher historischen Gestaltgebung irritierte und faszinierte Anabelle zutiefst. Mit einer Art metallenem Wikingerschiff in die Luft zu schweben erschien ihr unmöglich. Die Vorstellung, damit die Wolken zu den Sternen zu durchbrechen, wirke noch weniger real. Ihr ausgeprägter Verstand reichte nicht aus, sich dazu logisch herleitbare Techniken einfallen zu lassen.
    Sie rollte die Plakate ein und tippte sich nachdenklich mit dem Rand gegen die Stirn.
    »Mademoiselle Talleyrand?«, fragte Masters dicht hinter ihr. Nervös fuhr er sich mit den Fingern durch das rote Haar. Sie erhob sich.
    »Monsieur Masters«, flüsterte sie, darauf bedacht keinen zufälligen Zuhörer auf sich aufmerksam zu machen. »Haben Sie sich nie die Frage gestellt, wie dieses Prinzip funktioniert und ob es für solch revolutionäre Technik nicht reichlich Neider gibt?«
    Sie strich sich mit einer Hand den Rock glatt und klopfte den Staub und die Splitter aus Saum und Schleppe.
    »Doch, durchaus«, erklärte der Sergeant. »Wollen Sie andeuten, dass Erhardt & Vock möglicherweise ihrer Technik beraubt und damit aus dem Wettbewerb ausgebootet wurden?«
    Anabelle sah an ihm vorbei, aus der geborstenen Eingangstür. Gendarmen trieben die Schaulustigen auseinander, um die Leichenwagen durchzulassen.
    »Es wäre in jedem Fall eine einzukalkulierende Möglichkeit, Sergeant«, entgegnete sie.
    »Inspektor Hailey vermutet ähnliches, einen Anschlag, keinen Unfall«, erklärte Masters. »Aber wie skrupellos müsste man sein, dafür ein Werk zu sprengen und hunderte Arbeiter zu töten?«
    Anabelle reichte dem Sergeant ihre Hand. Masters ließ gern zu, dass sie sich bei ihm unterhakte.
    »Sind wir nicht zur Klärung hier, Sergeant Masters?«
     
    * * *
     
    »Monsieur le Inspecteur«, begrüßte Anabelle den stiernackigen Hailey. Seine massige Boxerstatur hob sich neben der zierlichen Gestalt einer älteren Dame in bieder hellgrauem Kostüm nahezu ungeheuerlich ab. Der Inspektor sah kurz von dem Tisch vor sich auf.
    »Miss Talleyrand!«, rief er. Offenbar blieb es bei dieser etwas mageren Begrüßung. Anabelle hob eine Braue.
    »Es freut mich, Sie wiederzusehen«, gab sie betont pikiert zurück. Die Spitze prallte an Haileys dickfelliger Ost-Londoner Natur ab.
    »Milly Havelock ist mein Name.« Die Dame trat auf Anabelle zu. Allerdings standen ihr Tränen in den Augen. »Ich bin Mr. Erhardts Sekretärin.« Allein die Erwähnung dieses Namens ließ sie aufschluchzen.
    Anabelle ergriff ihre Hand und drückte sie leicht. Die emotionale Art irritierte die Wissenschaftlerin.
    »Anabelle de Talleyrand«, stellte sie sich knapp vor.
    Rasch wandte sich Miss Havelock ab und presste das Taschentuch gegen ihre dünnen Lippen. Verunsichert durch dieses Verhalten blieb Anabelle in dem überladenen Büroraum stehen und beobachtete sie.
    Masters löste sich von Anabelles Arm und trat zu der alten Dame hinüber. Langsam geleitete er sie zu einem schweren Ledersessel.
    »Mr. Masters …«, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. »Was soll nun aus uns allen werden? Mr. Erhardt ist tot und Mr. Vock … seit Tagen im Ausland.« Sie schluchzte und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    Anabelle wusste, wie unhöflich und kalt ihr Verhalten auf diese Frau wirken musste, konnte aber nichts daran ändern. Bereits jetzt zog sie Schlüsse aus den Reaktionen Mrs. Havelocks. Die Beziehung zwischen Mr. Erhardt und seiner Sekretärin schien nicht vollkommen einwandfrei zu sein. Erhardt tot ?, Anabelle legte die Stirn in Falten. Zu ihm und Vock wollte sie gerade eine Frage stellen als der Inspektor sie zu sich winkte.
    »Anabelle, das ist Ihr Gebiet«, rief Hailey.
    Sie wendete sich dem Inspektor zu. Dieser stand über einen ausladenden Tisch gebeugt, und stützte sich mit seinen gewaltigen Fäusten auf der dunklen Platte ab. Vor ihm lagen unzählige, auseinander gerollte Pläne und Bauanleitungen für das Schiff, sowie in Leder gefasste Schriftstücke.
    Anabelle ergriff eines jener Bücher, und schlug es an willkürlicher Stelle auf. Inhaltlich fanden sich statische Berechnungen für den Rumpf des Schiffes. Neugierig überflog sie einige Zeilen. Die Belastung, mit der Erhard und sein Partner zu rechnen schienen, entsprach der Statik eines Güterdampfers. Irritiert runzelte Anabelle die Stirn. Sollte das

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