Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
Elinn wollte erst nicht, aber Carl redete ihr so lange zu, bis sie wenigstens ein halbes Brot aß. Er bestand auch darauf, dass sie trank. Trinken war wichtig in der Hitze.
    »Wie spät ist es?«, fragte sie einmal, als es ihr so vorkam, als sei sie eingenickt.
    »Keine Ahnung«, sagte Carl. Die Männer hatten ihnen alle Geräte weggenommen, Kommunikatoren, Armbanduhren, alles.
    »Hab ich geschlafen?«
    »Ich denke schon.«
    Von Urs kam leises Schnarchen.
    »Bist du in Amrita verliebt?«
    Carl sah ins Leere, zögerte. »Hmm. Kann sein. Ein bisschen.«
    »Gut«, sagte Elinn, fragte sich, warum sie das eigentlich gut fand, und dämmerte wieder weg.
    Irgendwann schrak sie hoch. Es war so weit. Die Luft kam nicht mehr in ihre Lungen. Das Innere ihrer Brust fühlte sich an, als bestünde es aus Holz, ein stählernes Band lag darum herum, sie rang nach Luft und kämpfte und strengte sich an und konnte nicht einmal um Hilfe rufen . . .
    Doch Carl war wie der Blitz bei ihr, beklopfte ihren Rücken und ihre Brust und redete auf sie ein, irgendwas, das sie nicht verstand, weil in ihren Ohren das Blut pochte, so laut, als klopfe der Tod selber an die Tür. War es so weit? Fühlte es sich so an, wenn das Ende nahte?
    Doch gerade als ihr war, als werde sie über eine Grenze gedrängt, jenseits der es kein Zurück mehr gab, passierten zwei Dinge auf einmal: Wie in einer Explosion strömte die Luft zurück in ihre Lungen, und im gleichen Moment verstand Elinn, was es mit den Artefakten auf sich hatte.
    »Carl«, keuchte sie, als ihre Atmung allmählich wieder langsamer wurde. »Die Artefakte . . .«
    »Nicht jetzt«, sagte Carl. Entsetzen stand in seinem Blick. »Die sind jetzt völlig unwichtig. Mister Nkari wird schon gut darauf aufpassen.«
    »Nein, das meine ich nicht . . .« Elinn rieb sich über die Brust, fühlte die Bewegung der Atmung. Es war alles so schwer. Ihre eigene Hand fühlte sich schwer an. »Ich hab doch immer gesagt, die Marsianer wollen mit mir Kontakt aufnehmen.«
    »Ja. Hast du immer gesagt.«
    »Ich glaube, das stimmt nicht.«
    Ihr Bruder sah sie an. Wie verschwitzt er war! Seine Haare klebten ihm an der Stirn, dunkle, schmutzige Kringel.
    »Du solltest vielleicht besser nicht so viel sprechen.«
    »Carl, ich glaube, es sind Hilferufe.«
    »Hilferufe?«
    Da. Es zog sich wieder zu, das Stahlband. Nicht so fest wie zuvor, aber doch so, dass sie nach Luft schnappen musste, keuchen, japsen.
    Mit einem Satz war Carl aus dem Bett und an der Tür, hämmerte dagegen wie ein Verrückter und schrie: »He! Hallo! Hört mich jemand? Meine Schwester stirbt!«
    Es wurde doch schon wieder besser. Carl , wollte Elinn ihn rufen, aber dazu hatte sie nicht genug Luft.
    Urs fuhr aus einem unruhigen Schlaf hoch und rief: »Was?« Dann sprang er Carl zur Seite, half ihm, gegen das Holz zu trommeln.
    Immer besser. Es wurde immer besser. Sie atmete, ein, aus, ein, aus. Wenn sie ganz ruhig lag, ging es.
    Schritte. »Geht von der Tür weg«, rief eine Stimme.
    Ein Riegel, der beiseitegeschoben wurde. Bewegung, vermummte Gestalten um sie herum. Carl, der erklärte, dass sie einen Arzt brauche, worauf die dunkle, raue Männerstimme sagte: »Ah, gut. Lass uns ein Video von ihr machen. Das wird nützlich sein, um die Sache zu beschleunigen.«
    Dann war helles Licht um Elinn herum, blendete sie, als sie nachsehen wollte, wer da ständig »Ihr Mistkerle! Ihr verdammten Mistkerle!« brüllte.
    Urs. Es war Urs. Sie hielten ihn fest, genau wie Carl, und jemand gab ihm eine Ohrfeige, aber er hörte nicht auf zu schreien.
    Urs platzte fast vor Wut auf die Kerle. Wenn er nur gekonnt hätte, er hätte sie . . . Aber er konnte ja nicht. Im Gegenteil, er war völlig hilflos. Das war es auch, was einen am meisten fertig machte.
    Wie gemein, Elinn so zu filmen. Wie sie dalag, nach Luft rang, elend wie ein Fisch auf dem Trockenen. Und das würde nun über alle Sender gehen. Hundsgemein. Wie entsetzlich es für Elinns Mutter sein würde, ihre Tochter so zu sehen, daran dachten Kerle wie die natürlich keinen Augenblick.
    Wenn er nur gekonnt hätte . . .
    »Wir müssen uns was ausdenken«, zischte er Carl zu.
    Der saß da wie betäubt. Er nickte oder zumindest konnte man sich einbilden, dass er nickte, aber er sagte nichts. Er saß nur da, rieb sich die rechte Brust und Schulter, wo ihn wahrscheinlich einer der Kerle grob angefasst hatte, und starrte Löcher in die Luft.
    Gut, was konnten sie schon tun? Sie hatten keinerlei Hilfsmittel. Niemand wusste,

Weitere Kostenlose Bücher