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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bereit, die NAUTILUS sofort tauchen und
einen Weg ins offene Meer einschlagen zu lassen, aber es
würde trotzdem knapp werden. Die Schiffe der kaiserlich
deutschen Kriegsmarine waren bekannt dafür, daß ihre
Besatzung perfekt ausgebildet und ihre Waffen auf dem
neuesten Stand waren. Und der Kommandant dieser
Expedition würde mit Sicherheit nicht besonders erfreut
sein, wenn er seine Beute in Rauch und Flammen
aufgehen sah. Mike hatte auch dieses Argument
vorgebracht, und Trautman hatte auch darauf nicht gehört.
Jetzt hob Trautman die linke Hand und gab Juan damit das
vereinbarte Zeichen, an einen roten Schalter direkt an der
Wand hinter Mike zu treten und die Hand danach
auszustrecken. »Noch nicht«, sagte Trautman. In seiner
Stimme lag ein angespannter, scharfer Ton. »Warte...
Achtung... Jetzt!«
Juan zog den Hebel mit einem Ruck nach unten, und
Mike konnte spüren, wie eine kurze, aber heftige Erschütterung durch den Rumpf der NAUTILUS ging. Nur
einen winzigen Augenblick später erschienen zwei
schnurgerade Spuren aus sprudelnden Luftblasen vor dem
Bug des Unterseebootes und bewegten sich rasend schnell
auf die Lücke zwischen den beiden Kriegsschiffen zu.
Mike sah unwillkürlich zu den Aufbauten des Schlachtkreuzers hinauf. Es war zwar unwahrscheinlich, aber mit
ein wenig Pech waren die Kielspuren der Torpedos bereits
entdeckt worden und gellten jetzt schon die Alarmsirenen
durch das große Kriegsschiff. »Da stimmt was nicht«,
sagte Trautman plötzlich. Mike sah irritiert zu ihm
hinüber, aber Trautman beobachtete weder die Insel noch
die beiden Kriegsschiffe, sondern verfolgte mit dem
Feldstecher die Spur der beiden Torpedos. Mit bloßem
Auge hatte Mike Mühe, sie überhaupt zu entdecken, aber
als es ihm schließlich gelungen war, begriff er sofort, was
Trautman meinte: Die beiden Torpedos lagen nicht mehr
auf Kurs. Ihre Spuren verliefen nicht mehr parallel,
sondern begannen immer weiter auseinander zu weichen.
Der rechte würde die Insel ganz verfehlen, wenn sich die
Krümmung seiner Bahn weiter so fortsetzte, während der
linke nicht weit vom Kurs abgewichen war, aber immerhin
weit genug, um jetzt nicht mehr auf den Strand und die
Flugscheibe zu zielen, sondern direkt auf den deutschen
Schlachtkreuzer.
»Aber das ist doch nicht möglich«, murmelte Ben.
Trautman hob erneut die Hand und hieß ihn mit einer
ungeduldigen Bewegung zu schweigen. Und auch Mike
verfolgte die Spur der beiden tödlichen Geschosse mit
klopfendem Herzen weiter. Das eine wich tatsächlich
immer weiter von seiner ursprünglichen Bahn ab und
verschwand schließlich auf hoher See, während sich das
andere unaufhaltsam dem Schlachtkreuzer näherte - und
hindurchglitt!
Mike riß ungläubig die Augen auf, während Trautman
den Feldstecher sinken ließ und einen keuchenden Laut
von sich gab. »Was... ?« murmelte Ben.
Einen Moment später blitzte es drüben bei der Insel grell
und orangefarben auf. Eine gewaltige Stichflamme schoß
in den Himmel, gefolgt von einer brodelnden Rauchsäule,
als der Torpedo fast eine halbe Meile neben dem
Sternenschiff auf die Küste traf und explodierte. Das Licht
war so grell, daß die Silhouetten der beiden deutschen
Kriegsschiffe vor Mikes Augen zu flackern schienen, und
er glaubte, dahinter tatsächlich die Küste und den Umriß
eines dritten, kleineren und bis jetzt unsichtbar
gebliebenen Schiffes auszumachen, aber natürlich war das
nur eine optische Täuschung; er hatte direkt in den
Explosionsblitz gesehen, und das war wohl mehr, als seine
Sehnerven verkrafteten. »Nichts wie weg hier!« sagte
Trautman. Er fuhr herum, trat mit einem Schritt an das
Sprechgerät an der Wand und schaltete es ein. »Singh!
Eine Drehung um hundertachtzig Grad und dann volle
Kraft voraus aufs offene Meer! Raus hier!« Die beiden
letzten Worte hatte er geschrien, und sie galten nicht mehr
Singh, sondern Mike und den anderen. Dicht
hintereinander polterten sie die Wendeltreppe hinunter,
wobei Trautman den Abschluß bildete. Kaum daß er den
Turm verlassen hatte, schloß er das wuchtige
Sicherheitsschott über sich und verriegelte es.
Normalerweise blieb der Zugang zum Turm immer offen.
Daß Trautman ihn trotz seiner Eile jetzt verschloß, machte
Mike erst richtig klar, wie ernst er ihre Situation
einschätzte, denn diese
Luke hatte, wie zahlreiche andere Sicherheitstüren, die
es an Bord der NAUTILUS gab und die eigentlich so gut
wie nie benutzt wurden, nur den einen Zweck, den
Schaden bei einem Wassereinbruch möglichst

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