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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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Fenster. Zwar nicht hart, aber heftig genug, um die makabere Idee seines möglichen Ablebens in Südostasien loszuwerden. Stattdessen kamen ihm die Zwillinge in den Sinn. Bettina und Melanie, längst vergessen, hatten plötzlich wieder einen Part in dieser dubiosen Ereigniskette übernommen. Die eine hatte mit ihm geschlafen, die andere ihn mit einer Waffe bedroht. Aber war er nicht derjenige, der diese Kugel angestoßen hatte, die über einige Banden wieder zu ihm zurückkam, fast in Form einer echten Pistolenkugel direkt in seinen Kopf?
    Auch diese Metapher verdrängte er und konstruierte weitere Überlegungen, die ihn einer Lösung näher bringen sollten. Blieb noch Ilka Schoeberg, die genau wie die Zwillinge, nach einem knappen Jahr, urplötzlich wieder aufgetaucht war. Ihn zuerst und aufs Neue mit ihren weiblichen Reizen verrückt gemacht hatte, um kurz darauf mit Bettina und einem unbekannten Asiaten konspirativ
    die Köpfe zusammenzustecken. Egal, was Bettina auch behauptet hatte, dieses Treffen musste mit seiner Suche nach Lea zu tun haben. Wie er es auch drehte und wendete, es zeigte sich erneut, dass diese Geschichte nicht zu durchschauen war. Und über alldem schwebte der Drache – dieses mystische Fabelwesen, das Wiegand, zumindest zum Teil, auf Leas zarte Haut gebannt hatte, bis die Chinesen ihn daran hinderten, sein Werk zu vollenden. Frank war immer noch nicht sicher, ob es sich dabei tatsächlich um Chinesen handelte. Konnten es nicht auch Laoten oder Vietnamesen, oder weiß der Teufel was, gewesen sein? Fakt war nur, dass genau diese Typen auch ihn angegriffen hatten, um an die Zeichnung des Drachen zu kommen. Wären sie nicht selber jemanden zum Opfer gefallen, wer weiß, was dann mit Wiegand und ihm passiert wäre?
    Und wer hatte die Chinesen aus dem Weg geräumt? Das war eine Frage, die er unbedingt und vor allem bald klären musste. Sie erschien ihm plötzlich äußerst wichtig, fast so dringlich wie die Frage, wer da im Taxi neben ihm saß. Wer ist diese schöne Frau, die sich Chin Ngo nennt? Was willst du? Lea oder den Drachen? «
    Frank folgte einer Eingebung, die sich ihm unvermittelt aufdrängte. Seit seinem unfreiwilligen Ausflug in die Rems und dem unbefugten Besucher in seiner Wohnung, hatte Chin den Drachen nicht mehr erwähnt. Warum fällt mir erst jetzt auf, dass sie nicht mehr danach fragt? Ist der Drache nicht mehr relevant? Hatte sie mich nicht mehrmals ermahnt, die Zeichnung nicht zu vergessen? Seine Kopie war zwar gestohlen worden, aber er hatte noch die von Wiegand, wovon niemand, außer dem Tätowierer, etwas wusste. Er ging nicht davon aus, dass Ralf Wiegand etwas ausgeplaudert hatte. In dem desolaten Zustand, in dem er ihn zuletzt gesehen hatte, stellte sich die Frage, ob er jemals noch etwas erzählen konnte. Also, was war mit Chin? Warum interessierte sie der Drachen nicht mehr? Für ihn gab es in diesem Moment, in dem er in einem stickigen, alten Taxi durch die Straßen Bangkoks gekarrt wurde, nur eine einzige logische Antwort: Chin hatte die Zeichnung des Drachen an sich genommen. Sie selbst oder ein Handlanger, war in seiner Wohnung gewesen, während er in der stinkenden Rems um sein Leben gekämpft hatte. Die falsche Doktor Ngo hatte den Drachen entwendet!
    Diese Erkenntnis erschütterte die Synapsen in seinem Gehirn und brachte seine Nervenbahnen zum Vibrieren. Nur so erklärte sich ihr mangelndes Interesse an seinem Unfall. Die Asiatin hatte den Hergang mit keiner Silbe hinterfragt. Chin oder die Leute, für die sie arbeitet, hatten diesen Verkehrsunfall arrangiert, um ihn aus dem Weg zu räumen. So konnten sie in aller Ruhe sein Wohnung nach dem Drachenbild durchsuchen. Wenn du nicht schlafen kannst, fahr noch ein bisschen rum, aber sei vorsichtig. Waren das nicht ihre Worte? Hätte man dabei auch seinen Tod in Kauf genommen? Ergab das einen Sinn? Prüfend sah er sie von der Seite an. Die Vietnamesin saß mit entspannten Zügen neben ihm im Fond des Taxis. Er versuchte in ihr Innerstes zu schauen, erkannte aber nichts, was ihm über ihre Intention Auskunft gab. Wozu brauchte sie ihn noch, wo sie doch hatte, was sie wollte. Den Drachen! Warum hatte sie ihn nach Thailand geschleppt? Was hatte er noch für einen Nutzen, wenn man davon ausging, dass der wahre Grund für ihre Reise nicht der war, den sie vorgab?
    Abrupt drehte sie den Kopf und fing seinen Blick auf. „Was ist?“
    „Entschuldige, ich wollte dich nicht anstarren“, erklärte er und spürte die Wärme

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