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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gibt es
keinerlei sichtbare Öffnungen, wenn uns auch das
Material, aus dem der Gegenstand besteht, in höchstes
Erstaunen versetzt: Obwohl er nahezu so groß ist wie ein
Kanonenboot, weist der Rumpf nicht eine einzige
Schweißnaht auf; ebensowenig wie Nieten oder
Verschraubungen. Wüßte ich nicht, daß es unmöglich ist,
ich hätte mein Kapitänspatent darauf verwettet, daß er aus
einem einzigen Stück gegossen worden ist. « Trautman
blätterte weiter. »Sonntag, 9. März. Die Insel ist bewohnt.
Wir haben heute in den frühen Morgenstunden Kontakt
mit den Eingeborenen aufgenommen, die sehr freundlich,
aber auch sehr scheu zu sein scheinen. Da weder sie
unserer noch wir ihrer Sprache mächtig sind, sind wir auf
primitive Zeichen und Symbole angewiesen, um uns mit
ihnen zu verständigen. Ich vermute, daß ich mit ihrem
Häuptling oder Medizinmann geredet habe, auf jeden Fall
aber mit einer Person, die im Stamm hohes Ansehen zu
genießen scheint. Ich konnte nicht viel in Erfahrung
bringen, doch genug, um zu sagen, daß das fremde Objekt
vor zwei Nächten aus dem Meer
gekommen ist. Dann
noch eine sonderbare Geste, deren Bedeutung mir erst
nach einer Weile klar wurde: Es scheint nicht nur von der
Brandung angespült worden zu sein, sondern ist angeblich
mit einem Satz wie ein springender Fisch auf den Strand
hinaufgesprungen. Dies bestätigt unseren Verdacht, daß
das Objekt bewußt angetrieben und gesteuert wird, also
eine Besatzung haben muß. Wenn das so ist, wieso nimmt
sie keinen Kontakt zu uns oder den Eingeborenen auf?«
Die nächste Seite. Mike fiel auf, daß Trautman diesmal
gleich drei oder vier der kleinen Zettel überblätterte. Er
fragte sich, was der alte Mann an diesen Stellen entdeckt
haben mochte, das er ihnen jetzt nicht mitteilte. Vielleicht
nur eine bedeutungslose Kleinigkeit, vielleicht aber auch
das genaue Gegenteil. »Immer noch Sonntag, der 9., später
Nachmittag«, fuhr Trautman fort. »Etwas höchst
Bemerkenswertes ist heute geschehen: Einer der beiden
Posten, die ich zur Bewachung des Objektes zurückließ,
kam vor einer Stunde in höchster Aufregung angerannt
und erklärte, daß sich eine Tür geöffnet habe. Mein Erster
Offizier, ich selbst und drei weitere Besatzungsmitglieder,
die sofort zum Ort des Geschehens eilten, konnten diese
Beobachtung bestätigen. Es handelt sich jedoch um eine
Tür, die so seltsam und verwirrend ist wie der ganze
Gegenstand, denn ich bin zweifelsfrei sicher, an dieser
Stelle zuvor keinerlei Öffnung bemerkt zu haben. Weder
einen Spalt noch Angeln, noch irgendeinen
Verschlußmechanismus. Auch jetzt ist nichts dergleichen
zu sehen, aber im Rumpf des Objektes befindet sich eine
ungefähr anderthalb Meter hohe Öffnung, hinter der flache
Stufen zu sehen sind, die jedoch zu schmal und zu klein
für die Füße von Erwachsenen sind.
Mein Erster Offizier hat mit einem Scheinwerfer hineingeleuchtet, doch das Licht reichte nur wenige Schritte weit
und offenbarte uns nichts Neues. Das ungute Gefühl, daß
es besser wäre, sich dem Objekt nicht weiter zu nähern,
plagt uns noch immer alle. « »Er hätte besser darauf
gehört«, sagte Juan leise. »Dann wären er und seine
Männer jetzt vielleicht noch am Leben. «
»Sie sind dann reingegangen, nicht wahr?« murmelte
Chris.
Trautman nickte. »Ja, später. Hier: Gegen meine innere
Überzeugung, aber eingedenk meines Auftrages und meiner Pflicht als Kapitän der Kaiserlichen Kriegsmarine,
habe ich den Maat beauftragt, das Innere des Objektes zu
erkunden. Dem Mann schien dabei nicht so wohl zu sein,
und im nachhinein mache auch ich mir schwere Vorwürfe,
denn ich bezweifle, daß er noch am Leben ist. Bewaffnet
mit einem guten Gewehr und einer starken Lampe trat er
durch die Öffnung und entschwand nach einigen Schritten
aus unserem Sichtfeld. Wir konnten ihn noch eine Weile
hören, dann brach das Geräusch seiner Schritte ab, und
seither haben wir nichts mehr von ihm gesehen oder
gehört. Unsere Rufe und einige Steine, die wir gegen den
Rumpf und in die Öffnung warfen, um die
Aufmerksamkeit des Matrosen zu erregen, blieben ohne
Antwort.
Der Erste Offizier schlug vor, einen zweiten Mann
hinterher zu schicken oder diese Aufgabe auch selbst zu
übernehmen, aber ich habe mich dagegen entschieden.
Wir gehören nicht zur kämpfenden Truppe, und meine
Männer, für deren Leben ich die Verantwortung trage,
sind keine Soldaten, sondern einfache Matrosen, die sich
freiwillig für diesen Auftrag im Dienste des

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