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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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begann, lag ein mächtiger Felsblock, der magisch die Blicke auf sich zog. Als hätte das Kind eines Titanen einen Bauklotz verloren, lag der weiß leuchtende Quader wie ein Fremdkörper in der Senke.
    Frank fühlte sich sofort an einen Altar erinnert. Es sah nicht aus, als wäre dieser gewaltige Opferstein von Natur aus dorthin gelangt, jedoch fand er keine Erklärung, wie man den Stein hier hinauf transportiert hatte. Elefanten vermutlich oder Wesen, die weitaus stärker waren.
    Außer dem Steinquader gab es keine weiteren Hindernisse oder Verstecke. Das Tal war fast bis zum Ende einsehbar und verlor nur auf den letzten Kilometern zu den Bergen an Kontrast - dort, wo das Grasland mit dem blanken Fels verschwamm. Zu seiner Überraschung gab es selbst in dieser Höhe Reisfelder. Ganz in der Nähe des Eingangs zum Tal, schmiegten sie sich an die westlichen
    Hänge und reichten nach Norden weit in die Senke hinein. Die milchig schimmernden Teichterrassen nahmen einen großen Teil des linken Talsegments ein. Von einer Bewirtschaftung durch laotische
    Reisbauern war allerdings nichts zu sehen. Südöstlich dagegen, im Schatten der Passhöhe war ein Feldlager errichtet. In einigem Abstand zum Altar zählte er sechs olivefarbene Zelte, wovon eines etwa dreimal so groß war wie die restlichen. Direkt am Fuße des Steinquaders hatte man aus gesprenkelten Tarnnetzen einen Baldachin errichtet. Kham und sein Gefolge waren also bereits vor Ort. Einige Personen in grün-grauen Tarnanzügen liefen im Lager herum. Es gab keine Fahrzeuge. Vermutlich hatten sich der Geheimdienstchef und seine Leute mit Hubschraubern absetzen lassen.
    Frank betrachtete den Commander, wie er sich mit zwei seiner Männer beratschlagte. Er sondierte die optimale Position für einen Angriff. Auf ein paar knappe Handzeichen hin, brachten sich die Soldaten in Stellung und wurden sogleich vom Gelände verschluckt. Wang zog ihn zu sich heran und drückte ihn tiefer hinter den Felsen. „Späher“, flüsterte er.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie drei von Wangs Männern Präzisionsgewehre mit monströsen Zielfernrohren auspackten, flink zusammenbauten und sich damit auf die Lauer legten. In seinem Nacken sträubten sich die Haare. Wenn seine Überlegungen konträr mit denen des Chinesen liefen, würde der Commander bei der erstbesten Gelegenheit den Befehl geben, Chin zu erschießen. Zeit ein paar Mantras an den Mitfühlenden Buddha zu richten!
    Er konnte ihr zwar vorwerfen, dass sie ihn hinters Licht geführt und betrogen hatte, trotzdem hatte er sich ein bisschen in sie verliebt und ein Rest davon war in seinem seelischen Bodensatz noch vorhanden. Nun sollte er sie für Wang identifizieren. Man legte ihm die unsägliche Bürde auf, ihr Todesurteil zu sprechen. Dem nicht genug, sollte er mit Lea ebenso verfahren, falls sie hier auftauchte. Der Chinese hatte keinen Zweifel offen gelassen, dass er alle töte, die das Mal des Drachen tragen. Er musste sich etwas einfallen lassen. Auferstehung der Drachen hin oder her, er konnte nicht zulassen, dass diese Frauen wie Freiwild abgeknallt wurden.
    Das Erdbeben kam so überraschend wie beim letzten Mal. Der Boden begann ohne Vorwarnung zu zittern und ein tiefes Grollen drang daraus hervor. Steine wurden losgerüttelt, ergaben sich der Schwerkraft und rollten von den Berghängen. Immer mehr Geröll löste sich und schob sich tosend ins Tal. Frank warf schützend seine Arme über den Kopf. Bevor er die Augen schloss, glaubte er gesehen zu haben, wie die Berggipfel im Norden zu vibrieren begannen. Das ganze Areal schien sich zu verwinden und mit jeder Schwingung stürzte mehr Gesteinsmasse in die Senke. Die Drachen waren drauf und dran, ihre steinernen Hüllen zu sprengen, sich aus den Kokons zu befreien, die sie seit über 600 Jahren umgaben. Das Geräusch aus dem Erdinneren schwoll an und er fühlte sich, als säße er im Zentrum eines Gewitters. Er krümmte sich in eine embryonale Haltung und rechnete jeden Augenblick mit seinem Ende.
    Mit einem Schlag verstummte das Dröhnen und genau so abrupt hörte das Beben auf. Noch immer rollten Steine von den Felswänden in die Ebene, landeten mit dumpfen Schlägen im hohen Gras oder knallten laut hallend gegen Fels und Gestein. Erst nach einer Weile kehrte endgültig Stille ein. Übrig blieb ein befremdliches Sirren über seinem Kopf, so als schwinge die tektonische Spannung
    weiter durch die Luft, während die Erde sich schon beruhigt hatte.
    Er war von einer dicken

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