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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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Körper. Die Augen des Kapitäns suchten die ihren. Sie nickte. Bedächtig zog sie den Hand-Tesla hervor. Sie nickte dem alten Bären ein letztes Mal zu, dann hob sie wie versprochen die Handfeuerwaffe und betätigte den Auslöser. Aus dem Dorn der Waffe schoss ein blauer, sich verästelnder Strahl, der den Kapitän mitten in die Brust traf. Aufseufzend sackte er in sich zusammen, ein Lächeln auf dem Gesicht.
    Ich habe gerade meinen vorgesetzten Offizier erschossen, wurde Elisabeth klar. Sollte sie dieses Gemetzel irgendwie überleben, würde sie sich dafür vor der Admiralität ihrer Majestät verantworten müssen.
     
    »Dummes Mädchen«, hallte es über die Brücke. »Er war mein.«
    Elisabeth wandte sich dem Bildschirm zu. Konsolen waren in U-Form darum herum angeordnet. Bedächtig trat sie neben den Stuhl des toten Kapitäns, so dass sie der Aufnahmelinse frontal gegenüber stand. »Du hast dir schon genug genommen«, spie sie der Vettel entgegen.
    Während das Lachen der Alten über die Brücke hallte, setzte sich Elisabeth an die Navigationskonsole. Die Europa konnte die Richtung nicht mehr ändern, doch das Ziel lag direkt vor dem Bug des Zeppelin-förmigen Schiffes. Grimmig lächelnd schob sie den Regler für den Luxalin-Antrieb nach oben.
    »Nimm deine Finger weg, dummes Gör«, keifte die Alte. »Das ist mein Schiff.«
    »Es war das Schiff eines stolzen Mannes«, gab Elisabeth kalt zurück. »Es wird niemals deines sein.«
     
    Die Europa setzte sich nur langsam in Bewegung, dann beschleunigte sie jedoch kontinuierlich. Gleich ist es vorbei. Elisabeth schluckte. In einem letzten Aufbäumen sollte das Sternenschiff im Feuer des Luxalin vergehen – und den Feind mit sich reißen. Auf dem Bildschirm wurde das Ziel übergroß, war nicht mehr vollständig zu erfassen. Elisabeth lächelte.

    Ein Jahr später
     
    »Mister Wittkamp! Schön, dass Sie uns die Ehre Ihrer Anwesenheit zuteil werden lassen«, erklang die Stimme von Oberleutnant Larkin. Mit einem Blick auf seine aufgeklappte Taschenuhr fügte er hinzu: »Und lediglich fünf Minuten zu spät. Melden Sie sich nach Ihrer Schicht beim Obermaat!«
    »Aye, Sir«, bestätigte Alek und salutierte. Rory, dessen Platz an der Ortungskonsole er nun übernahm, verließ mit beschwingtem Gang die Brücke. Im Hinausgehen zwinkerte er Alek noch gehässig zu, dann war der andere Junge verschwunden. Arroganter Marsianer!
    Ein Blick auf die Ortung zeigte Alek, dass die Berlin ihr Ziel fast erreicht hatte. Endlich, nach fast einem Jahr, hatte ihre Majestät der Entsendung eines weiteren Schiffes zugestimmt, dass das seltsame Verschwinden der Europa aufklären sollte.
    »Bericht, Mister Wittkamp«, forderte der Oberleutnant.
    »Bisher keine neuen Erkenntnisse, Sir«, meldete Alek. Er warf einen scheuen Blick zur Mitte der Kommandobrücke. Kapitän von Winterfelden thronte wie immer schweigsam in seinem Sessel, blickte ab und an auf seinen Kommandobildschirm und zwirbelte sich ansonsten seinen spitz zulaufenden Lippenbart. Oberleutnant Larkin hatte neben ihm Aufstellung bezogen, den Rücken gerade durchgestreckt, die schwarzen Haare akkurat gescheitelt, das Kinn wie anklagend auf Alek gerichtet.
    Ich bin für eine Laufbahn bei der Raummarine einfach nicht geschaffen , ging es ihm erneut durch den Kopf. Noch vor einem Jahr hätte er es sich niemals träumen lassen, auch nur einen Fuß auf ein Luxalin-Schiff zu setzen. Die großen Zeppelin-förmigen Sternenschiffe, die von der Kraft jenes geheimnisvollen Minerals angetrieben wurden, das erst vor wenigen Jahren entdeckt worden war, hatten ihm stets eine Menge Respekt eingeflößt. In dem riesigen, metallenen Ovoid über ihnen wurde das Luxalin über haushohe Dampfturbinen erhitzt, bis es seinen Aggregatzustand änderte und mit der ihm innewohnenden Kraft den Tscherenkow-Generator speiste. Noch heute rann ihm ein Schauer über den Rücken, wenn er sich an jenen Moment zurückerinnerte, als er die Gondel zum ersten Mal betreten hatte.
    Schlag dir das aus dem Kopf! Ich habe schon Elisabeth an diese verdammten Schiffe verloren, da lass ich mir nicht auch noch mein zweites Kind nehmen , hallte die Stimme seiner Mutter aus der Vergangenheit empor. Kind hatte sie ihn genannt. Wo er doch längst siebzehn gewesen war. Ein Wunder, dass die Raummarine ihn überhaupt angenommen hatte, traten die meisten Kadetten doch bereits mit fünfzehn bei. Ein Jahr hatte die Grundausbildung gedauert, doch jetzt versah er seinen Dienst auf der Berlin

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