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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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Staubschicht bedeckt. Faustgroße Steine lagen auf ihm. Vorsichtig befreite er sich von dem Geröll und kroch keuchend hinter seinem Felsen hervor. Im hohen Gras blieb er liegen, bis er den ganzen Staub aus der Lunge gehustet hatte. Dann sah er sich um. Im Camp herrschte reges Treiben. Drei der Zelte waren in sich zusammengefallen. Soldaten wuselten wie betrunkene Ameisen hin und her. Von hier oben sah es nicht aus, als sei jemand zu Schaden gekommen. Ganz anders erwies sich die Situation bei der chinesischen Einheit. Weiterhin um Deckung bedacht, versuchten zwei der Soldaten einen dritten von einem kühlschrankgroßen Felsbrocken zu befreien. Ein vierter stieß dazu, doch die vereinten Kräfte reichten nicht aus, den Kameraden unter dem Block hervorzuziehen.
    Er rappelte sich hoch und lief tief geduckt zu den Chinesen. Auf halbem Weg riss ihn jemand zu Boden und drückte in tief in das hohe Gras. Um jeden Protest auszuschließen, presste sich eine Hand fest auf seinen Mund. Er drehte den Kopf und seine Verwunderung war groß, als er in das dreckverschmierte Gesicht von Capitaine Xieng schaute. Mit einem Augenzwinkern signalisierte er, dass er nicht losbrüllen würde und der Laote nahm seine Hand zurück. „Wie geht es Ihnen?“, flüsterte er.
    „Xieng, wo zum Teufel kommen Sie her?“
    Mit dem Finger auf den Lippen deutete er an, leiser zu sein. „Über denselben Weg, den Sie auch genommen haben. Wo ist der Kommissar?“
    Frank dachte, dass die Situation, in der sie sich gerade befanden, nicht für einen netten Plausch geeignet war und machte dies deutlich. „Wir liegen hier zwischen den Fronten. Sobald die Chinesen da oben ihren Mann befreit haben, werden sie nach mir suchen. Indessen halten Khams Männer unten im Camp weiter nach potenziellen Feinden Ausschau.“
    Der Polizist nickte. „Kriechen Sie mir nach!“
    So leise es ging, robbte er hinter Xieng her. Widersinnig, wie er fand, da das lange Gras jede ihrer Bewegungen verriet. Trotzdem erreichten sie unbehelligt einen Felsvorsprung mit einer vom Regen ausgewaschenen Mulde, in die sie hineinrollten. Die Auswaschung war tief und führte in ein dunkles Loch, beinahe eine Höhle, deren Ende er nicht einsehen konnte. Vorsichtig spähte er über den Rand und sah, dass sie etwa 50 Meter von der Stellung der chinesischen Einheit entfernt waren. Nicht weit genug, empfand er. „Seit wann hocken Sie in dieser Kuhle?“, fragte er den Capitaine.
    „Ich bin einige Zeit vor Ihnen angekommen und konnte alles beobachten. Das Erdbeben gab mir die Gelegenheit, Sie da herauszuholen. Sie waren sicher nicht freiwillig in der Gesellschaft der Chinesen?“
    Er schüttelte den Kopf und stierte wieder über die Abrisskante ins Tal. Die Luft war angenehm prickelnd. Sein Blick wanderte in die Ferne. Im Weichzeichnerdunst flimmerte imposant das Panorama der Bergkette.
    „Wir befinden uns hier auf knapp zweieinhalb tausend Meter. Die höchsten Gipfel überragen uns nochmals um rund fünfhundert Meter. Der Phon Bia im Zentrum streckt sich bis auf 2820 Meter in den Himmel. Manchmal kann man dort oben Schnee sehen.“
    „Und hier wächst Reis?“, fragte er.
    „Das Tal hat sein eigenes Klima. Der Reis, der auf diesen Feldern gedeiht, ist ausschließlich für die Götter bestimmt.“
    „Hört sich an, als wären Sie nicht zum ersten Mal hier oben.“
    „Wer dieses Tal betritt, redet nicht darüber. Es ist ein verbotenes Gebiet. Zutritt wird nur wenigen Personen gewährt. Mönche bewirtschaften die Felder. Aber Sie wissen, wie man als Kind ist. Verbote schrecken selten ab, wenn es nach Abenteuer riecht ...“ Die Stimme des Laoten erstarb und er verlor sich in Gedanken.
    Frank sah ihn von der Seite an. Xieng bemerkte, dass er gemustert wurde.
    „Jetzt zu Ihnen“, forderte er ihn auf.
    „Die Amis haben mich verkauft, aber das ist eine lange Geschichte. Wie zum Teufel haben Sie den Weg hier hoch gefunden?“
    „Er hat mich begleitet“, erklang eine Stimme aus der Dunkelheit der Erdgrotte.
    Er fuhr herum. Im Zwielicht erkannte er eine Gestalt, die langsam aus dem Schatten krabbelte. Sie hatte sich verändert, war jetzt schmutzig und abgemagert. Trotzdem war ihre Schönheit nicht zu verleugnen. Ihre Augen strahlten wie in seiner Erinnerung und auf ihren Lippen lag dieses sinnliche Lächeln, dass er nicht mehr aus seinem Kopf brachte, seit sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Endlich hatte er sie gefunden: Lea!
     
     
    Unter dem Fels
    14. Juli 2003
    Statt sich in die Arme zu

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