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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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der Gesichtsröte in ihm hochsteigen.
    Sie lächelte kurz. „Das bin ich von dir gewohnt. Wir sind
    gleich da.“
    Erst jetzt fiel ihm die veränderte Umgebung auf. Die thailändischen Schriftzüge auf Werbetafeln, die Schilder über den Läden und in den Schaufenstern, waren chinesischen Schriftzeichen gewichen. Mittlerweile hatten sie den Stadtteil Sampeng erreicht: Bangkoks Chinatown.
    Franks lädierte Rippe hörte unter dem Feuer der Heilsalbe auf zu schmerzen.
     
     
    Flucht aus Sampeng
    7. Juli 2003
    Das Taxi hielt in der Mangkon Road, in der Nähe des Sampeng Markets, vor einem baufälligen Gebäude, dass unter der Last der vielen Werbetafeln und Neonreklamen zusammenzubrechen drohte. Chin bezahlte und Frank quälte sich hinter ihr aus dem Wagen. Aus dem Unterbau des fünfstöckigen Hauses wehte ihnen der ölige Dampf einer Garküche entgegen. Angeregt von den exotischen Düften, ließ sein Magen ein Knurren verlauten. Noch vor zehn Minuten war ihm kotzübel, doch trotz aller Gefahren, Strapazen und Intrigen, schien sein Appetit nicht auf der Strecke geblieben zu sein.
    Die zwei Fensterreihen oberhalb des Eingangs waren durch eine groß dimensionierte Leuchtreklame für japanische Instantsuppen verdeckt, die müde vor sich hinblinkte. Den verbliebenen drei Stockwerken waren bemalte Tafeln, flackernde Lichterketten, bedruckte Stofflaken oder asiatisch geartete Lampen vorbehalten. Dazwischen bröckelte der Putz. Dunkle Fenster gähnten in den wolkigen Nachmittagshimmel. Auf der Straße herrschte reges, beinahe hektisches Treiben und Frank hatte Schwierigkeiten, seiner Begleitung auf dem Fuß zu folgen. Er wurde angerempelt und verlor kurz das Gleichgewicht. Für einen Moment riss ihn der Pulk von Menschen mit sich. Als er seine Beine wieder unter Kontrolle hatte, stemmte er sich gegen die Strömung und drängte sich durch die Masse von Asiaten auf den Nebeneingang des Gebäudes zu. Dort wartete Chin an einer rot gestrichen Tür mit schweren Messingbeschlägen.
    Dieser Eingang passte überhaupt nicht zur sonstigen Fassade. Kurz hatte er die Vision, dies könnte ein Tor in eine andere Dimension sein. Hinter dem glänzend lackierten Holz verbarg sich so was wie Alices Wunderland, eine noch fremdartigere Welt als die, die er ohnehin durch seine Reise nach Bangkok kennengelernt hatte. Eine Welt, in der alle Geheimnisse gelüftet wurden, in der sich alle Antworten auf seine Fragen finden ließen. Schnell schüttelte er den verwegenen Gedanken ab. In den letzten Tagen hatte er sich genug mit metaphysischen Dingen beschäftigt und wollte sich nicht noch weitere Humbug in sein Hirn laden. Und doch schlich sich etwas Enttäuschung ein, als die Tür sich öffnete und der Blick auf einen dunklen, schmalen Gang fiel, der auf eine steile Treppe zuführte. Nichts war’s mit der unwirklichen Dimension!
    Die Frau, die ihnen öffnete, war undefinierbaren Alters, von kleiner Statur und in ein auffällig farbiges Kleid gehüllt. Sie sagte nichts, deutete nur an, dass sie eintreten mögen und wackelte ihnen voraus, die knarrende Treppe hoch. Der Essensgeruch der Garküche wurde dominanter und Frank hatte den Eindruck, dass schon das Einatmen der schweren Luft satt machte. Im ersten Stock gab es drei Türen, von denen mehrschichtig die Farbe abblätterte. Die dürre Asiatin öffnete ihnen die Tür auf der linken Seite und wies sie an einzutreten. Der Raum war duster und mit allerlei Gerätschaften und Computer voll gestellt. Rechts, vom einzigen Fenster, das zu allem Überfluss mit einem Stofffetzen verhängt war, stand ein klobiger Schreibtisch, auf dem sich Papiere, Zeitungen und Bücher türmten. Ein 21-Zoll-Bildschirm verstrahlte ein künstliches, kaltes Licht.
    Bis jetzt konnte er sich nicht vorstellen, was Chin hier wollte. Aus dem Halbdunkel des Zimmers tauchte eine Gestalt auf. Frank vermochte nicht zu sagen, woher der Mann kam, der plötzlich vor ihm stand. Er fühlte sich kurz an den Sumomann erinnert, der genau so überraschend und lautlos erschienen war. Das blieb jedoch die einzige Gemeinsamkeit der beiden Asiaten, körperlich trennten sie Welten. Der Mann, der ihn aus trüben, grauen Augen
    ansah, war kaum größer als die Frau, die ihnen vorhin die Tür aufgemacht hatte. Er hatte ein pausbäckiges Mondgesicht, ohne ein Haar auf dem Kopf. Das blaue Licht der Kathodenstrahlröhre spiegelte sich auf dem kahlen Schädel. Genau wie die Frau, schien der Mann ohne Alter zu sein. Mit dünner, brüchiger Stimme sagte er

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