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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gefahren und
Geheimnisse noch in seinem Inneren lauern. Es hat seine
Aufgabe erfüllt; die Sternenwesen, die in den Laderäumen
der TITANIC waren, sind nach Hause zurückgekehrt. Ich
nehme an, daß auch dieses Schiff nach Hause
zurückkehren wollte, es aber nicht mehr konnte. Wir
müssen es zerstören. Also... Juan - Mike?«
Mike nickte und schließlich auch Juan, dem man deutlich
seinen Widerwillen ansah. Nur Serena schwieg. »Wir
werden es nicht tun, wenn du dagegen bist«, sagte
Trautman.
Mike lauschte vergeblich auf einen Unterton von Vorwurf oder Zorn in seiner Stimme. Er hörte nichts dergleichen. Was er sagte, war ehrlich gemeint. Serena wand
sich, als bereite es ihr körperliches Unbehagen, antworten
zu müssen. »Ich... habe hier nichts zu bestimmen«, sagte
sie schließlich. »Ich gehöre nicht
-« »Papperlapapp«,
unterbrach sie Trautman zornig. »Du bist ein vollwertiges
Mitglied der Besatzung, und deine Stimme zählt ebenso
wie die aller anderen. Die
Entscheidung wird einstimmig
getroffen oder gar nicht. «
Serena überlegte schweigend, und Mike konnte deutlich
sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Ihre Hände
bewegten sich unbewußt, und sie zog die Unterlippe
zwischen die Zähne und begann darauf herumzukauen. Sie
wirkte sehr erschrocken und sehr unsicher. Und als sie
schließlich mit einem wortlosen Nicken antwortete, da war
Mike nicht der einzige, der ganz genau spürte, daß dies
nicht das war, was sie im Grunde ihres Herzens wollte.
Die NAUTILUS nahm Kurs auf die bezeichnete Position. Sie war ein gutes Stück entfernt. Obwohl sie mit
Höchstgeschwindigkeit liefen, würden sie den Rest des
Tages und auch noch die gesamte darauffolgende Nacht
brauchen, um die kleine Inselgruppe zu erreichen, so daß
sich alle in ihre Kabinen zurückzogen, um die verbleibende Zeit zu nutzen und sich noch einmal gründlich
auszuschlafen und Kraft zu schöpfen. Mike fühlte sich
einsam. Vielleicht zum ersten Mal in all den Jahren, die er
jetzt an Bord des Schiffes war. Vollkommen allein und vor
allem allein gelassen. Und er wußte, daß es nicht nur ihm
so ging. Irgend etwas stimmte nicht mit ihnen. Seit sie das
Wrack der TITANIC verlassen und die Spur des
Sternenschiffes aufgenommen hatten, schien eine leise,
aber sehr bedrohliche Veränderung mit allen
Besatzungsmitgliedern der NAUTILUS vor sich gegangen
zu sein. Sie begannen ihren Zusammenhalt zu verlieren,
und wenn er daran dachte, wie oft sie sich in den letzten
Tagen gestritten hatten, wie viele böse Blicke und
gehässige Bemerkungen es gegeben hatte, so fragte er
sich, ob aus Freunden nicht bereits Fremde geworden
waren und ob vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft aus
diesen Fremden Feinde werden würden. Der Gedanke war
so schrecklich, daß er plötzlich das Gefühl hatte, es in
seiner Kabine nicht mehr auszuhalten. Er mußte mit
jemandem reden. Mike rief in Gedanken nach Astaroth,
bekam aber keine Antwort, obwohl er sicher war, daß der
Kater ihn ganz genau hörte. Allein bei dieser Vorstellung
empfand er bereits wieder einen Zorn, den er vor wenigen
Tagen nicht einmal gekannt hatte und der ihn erschreckte.
Und den er trotzdem nicht zu unterdrücken vermochte.
Dieses Gefühl bereitete ihm ein schlechtes Gewissen. Er
mußte mit jemandem reden! Am besten mit Astaroth oder
Serena; den beiden an Bord, zu denen er - wenngleich auf
völlig unterschiedliche Weise - das größte Vertrauen hatte.
Er verließ seine Unterkunft und ging zu Serenas Kabine,
trat jedoch diesmal nicht einfach ein, sondern klopfte und
wartete auf eine Antwort. Vergeblich. Er geduldete sich
eine Weile, klopfte erneut, wartete noch einmal vergeblich
und öffnete die Tür schließlich doch. Vielleicht schlief
Serena ja; immerhin war es tiefste Nacht, und er konnte
nicht davon ausgehen, daß sie wie er keine Ruhe fand.
Aber ganz offenbar erging es zumindest Serena wie ihm,
denn sie war nicht da. Mike trat wieder auf den Gang
hinaus, sah sich einen Moment lang unschlüssig um und
machte sich schließlich auf den Weg zum Salon.
Er hörte die Stimmen Trautmans und Singhs, die sich
am Ruder der NAUTILUS abwechselten, schon von weitem. Unwillkürlich wurden seine Schritte langsamer. Die
beiden sprachen in scharfem Ton miteinander, und Mike
fragte sich voller Schrecken, ob es vielleicht schon soweit
war: daß aus Freunden mittlerweile nicht nur Fremde,
sondern schon Feinde geworden waren. Es wäre ganz
leicht gewesen, diese Frage zu verneinen; er hätte nur
weitergehen und

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