Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
des
Mädchens von Atlantis die gleiche Mischung aus Furcht,
Entsetzen und grimmiger Entschlossenheit, die er zuvor in
Trautmans Augen gelesen hatte. »Aber das... das ist doch
Wahnsinn«, stammelte er. »Das dürfen wir nicht
zulassen!« Chris sagte nichts, sondern senkte nur den
Blick, und Juan antwortete ganz leise: »Ich weiß, aber ich
fürchte, uns bleibt keine andere Wahl. Wir haben nicht
mehr sehr viel Zeit. «
»Wir haben alle Zeit, die wir brauchen!« protestierte
Mike. »Selbst wenn sie das Sternenschiff bergen und an
Bord ihres Schiffes nehmen, dann folgen wir ihnen eben
und versuchen, eine andere Lösung zu finden. Ihr könnt
doch nicht damit einverstanden sein!« Juan sagte nichts,
sondern wandte langsam den Kopf und sah Serena an.
Serena erwiderte seinen Blick. Mike spürte deutlich, daß
er Zeuge einer stummen Unterredung wurde. »Was ist
los?« fragte er. »Ihr beiden verheimlicht mir doch etwas. «
Serena und Juan sahen sich noch einige Sekunden weiter
auf diese stumme Art an, dann atmete Juan tief ein,
deutete auf Mike, ohne Serena aus den Augen zu lassen,
und sagte: »Zeig es ihm. «
»Was soll sie mir zeigen?« fragte Mike scharf. Er schrie
es fast, aber sein grober Ton zeigte weder bei Serena noch
bei Juan oder Chris irgendeine Wirkung. Chris senkte nur
noch weiter den Kopf, und Mike fiel plötzlich auf, in
welch verkrampfter Haltung er auf dem Stuhl hockte. Er
hatte die Hände im Schoß gefaltet und preßte die Finger so
fest zusammen, daß sie zitterten.
Schließlich stand Serena auf, ging zur Tür und deutete
ihm mit einem Handzeichen, ihr nachzukommen. Mike
erwartete unwillkürlich, daß auch Juan und Chris ihnen
folgen würden, aber die beiden rührten sich nicht von der
Stelle, so daß er allein hinter Serena herging.
Irgend etwas war an Bord der NAUTILUS geschehen,
während Singh und er auf der Insel gewesen waren, und
was immer es auch war, er hatte das sehr sichere Gefühl,
daß es ihm nicht gefallen würde. Serena führte ihn zu ihrer
Kabine, öffnete die Tür und schloß sie sorgfältig wieder
hinter ihm, nachdem er den Raum betreten hatte. Dann
legte sie den Riegel vor, was sehr ungewöhnlich war, denn
sosehr jeder an Bord auch die Privatsphäre des anderen
respektierte, gab es doch auf der NAUTILUS so gut wie
keine verschlossenen Türen; schon aus
Sicherheitsgründen. »Also?« fragte Mike. »Was ist los?«
Serena antwortete nicht. Sie wich sogar seinem Blick aus,
ging zu ihrer Kommode, zog die oberste Schublade auf
und nahm ein großes, in ein grobes Leinentuch eingeschlagenes Buch heraus. Als sie es öffnete, erkannte
Mike es sofort.
Er starrte Serena ebenso erstaunt wie erschrocken an.
Was sie da vor seinen Augen aus der Schublade genommen hatte, das war nichts anderes als das Logbuch des
untergegangenen deutschen Spionageschiffes. »Aber wie
kommst du denn dazu?« fragte er ungläubig. »Ich habe es
gestohlen«, antwortete Serena. »Wie?!«
»Du hast mich doch selbst aus Trautmans Kabine kommen sehen«, bestätigte sie. »Ich war dort, um nach diesem
Buch zu suchen. «
Mike blickte Serena verständnislos an. »Aber warum
denn nur?« murmelte er kopfschüttelnd. Serena wandte
sich wieder dem Buch zu und schlug es auf; nicht
willkürlich, sondern an einer Stelle, die Trautman mit
einem seiner kleinen Zettel markiert hatte. »Er hat uns
nicht die Wahrheit gesagt«, sagte sie. »Hier. Lies selbst!«
Mike trat näher. Plötzlich erinnerte er sich wieder an
damals, als Trautman ihnen einige Passagen aus dem Buch
vorgelesen hatte. Er hatte gesehen, daß der alte Mann
immer wieder die eine oder andere Stelle, die er mit einem
Zettel angemerkt hatte, überschlug. Aber er war von dem
Gehörten so erschrocken gewesen, daß er dem nicht so
viel Bedeutung zugemessen hatte. Es fiel ihm allerdings
schwer, das Geschriebene zu entziffern. Die Schrift war
vom langen Liegen im Salzwasser zum Großteil aufgelöst
und fast unleserlich, und dazu kam, daß das Buch in
deutscher Sprache abgefaßt war; eine Sprache, die Mike
zwar weit genug beherrschte, um sich mehr schlecht als
recht darin verständlich machen zu können, aber nicht gut
genug, um das Buch - noch dazu in diesem Zustand - zu
entziffern. Er erkannte nur einige Worte, die einen Sinn zu
ergeben schienen, zum allergrößten Teil aber blieb ihm
der Text unverständlich. Enttäuscht schüttelte er den Kopf.
»Ich fürchte, das kann ich nicht lesen«, sagte er. »So ging
es mir anfangs auch«, antwortete Serena. »Aber wenn man
es eine Weile

Weitere Kostenlose Bücher