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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mike konnte
durch die großen Bullaugen sehen, daß das Wasser jetzt
immer schneller stieg und die NAUTILUS somit schneller
sank. Gerade als es wirklich gefährlich zu werden drohte,
schloß Singh den Lukendeckel über sich und drehte das
große Handrad, das ihn wasserdicht versiegelte. Mike sah
sich zornig um. Von Ben war nichts mehr zu sehen, aber
schließlich gab es nur eine Richtung, in der er
verschwunden sein konnte.
Ohne auf Singh zu warten, eilte er die Wendeltreppe
hinunter und stürmte in den Salon der NAUTILUS. Wie
erwartet fand er Ben dort, aber auch alle anderen. Kaum
hatte Mike den Raum betreten, fuhr er Ben wütend an:
»Bist du wahnsinnig geworden? Was sollte das gerade?
Wolltest du uns ersäufen, oder fandest du das besonders
lustig?«
Den verständnislosen Blicken nach zu urteilen, die
Trautman ihm und Ben zuwarf, schien außer ihnen beiden
niemand hier drinnen zu wissen, wovon er überhaupt
sprach. Ben grinste breit. »Wieso? Ihr habt es doch
geschafft, oder?« »Was geschafft?« fragte Trautman. Mike
deutete auf Ben. »Hat er Ihnen gesagt, Sie können
tauchen?« Trautman nickte.
»Wir waren noch nicht einmal ganz die Leiter hoch«,
fuhr Mike aufgebracht fort. »Eine Minute früher, und
Singh und ich wären ertrunken. « »Seid ihr aber nicht«,
sagte Ben feixend. »Und ich dachte mir, ein bißchen
Bewegung tut euch ganz gut. « »Du verdammter

begann Mike, wurde aber von Trautman mit einer
herrischen Handbewegung unterbrochen. »Jetzt nicht. Wir
haben keine Zeit für so etwas. Wo wart ihr den ganzen
Tag? Wir sind acht- oder neunmal hierher gekommen. «
»Wahrscheinlich ist seine Uhr nicht wasserdicht«, erklärte Ben höhnisch. »Oder er hat ganz vergessen, auf die
Zeit zu achten. «
»Das reicht!« sagte Trautman, nahe daran zu schreien.
»Wir beide unterhalten uns später
- auch über deinen
kleinen Scherz von soeben, über den ich gar nicht lachen
kann!« Er wandte sich mit etwas ruhigerer Stimme erneut
an Mike und dann an Singh, der in diesem Moment
schwer atmend den Salon betrat: »Wo seid ihr so lange
gewesen? Wir haben uns Sorgen gemacht. «
»Nicht ganz zu Unrecht«, sagte Singh, und Mike fügte
hinzu:
»Wir wurden gefangengenommen, befreit, wieder gefangengenommen, noch einmal befreit und dann weggeschickt, bevor wir wieder in Gefangenschaft geraten
konnten. «
Ben riß verblüfft die Augen auf, während Juan und
Chris, die auf der anderen Seite des Tisches saßen und
bisher kein Wort gesagt hatten, zu grinsen begannen. Nur
Serena blieb ernst, und Trautman runzelte ärgerlich die
Stirn. »Was soll dieser Unsinn?«
Nein, dachte Mike schaudernd, das ist nicht mehr der
Trautman, den ich kenne. Aber im Grunde galt das für alle
hier, vielleicht sogar für ihn selbst. Ben zum Beispiel: Es
war bekannt, daß er manchmal zu derben Scherzen neigte,
aber er hätte trotzdem niemals einen von ihnen dabei in
Lebensgefahr gebracht, nur weil er es gerade lustig fand.
Bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, erklärte
Singh mit wenigen, aber sehr präzisen Worten, was ihnen
am Tag widerfahren war.
Trautman hörte schweigend zu und schien mit jedem
Satz, den er hörte, besorgter zu werden, und auch Bens
Grinsen erlosch und machte einem Ausdruck tiefen Erschreckens Platz. »Ein schwarzer Frachter ohne Hoheitskennzeichen?« vergewisserte er sich, nachdem Singh
mit seinem Bericht zu Ende gekommen war. »In welcher
Sprache war sein Name geschrieben?« Singh zuckte mit
den Schultern. »Ich konnte es nicht entziffern«, gestand er.
»Ich bin nicht einmal sicher, ob er überhaupt einen Namen hatte«, fügte Mike hinzu. Er erinnerte sich jedenfalls
nicht, eine Beschriftung auf dem Rumpf dieses
sonderbaren Schiffes gesehen zu haben. »Das klingt alles
sehr seltsam«, sagte Trautman kopfschüttelnd. »Wir haben
die Insel drei- oder viermal umkreist, und wir sind den
deutschen Kriegsschiffen sehr nahe gekommen, aber wir
haben keinen solchen Frachter gesehen. «
Und wir keine deutschen Kriegsschiffe, dachte Mike
schaudernd. Trotzdem antwortete er laut: »Vielleicht war
er hinter den Kreuzern verborgen, so daß Sie ihn nicht
sehen konnten. «
»Vielleicht«, antwortete Trautman. Es klang nicht sehr
überzeugt. »Aber ganz gleich, was es nun mit diesem
Schiff auf sich hat, es bestärkt mich in meiner Überzeugung, daß wir die Flugscheibe unbedingt vernichten
müssen. «
»Und wie?« fragte Mike.
Trautman seufzte. »Ich fürchte, nun bleibt uns keine
andere Wahl mehr. Jetzt, wo sie gewarnt sind, wird es uns

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