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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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Einzahlung einer höheren Geldsumme? Ist das zu fassen? Das lässt sich, neben ihrem Märchen, noch durch hundert andere Geschichten erklären. Aber bleiben wir doch einfach bei der Wahrheit! Das kann doch nur in Ihrem Interesse sein. Ich habe tatsächlich ein Bild gemalt. Eine Auftragsarbeit, die zu meinem Glück recht hoch honoriert wurde. Falls es Ihnen entgangen ist, ich bin in erster Linie Kunstmaler.“
    „Darf ich fragen, wer das Bild bei Ihnen bestellt hat?“
    „Nein, dürfen Sie nicht! In diesen Kreisen bleibt man gerne anonym und ich will diesen guten Kunden nicht verlieren, indem ich ihm die Polizei auf den Hals hetze.“
    „Selbst, wenn Sie das entscheidend entlasten würde?“
    „Selbst dann!“
    Meinhans blieb hart und er erkannte, dass er aus der Sache nicht mehr herauskam. Er hatte keine Wahl und musste das Risiko eingehen. Was hatte er schon zu verlieren?
    „Der Kunde heißt Kham, Kwan Kham.“
     
     
    Doktor Ngo erklärt sich
    2. Juli 2003
    Sie hatte schwarzes, glattes Haar, das lang und glänzend über ihre Schultern fiel und einen scharfen Kontrast zu ihrem hellen, seidigen Teint bildete. Ihre dunklen Mandelaugen versteckte sie hinter einer modischen Sonnenbrille, die sie abnahm, als er an ihren Tisch trat. Volle Lippen umspielten ein sanftes Lächeln. Die ärmellose weiße Bluse betonte die schlanke Figur und ihre Arme wirkten ausgesprochen muskulös, als ob sie viel Sport trieb.
    Frank war sofort hingerissen, gleichzeitig aufgewühlt vom Gespräch mit Meinhans, so dass er seinen Charme nicht spielen lassen konnte. Als er die Terrasse des Italieners betrat, rechnete er nicht damit, dass die Wirtschaftsethnologin so attraktiv war. Zwar kam er mit sich überein, dass es sich um eine Asiatin handeln musste, doch hatte er dabei an eine Dame älteren Semesters gedacht. Doktor Ngo schien keine dreißig zu sein. Sie saß unter den Ahornbäumen, die wie ein natürliches Dach geschnitten, der Terrasse als gewachsener Sonnenschutz dienten und sah einfach nur hinreißend aus.
    „Doktor Ngo?“, fragte er vorsichtig.
    „Herr Frankenstein?“
    „Grabenstein, Frank Grabenstein“, verbesserte er sie und zog seine rechte Augenbraue nach oben.
    „Oh, Verzeihung, es tut mir leid. Aber es ist zu komisch. Frankenstein ... Grabenstein.“ Obwohl es ihr peinlich war, lachte sie laut drauf los.
    „Die Nummer kenne ich schon seit meiner Schulzeit. Schon damals hänselte man mich damit. Diesbezüglich bin ich abgehärtet“, erklärte er. „Nennen Sie mich einfach Frank.“
    Ihr Lachen steckte ihn an. Doktor Ngo versuchte ihrerseits
    den Lachanfall unter Kontrolle zu bekommen, indem sie tief einatmete. Aber es dauerte noch eine Weile, bis sie wieder ernst sein konnte. „Ich bin Chin.“
    Zur Begrüßung gaben sie sich die Hand und es fiel ihm schwer, sie wieder loszulassen. Ihr Aussehen erinnerte ihn an Lea.
    „Hatten Sie einen Unfall?“, fragte sie und fuhr sich mit einem Finger über ihre verführerisch geschwungenen Lippen, dort, wo seine Schwellung saß.
    Er wollte keine erneute Diskussion über seine Blessuren. „Ein kleines Missgeschick und nicht weiter tragisch. Warten Sie schon lange?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin es ja gewohnt auf Sie zu
    warten, aber nein, diesmal waren Sie pünktlich. Was haben Sie mir mitgebracht?“
    Ein Kellner kam an den Tisch und sie bestellten. Die attraktive Asiatin nahm Ruccolasalat mit Parmesankäse und dazu Panini, er wählte Penne mit frischen Steinpilzen. Doktor Chin Ngo überließ es ihm, den passenden Wein auszuwählen. Er entschied sich für einen Chardonnay aus dem Friaul. Danach redeten sie über das Wetter und die Stadt, bis der Kellner den Wein brachte.
    „Jetzt aber zu Ihrem Anliegen“, drängte sie, nachdem sie den Wein probierte und für gut befand.
    Er fasste sofort Vertrauen zu der Frau, die ihm ungezwungen
    gegenüber saß. Bevor er sie jedoch in seine Geheimnisse einweihen würde, wollte er noch etwas mehr über sie wissen. „Leben Sie schon lange in Deutschland?“
    Chins Augenbrauen kräuselten sich und sie sah ihn durchdringend an. „Wollen Sie mich jetzt verhören?“
    „Nein, nein! Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Es ist
    nur ... Die Sache mit der ich mich gerade herumschlage, ist recht heikel. Ich würde gerne etwas mehr über Sie wissen, ehe ich Ihnen mein Anliegen unterbreite.“
    Sie nippte an ihrem Wein und betrachtete ihn argwöhnisch über den Rand des Glases hinweg. Er tat es ihr gleich. Drückte den gut gekühlten

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