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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kaum gelingen, noch einmal in ihre Nähe zu kommen. Wir
werden sie von See her zerstören müssen. «
Mike erschrak bis ins Mark. Die NAUTILUS verfügte
durchaus über Torpedos von großer Sprengkraft, die sicherlich auch das Sternenschiff zerstören konnten und das
aus großer Entfernung. Sie hatten über diese Möglichkeit
ja schon gesprochen, aber da hatten sie nicht gewußt, wie
viele Menschen sich in seiner unmittelbaren Nähe
aufhielten, die bei einem solchen Angriff in Gefahr
gerieten, verletzt, ja gar getötet zu werden. Wenn es
überhaupt noch eines weiteren Beweises dafür bedurft
hätte, daß auch mit Trautman eine unheimliche
Veränderung vorgegangen war, dann wäre es dieser
Vorschlag gewesen.
Empört sagte Mike: »Aber das können wir nicht tun!«
»Ach?« fragte Ben. »Und warum nicht, Schlaumeier?«
»Hast du mir überhaupt nicht zugehört?« fuhr Mike ihn
an. »Sie arbeiten an dem Sternenschiff. Frag mich nicht,
was, aber sie sind unmittelbar in seiner Nähe.
Wenn wir einen Torpedo abschießen, dann werden viele
von ihnen verletzt und getötet. « Ben zuckte gleichmütig
mit den Schultern. »Und? Nachdem, was du gerade
erzählt hast, halten sie es mit dem Leben anderer auch
nicht so genau. « »Das ist doch kein Grund!« antwortete
Mike wütend. Trautman hob besänftigend die Hand.
»Mike, bitte. Ich verstehe und respektiere deine Gefühle
durchaus. Du hast vollkommen recht. Daß sie euch
angegriffen haben, gibt uns nicht das Recht, ihr Leben in
Gefahr zu bringen. Aber hier steht mehr auf dem Spiel als
das Leben dieser Männer oder unseres. Dieses Schiff muß
zerstört werden, um jeden Preis. Wenn es in falsche Hände
gerät, dann kann es unvorstellbaren Schaden anrichten.
«
»Und wer sagt das?« fragte Mike. »Dein Vater, Mike«,
antwortete Trautman, plötzlich ruhig und mit einer
unerwartet sanften, fast traurigen Stimme.
Mike starrte ihn an, sagte aber nichts. Und nach einigen
Sekunden fuhr Trautman leise fort, wobei sein Blick auf
einen imaginären Punkt irgendwo hinter Mike gerichtet zu
sein schien: »Damals, als er mir die NAUTILUS
übergeben hat, Mike, hat er mir ein Versprechen
abgenommen. Das Versprechen, dieses Schiff mit meinem
Leben zu beschützen und dafür zu sorgen, daß es nicht in
falsche Hände gerät, koste es, was es auch wolle. Du
weißt, was geschehen würde, wenn irgendeine Nation auf
dieser Welt in den Besitz der NAUTILUS und ihrer
Technik geriete. Der Krieg, vor dem wir alle geflohen
sind, wäre nichts dagegen. Und dieses Sternenschiff dort
draußen ist der NAUTILUS so weit überlegen, wie sie den
Kriegsschiffen, die auf der anderen Seite der Insel liegen.
Es muß zerstört werden. Ich würde einen anderen Weg
wählen, wenn es einen gäbe, aber es bleibt dabei. « Er
schüttelte entschieden den
Kopf, um jeden Widerspruch schon im vorhinein zu
entkräften. »Ich habe lange darüber nachgedacht, und
mein Entschluß steht fest: Wir werden tauchen und die
Nacht in sicherer Entfernung unter Wasser verbringen,
aber morgen früh bei Sonnenaufgang zerstören wir das
Schiff. « Er atmete hörbar ein und wandte sich dann direkt
an Singh: »Bis dahin sind noch eine Menge
Vorbereitungen zu treffen. Ich weiß, wie müde du sein
mußt, aber ich wäre dir trotzdem dankbar, wenn du mir
dabei helfen könntest. Wir werden nur eine einzige
Chance haben. «
»Selbstverständlich«, antwortete Singh. Mike wartete,
bis Trautman an ihm vorbeigegangen war und den Salon
verlassen hatte, dann folgte er ihm; wenige Augenblicke
später ging auch Ben. Wahrscheinlich erschien es ihm im
Moment klüger, nicht allein mit Mike zurückzubleiben.
Mike hatte den kurzen Streit beinahe schon vergessen. Er
starrte Trautman fassungslos hinterher und schüttelte
immer wieder den Kopf. Noch vor kurzer Zeit hätte sich
Trautman geweigert, einen solchen Gedanken auch nur zu
fassen, geschweige denn, ihn laut auszusprechen. Keiner
von ihnen hätte ein solches Vorgehen auch nur in
Erwägung gezogen. Sie hätten ganz im Gegenteil so lange
beraten, bis sie eine andere Lösung gefunden hätten. Nun
aber hatte mit Ausnahme von Mike niemand auch nur
widersprochen. Selbst Mike ertappte sich für einen
Moment bei dem Gedanken, ob es vielleicht wirklich
notwendig wäre, dieses Opfer zu bringen, um weiteres,
schlimmeres Unglück zu vermeiden. Erschrocken vor sich
selbst, scheuchte er den Gedanken fort und drehte sich zu
Serena, Juan und Chris herum. Alle drei sahen ihn an, und
er erblickte in den Augen der beiden Jungen und

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