Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Möglichkeit.
«
»Nein«, antwortete Serena leise. »Ich habe es nachgerechnet, weißt du? Es hat angefangen, nachdem wir das
Wrack der TITANIC verlassen haben, und es wird jeden
Tag schlimmer. Wenn uns ebensoviel Zeit bleibt wie den
Männern an Bord des Frachters, dann ist unsere Frist
morgen mittag abgelaufen. « »Woher willst du das
wissen?« fragte Mike. Sein Herz klopfte immer noch vor
Angst, und er hatte Mühe, Serena nicht anzuschreien.
Plötzlich mußte er sich mit aller Macht beherrschen, um
nicht ihr die Schuld an alledem zu geben. »Sie sind ihm
viel näher gekommen als wir. Es gibt keinen Beweis, daß
es uns überhaupt so ergeht wie ihnen oder genauso
schnell. « »Doch«, antwortete Serena leise und sehr ernst.
»Es gibt einen Beweis. Ich habe ihn heute morgen erst entdeckt. Bis jetzt weiß niemand davon. Und es ist besser,
wenn auch du schweigst. «
Sie wies auf ihr Bett, und als Mike sie nur fragend anblickte, trat sie mit ein paar raschen Schritten darauf zu
und schlug die Decke zurück. Etwas Schwarzes, Pelziges
kam zum Vorschein, das reglos auf dem Kissen lag und
Mike aus einem gelben Auge anblickte. »Astaroth!« Mike
eilte zu ihm. »Was ist... ?« Er brach ab, als er sah, daß das
eine Bein des Katers in einem unnatürlichen Winkel vom
Körper abstand. »Bist du verletzt? Was ist geschehen?«
Wie lautet eines eurer dämlichen Sprichwörter? erklang
Astaroths lautlose Stimme in Mikes Kopf. Es bleibt kein
Stein auf dem anderen. So wird es wohl bald auch an Bord
der NAUTILUS sein.
Seine Stimme hatte grimmig geklungen, aber Mike
konnte die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in
Astaroths Auge genau erkennen. Seine Hand zitterte, als er
sie langsam nach dem Kater ausstreckte. Astaroths Bein
war zu Stein erstarrt.
Im Turm der NAUTILUS herrschte atemlose Stille.
Trautman stand hinter einem der beiden mannshohen
Bullaugen und hatte den Feldstecher angesetzt, um die
Insel zu beobachten, die sich nur als schwarzer Schattenriß
gegen den noch grauen Morgenhimmel abzeichnete. Es
begann schon hell zu werden, und trotz der schlechten
Sicht konnten Mike und die anderen die beiden gewaltigen
deutschen Kriegsschiffe deutlich ausmachen, die wie
schwimmende Berge aus Eisen vor der Insel lagen.
Obwohl sie seit gut zehn Minuten hier standen und darauf warteten, daß es richtig Tag wurde, hatte Mike den
Anblick immer noch nicht wirklich verdaut. Es war noch
nicht einmal vierundzwanzig Stunden her, da hatten Singh
und er auf der Insel dort drüben gestanden und genau in
die Richtung, in der sich die NAUTILUS nun befand, aufs
Meer hinausgeblickt, und sie hatten keine Spur des
gewaltigen Schlachtschiffes und seines kaum weniger
großen Begleiters gesehen
- und das war schlichtweg
unmöglich. Und als wäre dies noch nicht genug, war der
schwarze Frachter mit seiner unheimlichen Besatzung
dafür nun nicht mehr zu sehen. Irgend etwas stimmte hier
nicht.
»Noch ein Strich Backbord«, sagte Trautman. Die Worte
galten Ben, der hinter dem großen Steuerrad stand und die
Aufgabe übernommen hatte, die NAUTILUS auf
Trautmans Anweisungen hin genau in Schußposition zu
bringen. Er gehorchte dem Befehl, und Mike konnte
spüren, wie der eiserne Boden unter ihren Füßen sacht zu
zittern begann, als sich das Schiff um wenige Grade nach
rechts bewegte. Sein Herz klopfte schneller. Er hätte in
diesem Moment selbst nicht in Worte fassen können, was
er wirklich empfand, aber es war ein Gefühl, das an
Verzweiflung grenzte. Er hatte vorhin nochmals versucht,
Trautman von seiner Entscheidung abzubringen, aber es
war umsonst gewesen.
»Und noch ein Strich Backbord, Ben«, sagte Trautman,
ohne den Feldstecher abzusetzen, »und dann die Position
halten... so, perfekt. «
Mikes Blick irrte nervös zwischen Trautman und den
Umrissen der beiden Kriegsschiffe draußen auf dem Meer
hin und her. Neben allem anderen war das, was sie
vorhatten, auch für sie nicht ganz ungefährlich. Das Meer
war an dieser Stelle nicht sehr tief, und die beiden
Kriegsschiffe lagen so vor der Küste, daß zwischen ihnen
nur ein schmaler Spalt blieb, durch den man den Strand
und die darauf liegende riesige Flugscheibe erkennen
konnte. Anstatt aus der sicheren Tiefe des Meeres
herauszufeuern, hatte die NAUTILUS auftauchen müssen,
und obwohl es niemand laut ausgesprochen hatte, war
doch jedem an Bord klar, daß man sie spätestens in dem
Moment entdecken würde, in dem sie ihre Torpedos auf
das Sternenschiff abschössen. Singh stand unten an den
Kontrollen

Weitere Kostenlose Bücher