Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
Verwaltungsgericht Klage gegen Sie erheben wird. Das Gericht wird Sie auffordern, mit dem nächsten erreichbaren Flug zur Erde zurückzukehren, um sich zu verantworten. Es steht Ihrer Frau frei, Sie auf diesem Flug zu begleiten; falls sie es tut, wird die Raumfahrtbehörde die Kosten dafür übernehmen. Bis zur letztinstanzlichen Klärung Ihres Falles sind Sie beurlaubt, außerdem werden Ihre Bezüge eingefroren.« Mit einer Stimme, der man die mühsam unterdrückte Wut anhörte, setzte er hinzu: »Dies ist keine Vorverurteilung, sondern eine im Interesse der Sicherheit der Menschheit getroffene Entscheidung der Regierung der Förderation der Staaten der Erde.« Er legte das Blatt beiseite. »Die Aufzeichnung dieser Videokonferenz wird nun beendet.«
    Im nächsten Moment wurde der Schirm dunkel.
    Yin Chi wandte den Kopf. Pigrato neben ihm zitterte auf einmal so heftig, dass er nicht anders konnte, als den Arm um ihn zu legen und ihn zu stützen.
    Das alles kam Ariana immer mehr vor wie ein schlechter Traum. Da hatte sie sich einmal überwunden, von dem Hühnerfrikassee zu probieren, zu dem ihr Mrs Vaselic so dringend geraten hatte – ein neues Rezept von Marciela Pigrato, was stets eine Empfehlung war –, und dann war Dad aufgetaucht, kreideweiß im Gesicht, hatte sich zu ihr und Ronny gesetzt und ihnen erzählt, was passiert war.
    Und auf einmal schmeckte das Frikassee wie Kleister.
    Ronny spachtelte ungerührt weiter. »Galaktisch«, meinte er kauend. »Dann kriegt Mister Yin jetzt Pigratos Büro?«
    Dad schüttelte den Kopf. »Nein. Yin Chi hat ihm sofort nachdem der Senator abgeschaltet hatte gesagt, dass die Pigratos in der Wohnung bleiben sollen. Er will sie nicht.«
    Ariana hatte das Gefühl, jeden Moment zu ersticken. Sie sah auf ihre Hand hinab, die die Gabel hielt. Sie zitterte.
    »Was ist mit Urs?«, fragte sie. »Er wird doch aber wiederkommen?«
    Niemand sagte etwas. Als sie hochschaute, sah sie, wie ihr Vater schluckte.
    »Urs hat doch nichts getan«, flüsterte sie. »Sein Vater ist angeklagt. Nicht Urs. Er kann zurückkommen, nicht wahr, das ist gar kein Problem . . .?«
    »Ariana . . .«, sagte Dad. In seinen Augen schimmerte etwas.
    »Das wird er doch, oder?«
    »Kind . . . Wenn seine Eltern zur Erde zurückkehren . . .«
    »Meine Mutter ist auch zur Erde zurück. Na und? Ich bin trotzdem hier.«
    »Schon. Ja. Aber das ist . . .«
    »Dann gehe ich eben auch zur Erde. Dann bleibe ich auch nicht.« Ariana hatte das Gefühl, dass das Blut in ihren Adern anfing zu kochen. Zu kochen vor Wut. Vor Verzweiflung. »In ein paar Wochen kommt der Ostturm zum Stillstand. Bestimmt gibt er auch wieder eine Passage frei. Und sicher wieder zur Erde. Die nehm ich dann, ganz einfach. Ein Schritt . . .«
    »Du hast aber kein Artefakt«, sagte Ronny.
    Sie sah ihn an, wie er dasaß, mit gebeugtem Rücken über seinem halb geleerten Teller, die Gabel in der Hand, und ihre Wut, ihre Verzweiflung, alles zerfiel. Ihr war, als sei sie ein Druckzelt, aus dem die Luft entweicht, sodass es haltlos in sich zusammensackt.
    Richtig. Sie besaß kein Artefakt. Sie hatte eines gehabt, aber es war in dem Moment zerfallen, in dem sie es in die Hand genommen hatte.
    Sie sah umher, über die leeren Tische, die mürrischen Gesichter, die müde Dekoration. Die wenigen Gespräche klangen dumpf und hoffnungslos. Irgendwo klapperte Geschirr. Ihr Blick ging an den kahlen Ziegelwänden hoch, bis hinauf zu den schmalen Fenstern, durch die man sonst immer die Sterne sah.
    Heute sah man keine Sterne.
    Alles zerfiel. Alles.
    Wie betäubt kehrte Urs ins Wohnzimmer zurück, das Terminal in der Hand. Die Welt rings um ihn schien voller übermütiger Bewegungen zu sein. Die Äste der Bäume draußen vor dem Fenster wogten im Wind und warfen tanzende Schatten. Elinn saß auf dem Sofa, atmete durch ihre Maske und baumelte dabei mit den Beinen. Carl saß neben ihr und hatte gerade etwas erzählt, etwas Lustiges wohl, denn er lachte. Nur in Urs’ Innerem war alles starr und reglos geworden.
    Dann gefror das Lachen, die Beine hielten inne, und die Geschwister sahen ihn an wie ein Gespenst.
    »Was ist?«, fragte Carl.
    Urs legte das Terminal auf den Tisch. »Sie haben Dad gefeuert. Das heißt . . .« Er holte Luft. »Das heißt alles Mögliche, aber unter dem Strich läuft es darauf hinaus, dass ich nicht mit euch zum Mars zurückgehen werde.«
    Elinn ließ ihre Maske sinken und riss die Augen auf. »Was? Wieso nicht?«
    Er rief das Schreiben seiner Eltern

Weitere Kostenlose Bücher