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Die Steine der Fatima

Die Steine der Fatima

Titel: Die Steine der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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die steife, enge Kleidung, die sie trug, der Geruch von Nikotin an der Kleidung des Fahrers… Vielleicht war die Gehirnerschütterung doch schwerer, als sie selbst vermutet hatte.
    Sie würde sich auf jeden Fall gleich am Montagmorgen zu einem Neurologen begeben, um sich gründlich untersuchen zu lassen.
    Sie ging durch die Zimmer ihrer Altbauwohnung und betrachtete sie, als hätte sie sie nie zuvor gesehen. Ihr Bett war von Freitagmorgen noch nicht gemacht – sie hatte zu wenig Zeit gehabt. Ihr Frühstücksgeschirr stand noch auf dem Küchentisch, in der Tasse ein Rest kalter Kaffee mit Milch. Es gab keinen Zweifel – sie wohnte hier und hatte das Haus vor nicht ganz dreißig Stunden verlassen. Und doch kam es ihr so vor, als läge ein Leben zwischen gestern morgen und heute.
    »Vielleicht tut es das auch«, sagte sie zu sich selbst und setzte ihren Rundgang zum Wohnzimmer fort. Ihr Anrufbeantworter blinkte. Mechanisch drückte sie auf die Wiedergabetaste.
    »Hallo, Liebes, hier ist Mama. Du hast dich schon lange nicht gemeldet. Wenn du wieder nach Hause kommst, dann ruf doch bitte an. Tschüs, bis bald.«
    Beatrice stöhnte. Ihre Mutter wusste ganz genau, dass sie Dienst hatte. Und sie wusste außerdem, dass Beatrice nach jedem Dienst müde war und mit niemandem mehr sprechen wollte. Sie hatte ihr das wohl schon hundertmal gesagt. Abgesehen davon hatten sie zuletzt am Donnerstag miteinander telefoniert – wirklich schon eine Ewigkeit!
    Beatrice drückte wütend auf den Knopf, um die Nachricht zu löschen. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass ihre Mutter schon bald wieder versuchen würde, sie zu erreichen. Diese Frau konnte ein Nein einfach nicht akzeptieren. Beatrice beschloss, den Anrufbeantworter laufen zu lassen und nahm sich fest vor, auf keinen Fall ans Telefon zu gehen.
    Sie kehrte zurück in die Küche. Mechanisch, ohne lange darüber nachzudenken, räumte sie das schmutzige Geschirr in den Geschirrspüler und machte sich einen Kaffee. Doch schon der Geruch des Kaffeepulvers und die pfeifenden, gurgelnden Geräusche der Maschine störten sie. Und als sie schließlich die dunkelbraune, dampfende Flüssigkeit in ihren Becher goss und vorsichtig daran nippte, fragte sie sich, wie sie dieses Gebräu jemals hatte trinken können. Natürlich, es war dunkel, es war heiß, und der Geruch erinnerte entfernt an Kaffee, aber ansonsten war es lediglich bitter. Ihr wurde übel. Sehnsüchtig dachte sie an den warmen, würzigen Geschmack eines Mokkas und schüttete den Kaffee in den Ausguss. In einem der türkischen oder arabischen Lebensmittelläden hier im Stadtteil müsste sie eigentlich alles bekommen, was sie für die Zubereitung eines Mokkas brauchte. Eine vernünftige Kanne mit dünner Tülle, kleine Tassen, ein Filtersieb und richtigen, guten, echten Mokka. Gleich am Montagmorgen würde sie einkaufen gehen. Bis dahin musste sie eben Tee trinken.
    Nach einer Weile bekam Beatrice Hunger. Sie wollte gerade jemanden rufen, damit man ihr ein paar frische Feigen, Datteln, Brot und Käse brächte, als ihr einfiel, dass sie allein in der Wohnung war. Hier gab es niemanden, der sie bedienen würde. Also öffnete sie den Kühlschrank. Doch außer ein paar Bechern Joghurt, Butter, einem Glas Erdbeermarmelade, einer halben Salami und vier Dosen Cherry-Coke war der Kühlschrank leer. Sie hatte völlig vergessen, dass sie eigentlich vorhatte, gleich nach ihrem Dienst einzukaufen. Nun, sie würde schon nicht verhungern. Im Gefrierschrank fand sie noch eine Fertigpizza. Die Pizza schmeckte zwar nach Pappe, aber wenigstens war sie heiß. Mit einem Teller und einer Dose Cola setzte sie sich im Wohnzimmer auf das Sofa, legte ihre Füße auf den Couchtisch und schaltete den Fernseher ein. Sie erinnerte sich daran, dass sie Donnerstagabend einen Film auf Video aufgenommen hatte, den sie jetzt ansehen wollte. Es war ein überaus spannender Thriller, und dennoch gelang es ihr nicht, sich darauf zu konzentrieren. Immer wieder dachte sie an Dinge, die sie in ihrem Traum erlebt, gehört und gesehen hatte. Schließlich machte sie entnervt den Fernseher aus. Das alles hatte keinen Sinn. Aber was sollte sie sonst tun? Sie konnte doch nicht das ganze Wochenende auf ihrem Sofa sitzen und die Wand anstarren. Endlich hatte sie eine Idee. Sie könnte, natürlich nur so zum Spaß, im Internet recherchieren.
    Also setzte Beatrice sich in ihrem Arbeitszimmer vor den Computer und ging ins Internet. Ihre Finger kribbelten vor Aufregung, als sie das

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