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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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eingestiegen waren, »auf diesem Weg kommen wir aber im Leben nie zur Klinik.«
    Der Fahrer bremste abrupt, sodass sie alle vorwärts geschleudert wurden. Im nächsten Augenblick, wie auf ein Kommando, hatten die Männer in den TRADIS-Uniformen ihre Waffen im Anschlag und auf die zugestiegenen Wachleute gerichtet.
    »Keine Bewegung«, bellte der Blonde. »Und keine Tricks, Mister Oberschlau, verstanden?«
    Der Fahrer brachte den Bus zum Stillstand, dann stand er auf, eine Schusswaffe in der Hand. »Für euch, Kollegen, ist hier Endstation. Und ihr«, wandte er sich an Urs, Carl und Elinn, »verhaltet euch ruhig, dann passiert niemandem etwas.«

27
    Die Welt hält den Atem an
    Wim Van Leer fühlte sich unwohl. Das lag nicht allein an den Bildern, die das Fernsehen zeigte, obwohl es schlimm genug war, die drei Kinder in der Gewalt ihrer Entführer zu sehen. Carl, Urs, Elinn mit verbundenen Augen, zitternd die Kleine, unübersehbar von Angst erfüllt auch die beiden Jungs, und die Geiselnehmer vermummt hinter ihnen, ihre brachialen Waffen reckend. Obwohl Van Leer dergleichen schon oft gesehen hatte, entsetzte es ihn immer wieder und diesmal ganz besonders. Doch fast noch schlimmer war, zu spüren, dass die Siedler ihm Mitschuld gaben an dem, was passiert war.
    Oh, sie sagten nichts. Das nicht. Da war niemand, der ihn angriff, keiner, der ihm ins Gesicht spuckte oder dergleichen.
    Aber sie mieden seinen Blick. Sie gingen ihm aus dem Weg. Niemand wollte mit ihm sprechen. Er wusste, was sie dachten. Sie dachten, wenn dieser Mann von der Erde nicht diese Reportagen gesendet hätte, dann wäre das nicht geschehen .
    Es war kurz nach ein Uhr früh gewesen, als die Letzten auf der Plaza aufgebrochen waren. Sie hatten vor dem Löschen der Lichter noch einmal ins Fernsehen geschaut und da war die Nachricht gerade über alle Netzwerke gegangen. Die Wachleute, die man gefesselt und geknebelt ausgesetzt hatte, hatten sich befreit und Alarm geschlagen.
    Alarm geschlagen hatte man daraufhin auch in der Marssiedlung. Nun stand der Fernsehraum voller Leute in Morgenmänteln und Schlafanzügen, barfuß oder in Schlappen, die mit rot geränderten Augen auf den Schirm starrten. Man spürte ihr Entsetzen.
    Auch Wim Van Leer war entsetzt. Doch er hatte das seltsame Gefühl, dass ihm die Siedler nicht verzeihen würden, wenn er sich das anmerken ließ.
    Er verstand sie. Seine Reportagen hatten für Unruhe gesorgt, gewiss. Trotzdem waren sie nicht der Grund für diese Gewalttat. Ganz bestimmt nicht. Wenn es etwas gab, an das Wim Van Leer glaubte, dann an die Kraft der Wahrheit. Er glaubte, dass es gut war, offenzulegen, was auch immer sein mochte, es zu diskutieren oder darüber zu streiten, wenn nötig. Und er glaubte, dass Geheimnisse schlecht waren. Böse. Eine Sünde. Wer etwas geheim hielt, tat dies seiner Überzeugung nach nie aus Rücksicht auf andere, sondern in Wirklichkeit immer, weil er etwas zu befürchten hatte, wenn die Wahrheit ans Licht kam.
    Seiner Auffassung nach war das, was sie gerade erlebten, eine Folge von Pigratos Entschluss, aus den Ereignissen auf dem Mars ein Geheimnis zu machen.
    Es war aber wohl nicht der geeignete Zeitpunkt, das zu diskutieren.
    Kurz nach dem Bekanntwerden der Entführung hatten sich die Kidnapper gemeldet, per anonymer Mail. Sie nannten sich Kommando Thor Eikanger und forderten in einer Videobotschaft die vollständige Aufklärung der Vorgänge auf dem Mars, die Zerstörung sämtlicher blauen Türme, den auf der Erde eingeschlossen, die Vernichtung der Aliensärge samt ihrer Station sowie die Einstellung der Marsbesiedelung. Sie kündigten an, dass Elinn freigelassen würde, sobald die Hinterlassenschaften der Aliens wie gefordert zerstört waren. Die beiden Jungen dagegen würden so lange in ihrer Gewalt bleiben, bis die Marssiedlung geschlossen und die Siedler auf dem Rückweg zur Erde waren.
    Da diese Forderungen unverkennbar die Handschrift der Heimwärtsbewegung trugen, wurden deren prominente Vertreter unverzüglich um eine Stellungnahme angegangen. Die meisten verweigerten einen Kommentar, doch schließlich fand sich einer ihrer Sprecher, ein gewisser Chandra Maikhala Singh, zu einem Interview bereit.
    »Sie machen den Fehler zu denken, die Heimwärtsbewegung sei eine politische Partei oder eine ähnliche Organisation«, sagte dieser in die Kameras, das Vollmondgesicht reglos, die Augen halb zusammengekniffen. »Das ist sie nicht. Sie ist, wie der Name schon sagt, eine Bewegung, in der

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